Mann und Weib. Уилки Коллинз
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»Was, Du Schuft, hast Du endlich eine anständige Stelle gefunden?«
Bishopriggs rieb sich vergnügt die Hände und ging bereitwilligst auf den von Sir Patrick angeschlagenen Ton ein.
»Sie treffen immer den Nagel auf den Kopf, Sir Patrick; vortrefflich, vortrefflich, wie Sie sagen, habe ich endlich eine anständige Stelle gefunden. Aber wie gut Sie sich conservirt haben, Sir Patrick!«
Sir Patrick machte Bishopriggs’ Redefluß mit einer Handbewegung ein Ende und trat auf Anne mit den Worten zu:
»Ich erscheine vor Ihnen als ein Eindringling, mein Fräulein, und kann daher kaum auf Ihre Verzeihung rechnen, doch gebe ich mich der Hoffnung hin, daß Sie mich entschuldigen werden, wenn ich Ihnen die Gründe meines Erscheinens mitgetheilt haben werde.«
Er sprach diese Worte im Tone ausgesuchter Höflichkeit. Seine Bekanntschaft mit Anne war eine ganz oberflächliche Wie die meisten Männer war er bei den wenigen Gelegenheiten, wo er sie gesehen hatte, für ihre ungezierte Grazie und Anmuth nicht unempfänglich gewesen; das war aber auch Alles. Hätte er der gegenwärtigen Generation angehört, so würde er unter den obwaltenden Umständen unfehlbar sich einer der herrschenden Unsitten schuldig gemacht haben, der Neigung, einer ungewöhnlichen Situation gegenüber eine theatralische Haltung anzunehmen. Ein der gegenwärtigen Generation angehöriger Mann würde in Sir Patrick’s Lage Anne eine sogenannte echt ritterliche Ehrerbietung gezeigt und sie in einem Tone gemachter Sympathie angeredet haben, die wirklich zu empfinden für einen Fremden vollkommen unmöglich war. Sir Patrick affectirte nichts der Art. Eine der herrschenden Neigungen seiner Zeit hatte in der Beflissenheit bestanden, fortwährend sein besseres Selbst zu verleugnen, eine Untugend, die genau genommen viel weniger gefährlich war, als die Beflissenheit, fortwährend sein besseres Selbst hervorzukehren, wie sie in der Gesellschaft unserer Zeit im privaten wie im öffentlichen Leben an der Tagesordnung ist. Sir Patrick zeigte bei dieser Gelegenheit weniger Sympathie, als er wirklich empfand. Gegen alle Damen höflich, war er auch gegen Anne höflich wie immer, aber nichts mehr.
»Ich kann mir durchaus nicht denken«, sagte sie, »was Sie hierher führt; der Kellner sagt mir, daß Sie zu einer Gesellschaft von Herren gehören, die an dem Wirthshause vorüber geritten sind und Alle bis auf Sie ihren Weg fortgesetzt haben.«
Mit diesen vorsichtigen Worten eröffnete Anne ihrerseits das Gespräch mit dem unwillkommenen Besuch.
Sir Patrick erwiderte ohne eine Spur von Verlegenheit: »Der Kellner hat vollkommen Recht; ich gehöre zur Jagdgesellschaft und habe die Herren gebeten, ohne mich nach dem Waldschlößchen weiter zu reiten. Darf ich, nachdem ich dies zugegeben habe, auf Ihre Erlaubniß hoffen, Ihnen die Veranlassung meines Besuches zu erklären.«
Mit einem ganz begreiflichen Argwohn gegen Sir Patrick, als eine von Windygates kommende Person, antwortete Anne in wenigen förmlichen Worten so kalt wie vorher:
»Erklären Sie diese Veranlassung, wenn ich bitten darf, so kurz wie möglich.«
Sir Patrick verbeugte sich. Er fühlte sich nicht im Geringsten beleidigt, vielmehr, wenn es, ohne ihn in der öffentlichen Achtung herabzusetzen, gesagt werden darf, innerlich ergötzt. In dem Bewußtsein, in der redlichsten Absicht, sowohl im Interesse Anne’s, als auch der Damen von Windygates sich nach dem Gasthofe verfügt zu haben, konnte er sich jetzt, als er sah, wie das Mädchen, zu dessen eigenem Besten er gekommen war, ihn abzuwehren suchte, einer humoristischen Anwandlung nicht erwehren. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine Mission in der ihm eigenthümlich launigen Weise zu behandeln. Er nahm mit ernster Miene die Uhr aus der Tasche und merkte sich auf die Sekunde die Zeit, bevor er wieder zu reden anfing.
»Ich habe Ihnen ein Ereigniß mitzutheilen bei welchem Sie interessirt sind,« sagte er, »und zwei Aufträge an Sie auszurichten, die anzunehmen, Sie hoffentlich sich nicht weigern werden. Das Ereigniß werde ich Ihnen in einer Minute erzählen können, die Aufträge werde ich in weiteren zwei Minuten ausrichten, so daß die ganze Zeit meines unbefugten Eindringens bei Ihnen, nicht länger als drei Minuten dauern wird.«
Er rückte einen Stuhl für Anne herbei und wartete ruhig, bis sie ihm durch eine Handbewegung gestattete, für sich selbst einen zweiten Stuhl herbeizuholen.
»Wir wollen mit dem Ereigniß anfangen«, nahm er wieder auf. »Ihr Aufenthalt in diesem Gasthof ist kein Geheimniß in Windygates; eine der weiblichen Dienstboten hat Sie auf dem nach Craig-Fernie führenden Weg gesehen, woraus man dann den sehr natürlichen Schluß gezogen hat, daß Sie sich auf dem Wege zu diesem Gasthofe befänden. Es ist vielleicht für Sie von Wichtigkeit, das zu wissen, und ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen dies mitzutheilen.«
Er sah nach der Uhr. Der Bericht der Begebenheit hatte eine Minute gedauert. Er hatte ihre Neugierde erregt.
»Welche von den Dienstboten hat mich gesehen?« fragte sie unwillkürlich.
Sir Patrick lehnte es, die Uhr in der Hand, ab, die Unterhaltung durch Eingehen auf ihre etwa auftauchenden Fragen ungebührlich zu Verlängern.
»Verzeihen Sie mir, aber ich habe Ihnen mein Wort verpfändet, daß ich Sie nur drei Minuten in Anspruch nehmen will. Ich habe keine Zeit auf Ihre Frage in Betreff des Frauenzimmers einzugehen. Mit Ihrer gütigen Erlaubniß werde ich jetzt meine Aufträge ausrichten.«
Anne schwieg.
»Erster Auftrags: fuhr Sir Patrick fort. »Lady Lundie’s Empfehlungen an die bisherige Gouvernante ihrer Stieftochter – deren jetziger Name ihr unbekannt ist. Lady Lundie muß zu ihrem Bedauern erklären, daß Sir Patrick, als Haupt der Familie, gedroht hat, nach Edinburg zurückzukehren, wenn sie sich nicht dazu verstehen sollte, sich in ihrem Verfahren gegen ihre bisherige Gouvernante von ihm leiten zu lassen; Lady Lundie giebt demgemäß ihre Absicht auf, selbst nach dem Gasthofe von Craig-Fernie zu kommen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu geben und eine Untersuchung anzustellen, und überläßt es Sir Patrich ihre Gesinnungen kund zu thun, indem sie sich das Recht vorbehält, bei der nächsten passenden Gelegenheit eine Untersuchung anzustellen. Durch die Vermittlung ihres Schwagers erlaubt sie sich, der bisherigen Gouvernante mitzutheilen, daß aller Verkehr zwischen ihnen aufhören und daß sie es ablehnen muß, bei vorkommenden Gelegenheiten irgend welche Auskunft zu ertheilen. Das ist die wörtliche Wiedergabe der Ansicht, welche Lady Lundie über Ihr plötzliches Verschwinden von Windygates ausgesprochen hat. – Jetzt sind zwei Minuten vergangen!«
Anne erröthete ihr Stolz war gekränkt.
»Die Impertinenz der Botschaft Lady Lundie’s überrascht mich durchaus nicht«, sagte sie; »was mich wundert ist nur, daß Sir Patrick sich dazu hergiebt, diese Botschaft auszurichten.«
»Sir Patricks Motive werden Ihnen sogleich klar sein«, erwiderte der unverbesserliche alte Herr. »Zweiter Auftrag: Blanche versichert Sie ihrer zärtlichsten Liebe, sie vergeht vor Verlangen, Annes Gatten kennen zu lernen und Anne’s jetzigen Namen zu erfahren, sie ängstigt sich unbeschreiblich um Anne, besteht darauf sofort Nachricht von ihr zu bekommen, sehnt sich darnach, wie sie sich noch nie nach etwas gesehnt hat, ihren Pony-Wagen anspannen zu lassen und im vollsten Galopp hierher zu jagen und beugt sich nur dem auf ihr lastenden Druck der Autorität ihres Vormundes.
Sie überläßt daher den Ausdruck ihrer Gefühle Sir Patrick, der ein gebotener Tyrann ist und sich nichts daraus macht, andern Menschen das Herz zu brechen. Was Sir Patrick selbst anbetrifft, so beschränkt er sich darauf, die Ansichten seiner Schwägerin und seiner Nichte der Dame vorzutragen, mit der er jetzt zu sprechen die Ehre hat und in deren Vertrauen sich nicht einzudrängen seine angelegentlichste Sorge ist. Er