Mann und Weib. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Mann und Weib - Уилки Коллинз страница 40
Anne trat zu ihm. »Ich kann Ihnen helfen; sagten Sie nicht, daß Sie den aufwärts gehenden Zug benutzen wollten?«
»Wie heißt die Station wo Sie aussteigen?«
Arnold nannte sie ihr.
»Sie verfolgte das verwickelte Netz von Linien und Zahlen mit dem Finger, hielt plötzlich inne, sah noch einmal auf den Punkt, um sich zu vergewissern und kehrte der Tabelle in heller Verzweiflung den Rücken. Der letzte Zug war vor einer Stunde abgegangen!
Während der Pause, welche dieser Entdeckung folgte, leuchtete ein erster Blitzstrahl durch das Zimmer und das leise Rollen des Donners verkündete den Ausbruch des Ungewitters.
»Was ist nun zu thun?« fragte Arnold Ohne von dem heranziehenden Unwetter Notiz nehmen, erwiderte Anne ohne Zögern: »Sie müssen einen Wagen nehmen und fahren.«
»Wie ich höre, braucht man eine Stunde auf der Eisenbahn, um nach meinem Gute zu gelangen, nicht gerechnet die Entfernung von hier bis zur Station.«
»Was liegt an der Entfernung, Herr Brinkworth? Sie können unmöglich hier bleiben.«
Ein zweiter Blitz erhellte das Zimmer, das Rollen des Donners kam näher. Selbst Arnold’s unerschütterlich gute Laune fing bei Anne’s beharrlich kundgegebenem Entschluß, ihn los zu werden, an zu wanken. Er setzte sich mit der Miene eines Menschen der entschlossen ist, das Haus nicht zu verlassen, nieder.
»Haben Sie das gehört?« sagte er, als eben die letzten Töne eines furchtbaren Donnerschlages verhallten und der Regen heftig gegen die Fenster schlug. »Glauben Sie, daß wenn ich auch Pferde beordern wollte, man sie mir bei einem solchen Wetter geben würde? Und wenn man es thäte, glauben Sie, daß die Pferde bei solchem Wetter auf der Haide ausharren könnten? Nein, Miß Silvester, ich bedauere Ihnen im Wege zu sein, aber da der Zug fort und die Nacht mit ein Gewitter eingebrochen ist, bleibt mir nichts übrig, als hier zu bleiben!«
Anne beharrte noch immer bei ihrer Ansicht, wenn auch etwas weniger entschlossen. »Bedenken Sie doch, nachdem was Sie der Wirthin mitgetheilt haben, in welch’ peinliche Verlegenheit wir kommen, wenn Sie bis morgen früh hier im Wirthshause bleiben.«
»Ist das Alles?« fragte Arnold.
Anne sah ihn zornig an, überzeugte sich aber, daß er keine Ahnung davon hatte, sie durch seine Aeußerung Verletzt zu haben. Sein gerader und männlicher Sinn brach sich durch alle die kleinen weiblichen Bedenken und Empfindlichkeiten seiner Genossin Bahn, und faßte die Lage der Dinge, wie sie wirklich war, praktisch in’s Auge.
»In was für eine Verlegenheit denn?« fragte er, auf das Schlafzimmer deutend; »da ist Ihr Zimmer ganz bereit für Sie und hier ist ein Sopha in diesem Zimmer ganz bereit für mich. Wenn Sie die Lager gesehen hätten, mit denen ich mich auf der See habe behelfen müssen!«
Sie unterbrach ihn ohne Weiteres; seine Nachtlager auf der See waren ihr vollkommen gleichgültig. Die augenblicklich zu entscheidende Frage war, wo er diese Nacht schlafen sollte.
»Wenn Sie durchaus bleiben müssen,« erwiderte sie»»sollten Sie nicht ein anderes Zimmer hier im Hause bekommen können?«
Den einzigen Verstoß, der ihm noch zu begehen übrig blieb, beging Arnold in seiner Unschuld, indem er in scherzendem Tone fragte:
»Ein anderes Zimmer hier im Hause? Ich bitte Sie, wie würde die Wirthin darüber scandalisiren. Bishopriggs würde es niemals zugeben.«
Sie stand auf und stampfte mit dem Fuße. »Scherzen Sie nicht, hier ist nichts zu scherzen.« Aufgeregt ging sie im Zimmer auf und ab. »Die Sache gefällt mir nicht, sie gefällt mir durchaus nicht.«
Arnold sah ihr mit einem kindlich starren Blicke nach. »Was regt Sie denn so auf, ist es das Gewitter.«
Sie warf sich wieder aufs Sopha »Ja sagte sie, es ist das Gewitter.«
Arnold fühlte sich in seiner unerschöpflichen Gutmüthigkeit sofort wieder zu hülfreichem Handeln aufgelegt. »Wollen wir Licht kommen lassen?« fragte er »und uns das Wetter aus dem Sinn schlagen?«
Sie rückte ungeduldig auf dem Sopha hin und her, ohne zu antworten.
»Ich verspreche Ihnen, morgen so früh wie möglich aufzubrechen,« fuhr er fort. »Bitte versuchen Sie es doch, die Sache leicht zu nehmen und seien Sie mir nicht böse; Sie würden ja in einer solchen Nacht keinen Hund hinausjagen.«
Er war unwiderstehlich Bei dem Anblick seines ehrlich bittenden Gesichts fand Anne ihr sanfteres und besseres Selbst wieder.
Sie entschuldigte sich mit einer Anmuth, die ihn bezauberte.
»Wir wollen doch noch einen gemüthlichen Abend hier haben,« rief Arnold in seiner herzlichen Weise und klingelte. Die Glocke hing vor der äußeren Thür jenes Patmos in der Wildniß, das gewöhnliche Sterbliche, die Geschirrkammer des Oberkellners nannten.
Bishopriggs hatte seine kurze Muße in der Einsamkeit seines Zimmerlebens dazu benutzt, sich ein Glas von dem erquickenden heißen Getränk zu bereiten, das man in Schottland »Toddy« nennt und er war eben im Begriff, dasselbe zum Munde zu führen, als Arnold’s Aufforderung erscholl, seinen Toddy aufzugeben. »Halt ein mit Deinem verfluchten Gebimmel,« rief Bishopriggs der Glocke durch die Thür zu, »Du bist ja schlimmer als ein Weib!« Die Glocke erscholl zum zweiten Mal. Bishopriggs blieb nichtsdestoweniger beharrlich bei seinem Toddy »O, o, schrei Du Dich nur heiser, Du bringst aber doch einen Schotten nicht von seinem Glase Toddy weg. Sie wollen wohl ihr Diner beendigen.
Sir Patrick kam gerade, als sie eben damit angefangen hatten und verdarb mit seiner gewöhnlichen Bosheit die Klopfe.« Es klingelte zum dritten Male. »Nur immer zu, nur immer zu! Der junge Mann da drinnen fröhnt nur allzusehr seinen Bauch. Das Klingeln bekundet eine bedauerliche Eile, seine fleischlichen Gelüste zu befriedigen. Vom Wein versteht er leider Nichts,« fuhr Bishopriggs fort, auf dessen Geist Arnold’s Entdeckung von dem getauften Sherry noch unangenehm lastete.
Die Blitze folgten immer rascher auf einander und warfen ihren fahlen Schein unheimlich in das Gastzimmer. Der Donner rollte immer lauter über die schwarze Haide hin. Eben hatte Arnold die Hand erhoben um zum vierten Male zu klingeln, als das unvermeidliche Klopfen an der Thür gehört wurde. Er brauchte nicht herein zu sagen, nach Bishopriggs uumstößlichen Gesetzen war ein zweites Klopfen unerläßlich. Das zweite Klopfen folgte dem ersten wie der Donner dem Blitz und erst dann erschien der Weise mit einer Schüssel »Klopse« in der Hand.
»Bringen Sie Licht!« rief ihm Arnold entgegen.
Bishopriggs setzte die »Klopse,« ein Gericht aus gehacktem Fleisch, auf den Tisch, zündete die Lichter auf dem Kamin an, blickte mit einen, von, dem kürzlich genossenen Toddy funkelnden Auge umher und wartete auf weitere Ordre, bevor er zu seinem zweiten Glase zurückkehrte.
Anne wollte nichts mehr genießen. Arnold hieß Bishopriggs die Laden schließen und setzte sich nieder um sein Diner allein zu vollenden.
»Das riecht fettig und sieht fettig aus!« sagte er zu Anne gewandt, indem er die Klopse mit dem Löffel umdrehte. »Ja zehn Minuten werde ich mit meinem Diner fertig sein. Nehmen Sie Thee?«
Anne lehnte auch das ab.
Arnold machte noch einen Versuch. »Wie