Mann und Weib. Уилки Коллинз

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mann und Weib - Уилки Коллинз страница 41

Mann und Weib - Уилки Коллинз

Скачать книгу

einmal fuhr Arnold ein Gedanke durch den Kopf. »Ich habe es!« rief er, »wir wollen die Zeit tödten, wie unsere Cajüten-Passagiere es auf See zu thun pflegten.« Zu Bishopriggs gewandt sagte er:

      »Bringen Sie ein Spiel Karten.«

      »Wie befehlen Sie?« fragte Bishopriggs, der seinen Ohren nicht traute.

      »Ein Spiel Karten« wiederholte Arnold.

      »Karten?« fragte Bishopriggs, »ein Spiel Karten? die Bilder der Hölle und die Leibfarben des Teufels, schwarz und roth? – Diesem Befehl kann ich nicht nachkommen, werde ich um Ihres eigenen Seelenheils willen nicht nachkommen. Sie sind schon so alt geworden und haben noch keine Ahnung davon, eine wie große Sünde das Kartenspiel ist?«

      »Das können Sie nehmen wie Sie wollen,« erwiderte Arnold. »Sie werden aber finden, wenn ich fortgehe, daß ich ein vollkommenes Bewußtsein von der Pflicht habe, dem Kellner ein gutes Trinkgeld zu geben!«

      »Bestehen Sie darauf die Karten zu bekommen?« fragte Bishopriggs mit plötzlich verändertem Ton und Wesen.

      »Jawohl, ich bestehe darauf.«

      »Ich wasche meine Hände in Unschuld, wenn ich sie ausstrecke, um Ihnen Karten zu bringen. Bei mir zu Hause sagen sie: »wer zur Hölle fahren will, mag es in Gottes Namen thun,« und was sagt man bei Ihnen zu Hause? »Wenn der Teufel aufspielt, muß getanzt werden.«

      Mit dieser vortrefflichen Rechtfertigung der Verleugnung seiner eigenen Grundsätze humpelte Bishopriggs zum Zimmer hinaus, um die Karten zu holen.

      Die Schublade des Tisches in der Geschirrkammer enthielt eine große Auswahl der verschiedenartigsten Gegenstände, unter denen sich auch ein Spiel Karten befand.

      Beim Suchen nach den Karten kam die Hand des Oberkellners in Berührung mit einem Stück zusammengeballten Papiers. Er zog es heraus und erkannte in demselben den Brief, den er einige Stunden vorher im Gastzimmer vom Boden aufgenommen hatte. »Aha! ich thue eben so gut mir das Ding gleich jetzt, wo ich eben daran denke, anzusehen,« sagte Bishopriggs zu sich; »die Karten kann ja ein Anderer in’s Gastzimmer bringen!«

      Er schickte sofort den zweiten Kellner damit zu Arnold, schloß die Geschirrkammer und glättete das zusammengeballte Stück Papier, auf welchem die beiden Briefe geschrieben waren, sorgfältig auseinander; dann zündete er sein Licht an und begann den mit Tinte geschriebenen Brief, der die drei ersten Seiten füllte, zu lesen. Derselbe lautete wie folgt:

»Windygates, 12. August 1860Mr. Geoffrey Delamayn!

      Ich habe bis jetzt vergeblich gehofft, daß Du von dem Gute Deines Bruders herüberkommen würdest, um mich zu sehen. Dein Benehmen gegen mich ist unbarmherzig und ich bin entschlossen, es nicht länger zu ertragen; überlege Dir die Sache in Deinem eigenen Interesse, ehe Du ein unglückliches Weib, das sich Dir hingegeben hat, zur Verzweiflung treibst. Du hast mir bei Allem, was Dir heilig ist, die Ehe versprochen, ich berufe mich auf Dein Versprechen, und bestehe darauf das zu werden, wozu mich zu machen Du gelobt hast, was zu werden ich all’ diese Zeit her gewartet habe und was ich vor Gott schon bin, Dein eheliches Weib! – Lady Lundie giebt hier am 14. d. ein Gartenfest; ich weiß, daß Du dazu eingeladen bist und rechne sicher darauf, das; Du die Einladung annimmst. Wenn Du mich in meiner Erwartung täuschest, so stehe ich für nichts ein. Ich bin fest entschlossen, diesen Zustand der Dinge nicht länger zu ertragen. O, Geoffrey, denke an die Vergangenheit, sei treu und gerecht.

      Dein Dich liebendes Weib

Anne Silvester«

      Bishopriggs hielt inne. Sein Commentar zu diesem Theil der Correspondenz war einfach genug. »Zornige Worte der Dame an den Herrn mit Tinte geschrieben.« Dann warf er einen Blick aus den zweiten, auf der vierten Seite geschriebenen Brief und fügte höhnisch hinzu: »Bischen kälter und mit Bleistift geschrieben von dem Herrn an die Dame; das ist der Lauf der Welt von Adam’s Zeiten her bis auf unsere Tage.«

      Dieser zweite Brief lautete so:

      »Liebe Anne!

      In diesem Augenblick werde ich zu meinem Vater nach London gerufen. Die Nachricht von ihm lautet schlimm. Bleibe, wo Du bist und ich will dahin schreiben. Vertraue dem Ueberbringer. Auf mein Ehrenwort, ich werde mein Versprechen halten.

      Dein Dich liebender Gatte

      Geoffrey Delamayn

      Windygates, den 14.August, 4 Uhr Nachmittags. In furchtbarer Eile geschrieben, der Zug geht um 4 Uhr 30 Minuten ab!«

      Das war Alles!

      Wer sind denn die da im Gastzimmer? Die eine ist die Silvester – und der andere der Delamayn?« fragte Bishopriggs sich, indem er das Papier langsam wieder in seine ursprüngliche Form brachte. »Was mag das Alles zu bedeuten haben?« Er bereitete sich ein zweites Glas Toddy als Beförderungsmittel seiner Reflexionen und saß eine Weile, seinen Toddy schlürfend, da, während er den Brief zwischen seinen gichtischen Fingern hin und her drehte. Es war nicht ganz leicht heraus zu finden, in welchem Verhältniß der Herr und die Dame zu einander standen. Waren sie die Schreiber selbst oder waren sie nur die Freunde der Schreiber, wer konnte das wissen. Im ersten Fall würde die Dame ihren Zweck so gut wie erreicht haben, denn die Beiden hatten ja selbst in seiner und der Wirthin Gegenwart erklärt, Mann und Weib zu sein. In dem zweiten Fall konnte die so achtlos bei Seite geworfene Correspondenz noch einmal von großer Wichtigkeit werden. Dieser letzteren Ansicht gemäß nahm Bishopriggs, dessen frühere kurze Praxis als Schreiber auf Sir Patricks Bureau ihm einige Geschäftskenntniß eingebracht hatte, Feder und Dinte zur Hand und schrieb auf die Rückseite des Briefes mit dem Datum eine kurze Angabe der Umstände, unter welchen er denselben gefunden hatte. »Ich werde gut thun, dieses Dokument aufzubewahren,« dachte er bei sich, »wer weiß, vielleicht wird noch einmal eine Belohnung dafür ausgesetzt. Das Ding kann für einen armen Kerl wie mich noch seine fünf Pfund werth sein!« Mit dieser tröstlichen Reflexion nahm er eine alte Blechdose aus der Tischschublade und verschloß die gestohlenen Briefe in derselben bis auf bessere Zeiten.

      Das Ungewitter tobte immer furchtbarer, je später es wurde. Im Wohnzimmer präsentirte sich der ewig wechselnde Zustand der Dinge wieder in einer anderen Gestalt. Arnold hatte sein Diner beendet und abdecken lassen, hatte dann einen Seitentisch vor das Sopha, auf welchem Anne lag, gerückt, das Spiel Karten gemischt und bot nun seine ganze Beredsamkeit auf, Anne zu bewegen, eine Partie Ecarte mit ihm zu versuchen, um ihre Aufmerksamkeit von dem draußen tobenden Sturme abzulenken.

      Aus reiner Erschöpfung gab sie nach, erhob sich langsam im Sopha und erklärte, sie wolle versuchen zu spielen. »Schlimmer kann es doch nicht werden,« dachte sie, als Arnold ihr die Karten gab, »und ich habe kein Recht, dem armen jungen Mann meinen Jammer entgelten zu lassen.«

      Ein Paar schlechtere Spieler hatten wohl noch nie an einem Spieltisch gesessen. Anne war im höchsten Grade unaufmerksam und ihr Partner wußte überhaupt wenig vom Kartenspiel. Anne legte die a-tout-Karte um. Caro neun. Arnold sah in seine Karten und proponirte, Anne lehnte es ab, die Karten zu wechseln; Arnold meldete mit unverminderter guter Laune, es sei ihm jetzt klar, daß er das Spiel verlieren müsse und spielte dann seine erste Karte, die Piqne-Dame,aus. Anne nahm die Königin mit dem König und vergaß den König zu markiren. Dann spielte sie Trumpf-Zehn aus. Plötzlich entdeckte Arnold unter seinen Karten die Pique-Acht. »Wie Schade," sagte er, als er sie ausspielte. »Halloh, Sie haben den König nicht markirt, ich will es für Sie thun. Das sind zwei, nein, drei für Sie; ich wußte, daß ich das Spiel verlieren würde; konnte ja mit so schlechten Karten nichts anfangen, nicht wahr? Jetzt, wo ich meine Trümpfe ausgespielt habe, habe ich Alles verloren! A vous!«

      Anne sah in ihre Karten. In diesem Augenblick warf der Blitz seinen hellen

Скачать книгу