Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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ist.«

      Elsbeth traute ihren Ohren nicht. »Und wo will er hin?«, rief sie.

      »Er will euch fragen, ob ihr ihn eine Weile aufnehmt«, antwortete Kurt. »Er glaubt nämlich, dass es gar nicht um sein Haus ging, sondern um dieses Haus hier.«

      »Ach«, murmelte Elsbeth. »Sieh mal einer an, diese Idee ist mir auch schon gekommen.«

      »Wir machen dann mal weiter«, kündigte Armin an und verschwand mit den beiden anderen auf dem Dach.

      Elsbeth sank auf einen Küchenstuhl und dachte nach. Franziska war bereits in der Schule, sie würde nicht weniger überrascht sein als sie selbst, wenn sie zurückkehrte und die Männer bei der Arbeit vorfand.

      Als es an der Küchentür klopfte, fuhr sie auf. Entgeistert sah sie Ulrich an, der gleich darauf hereinkam. »Du?«, fragte sie. »Ich dachte, dass du damit beschäftigt bist, dein Haus zu vernageln.«

      »Das hat Zeit«, erklärte er. »Die Polizei geht nach wie vor ein und aus, ich stehe denen nur im Weg, und da ich keine Wertgegenstände besitze, die man mir stehlen könnte, bin ich lieber hierhergekommen, damit wir wenigstens hier Fortschritte machen.«

      »Du wirkst sehr gelassen«, wunderte sie sich.

      »Du hättest mich gestern sehen sollen – da war ich vollkommen fassungslos. Aber seitdem hatte ich Zeit zum Nachdenken, und ich habe ein paar Ideen, was hinter diesem Anschlag stecken könnte.« Er lächelte auf sie hinunter. »Dass man dich mal sitzen und nachdenken sieht, ist eine Seltenheit, Elsbeth.«

      »Setz dich auch und trink einen Kaffee mit mir«, bat sie. »Du denkst also auch, es könnte um dieses Haus gegangen sein und nicht um deins? Die anderen haben so etwas angedeutet.«

      »Auch?«, fragte er. »Wer denkt das noch?«

      »Ich«, antwortete sie ruhig. »Franzi will davon natürlich nichts hören – noch nicht. Aber wenn sie Zeit hat, darüber nachzudenken, fällt ihr vielleicht auch auf, dass diese ganze Geschichte mit dem Tes­tament hinten und vorne nicht stimmen kann. Ich habe den Gedanken bisher immer verdrängt, dass ein ziemlich dreister Betrug dahinterstecken muss – aber eigentlich ist es völlig klar, dass Johannes zu Randershausen seine Tochter niemals so … so unversorgt zurückgelassen hätte.«

      »Also hat die zweite Frau gemeinsam mit ihrem Sohn ein falsches Testament vorgelegt?«

      »Frau zu Randershausen? Das glaube ich eher nicht, ihrem Sohn dagegen traue ich einiges zu. Allerdings war das Testament notariell beglaubigt, das kann er nicht allein gemacht haben.«

      »Ein Notar, der ein Testament fälscht?«, fragte Ulrich mit hochgezogenen Augenbrauen.

      »Er riskiert sehr viel, wenn er so etwas macht.«

      »Das ist der Punkt, an dem ich immer aufgehört habe, zu grübeln«, gestand Elsbeth. »Es klingt einfach zu unwahrscheinlich. Zumal Franzis Vater schon seit Jahren mit Herrn von Hoyningen zusammengearbeitet hat.«

      »Was ist er für ein Mann, dieser Notar?«, erkundigte sich Ulrich.

      »Ein armer Kerl!«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen. »Klein, dick und nicht sehr attraktiv, muss man sagen. Aber ausgesprochen klug, und so hat er sich schnell einen Namen gemacht – und ein ansehnliches Vermögen. Aber als Mann fehlt es ihm an Selbstvertrauen. Er hatte immer eine schöne Frau an seiner Seite, die er, wenn ich das mal so deutlich sagen darf, natürlich ausgehalten hat. Wenn sie genug Schmuck und Kleider von ihm bekommen hatten, war die Sache immer sehr schnell beendet.«

      »Ach so«, murmelte Ulrich. »Ich verstehe. Für ihn ist Geld das Mittel, um die Rolle zu spielen, die er gern spielen will. Das könnte bedeuten, dass er tatsächlich bereit wäre, einen Betrug zu begehen, wenn es sich für ihn lohnt.«

      »Möglich wäre es«, gab Elsbeth zu, »nur beweisen lässt sich das nicht. Es ist kein anderes Testament aufgetaucht, nichts wies darauf hin, dass es eins gegeben haben könnte. Und es gab auch keinen Hinweis darauf, dass Herr zu Randershausen seinem Notar misstraute.«

      Ulrich trank seinen Kaffee aus. »Ich muss darüber nachdenken«, sagte er. »Und jetzt gehe ich aufs Dach, um den anderen zu helfen. Danke, Elsbeth.«

      »Wir haben zu danken«, erwiderte sie. »Dass du in einer solchen Situation hierherkommst, um uns zu helfen – damit haben wir nicht gerechnet.«

      Er hielt ihren Blick fest. »Ich bin kein Heiliger«, erwiderte er mit leisem Lächeln, »ich bin auch deshalb hier, weil ich gern herkomme, Elsbeth, und ich denke, dass du das auch weißt.«

      Sie erwiderte sein Lächeln, als sie nickte.

      Er stand auf, beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen, dann ging er.

      Elsbeth schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein und blieb noch eine Weile sitzen. Äußerlich wirkte sie ganz ruhig, aber ihr Inneres war in Aufruhr. Sie hatte sich immer für eine Frau gehalten, die so schnell durch nichts aus der Fassung zu bringen war, doch dieser Mann schaffte es, dass sie sich wie fünfzehn fühlte: Ihre Kehle war trocken, das Herz raste, und sie hatte die berühmten Schmetterlinge im Bauch.

      Sie schüttelte den Kopf über sich, aber sie lächelte dabei. Und dann stand sie auf, um sich endlich wieder an die Arbeit zu machen.

      *

      Franziska war sehr erstaunt, als sie nach Unterrichtsschluss Lucius vor der Schule stehen und auf sie warten sah. »Den ganzen Morgen musste ich an euch denken«, gestand sie. »Und letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Es tut mir so leid, dass das passiert ist, Lucius.«

      »Niemand hat geschlafen«, erklärte er. »Ich muss mit dir reden, Franzi. Lass uns da vorn eine Kleinigkeit essen, ja? Ich lade dich ein, Elsbeth weiß Bescheid.«

      Sie folgte ihm verwundert in das Lokal, das er ansteuerte. Nachdem sie bestellt hatten, sagte er: »Mein Onkel ist fest davon überzeugt, dass jemand ihn durch diese Tat ges­tern daran hindern will, dein Haus zu sanieren.«

      »Wie bitte?«, fragte Franziska. »Was habt ihr denn bloß alle für Ideen auf einmal? Elsbeth hat das gestern auch schon gesagt!«

      »Er ist außerdem überzeugt davon, dass mit dem Testament, das dein Vater angeblich gemacht hat, etwas nicht stimmt.«

      »Das würde bedeuten, dass jemand es gefälscht hat. Auch diese Idee ist Elsbeth schon gekommen, aber ich kann das nicht glauben, Lucius.«

      »Du solltest das nicht vorschnell von dir weisen«, entgegnete er. »Deine Stiefmutter und dein Halbbruder haben alles geerbt, nur das Haus nicht, von dem dein Vater wusste, dass es saniert werden muss. Ist dir wirklich noch nie in den Sinn gekommen, dass das merkwürdig ist?«

      Sie wiederholte, was sie am Abend zuvor auch schon zu Elsbeth gesagt hatte und setzte hinzu: »Selbst wenn jemand mich betrogen hätte, Lucius: Ich könnte es niemals beweisen. Ein anderes Tes­tament gab es nicht, also, was soll’s? Außerdem traue ich weder Alexis noch Nora eine solche Tat zu. Lass uns nicht mehr darüber reden.«

      Er griff nach ihrer Hand. »Ich bekomme am Wochenende Besuch aus Sternberg«, sagte er.

      »Aus Sternberg?«, fragte sie verwundert.

      »Anna und Chris besuchen mich am Wochenende. Ich sollte

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