Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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sich sicher, weil er denkt, dass er mich vollkommen in der Hand hat. Stimmt ja auch.«

      »Stimmt nicht«, widersprach Walter.

      »Wenn du jetzt sofort zur Polizei gehst, wird er sich nicht mehr absetzen können.«

      »Er weiß aber, dass ich das nicht tue. Ich bin ein unattraktiver Mann, Walter, aber ich bin wenigstens wohlhabend und habe einen angesehenen Beruf. Wenn mir auch der noch genommen wird, bleibt mir nichts mehr.«

      »Weiß deine Sekretärin Bescheid?«

      »Jetzt ja, ich habe ihr neulich die Wahrheit gesagt. Aber sie ist nicht beteiligt, in keiner Weise.«

      »Und was sagt sie? Hat sie dir einen Rat gegeben?«

      »Ja, sie hat in etwa das Gleiche gesagt wie du.«

      »Kluge Frau«, stellte Walter fest. »Und loyal.«

      »Sie ist die Beste, Walter.« Roberts Stimme erwärmte sich, er schlug sogar die Augen auf und sah seinen Freund an. »Sie ist im Grunde genommen das einzig Erfreuliche in meinem Leben – und das schon seit Jahren. Von dir einmal abgesehen.«

      »Sie liebt dich eben«, stellte Walter trocken fest.

      Robert fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. »Frau Aldekamp? Spinnst du?«

      »Ich spinne nicht, ich bin nur nicht so blind wie du. Sie erträgt deine wechselnden dummen Freundinnen, die dich nur ausnehmen, sie macht ständig Überstunden, sie hört dir zu, wenn es dir schlecht geht, und sie leidet still, weil du sie als Frau noch nicht einmal wahrnimmst.«

      Robert richtete sich halb auf und starrte seinen Freund an. »Ist das dein Ernst? Du glaubst, sie liebt mich?«

      »Ich könnte es beschwören«, erklärte Walter. »Sie liebt dich, wie du bist. Oder hat sie dir gekündigt, als sie gehört hat, was du getan hast.«

      »Nein, hat sie nicht«, murmelte Robert und ließ sich zurück auf die Liege sinken. »Ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, mich um sie zu bemühen, Walter, dabei finde ich sie wirklich sehr, sehr anziehend.«

      »Vielleicht denkst du mal darüber nach, warum du auf diese Idee nicht gekommen bist«, schlug Walter vor. »Ich lasse dich jetzt in meine Klinik bringen – und dort verfahren wir so, wie ich es dir bei deinem letzten Besuch schon vorgeschlagen habe. Von der Klinik aus kannst du dann Frau Aldekamp anrufen, damit sie deine Termine verlegt. Und vielleicht überlegst du mit ihr zusammen, wie du weiter vorgehen willst.« Walter schwieg einen Moment, dann setzte er hinzu: »Eins noch, das hätte ich beinahe vergessen: Ich bleibe dein Freund, auch wenn du dich falsch verhalten hast – nur, damit das klar ist.«

      Roberts Augen füllten sich mit Tränen, als er leise: »Danke«, sagte.

      *

      »Ich kann es gar nicht fassen, wie weit Sie gekommen sind«, sagte Franziska, als sie nachmittags aus der Schule kam. Sie strahlte Ulrich und seine Helfer an, die sich durch ihre offensichtliche Freude nur noch mehr angespornt fühlten.

      »Wir sind bestens verpflegt worden, das Wetter hat mitgespielt – und alles war gut vorbereitet«, erklärte Ulrich. »Außerdem ist das ein so schönes Haus, dass es Freu­-de bereitet, es wiederherzustellen. Solche massiven Mauern und ein so grundsolides Dach habe ich lange nicht mehr gesehen. Es wird uns alle überdauern.«

      »Glauben Sie wirklich?«

      »Ich bin fest davon überzeugt.«

      Sie ließ den Blick über die Fassade gleiten, ihr Gesicht wurde weich. »Ich habe so viele schöne Erinnerungen an dieses Haus«, sagte sie leise. »Es war immer mein Freund. Das klingt vielleicht albern, aber so habe ich es empfunden.«

      »Es klingt nicht albern«, widersprach Ulrich. »Ganz und gar nicht. Ich habe meinem Haus gegenüber ähnliche Gefühle.«

      »Wirklich? Es freut mich, dass Sie das sagen.«

      »Ich möchte noch etwas mit Ihnen besprechen«, sagte er. »Haben Sie einen Moment Zeit?«

      »Ich bin nur schrecklich hungrig«, gestand sie. »Aber wenn es nicht allzu lange dauert …«

      »Meine drei Freunde würden die Arbeit hier gern fortsetzen – auch wenn das Dach fertig ist. Armin ist zum Beispiel auch Heizungsbauer, ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, was das bedeutet. Und was das Einsetzen der neuen Fenster angeht, da brauche ich natürlich auch

      Hilfe …«

      »Moment, Moment!«, rief Franziska. »Mein Geld reicht für das Dach – erst einmal. Ich weiß, dass die Heizung erneuert werden muss, dass ich neue Fenster brauche, aber das kann ich nicht bezahlen, Graf von Rethmann!«

      Ulrich zuckte zusammen. »Lassen Sie diesen Titel weg«, knurrte er, »der hat mit mir überhaupt nichts zu tun. Nennen Sie mich doch einfach Ulrich.«

      Sie hielt ihm die Hand hin. »Franziska«, sagte sie. »Dann können wir uns auch gleich duzen, oder?«

      Er lächelte.

      »Gern. Für meine Freunde bin ich Uli.«

      »Franzi.«

      Sie lachten beide, wurden jedoch schnell wieder ernst. »Ich kann mir das nicht leisten, Uli«, wiederholte Franziska.

      »Doch, kannst du«, widersprach er hartnäckig. »Also, meine Freunde sind alleinstehend. Bodo ist geschieden, Kurt ist Witwer, Armin war nie verheiratet. Sie haben keine Arbeit und wenn sich nicht bald etwas tut, dann rutschen sie ab, wenn du verstehst, was ich meine. Sie haben keine Aufgabe, die Kinder, sofern sie welche haben, kommen nur ab und zu vorbei, die Freunde, die noch arbeiten, haben keine Zeit oder wenden sich ab. Bodo trinkt schon jetzt ab und zu einen über den Durst, weil er einsam ist und nichts zu tun hat.«

      Er wollte noch weiterreden, aber sie hatte bereits verstanden, worauf er hinauswollte. »Du meinst, das Haus ist groß genug für mindestens zehn Leute – also könnten sie hierherziehen und statt Miete zu zahlen, arbeiten sie?«

      »Ist bisher nur so eine Idee, die mir tatsächlich auch erst heute gekommen ist, als ich sah, mit wie viel Begeisterung sie bei der Sache sind und wie gut es ihnen getan hat, mittags von Frau Lüders so liebevoll verpflegt zu werden. Ich dachte, ich erzähle dir das, damit wir vielleicht zusammen darüber nachdenken können. Ist ja auch möglich, dass du keine drei Männer im Haus haben willst. Dann vergiss einfach, was ich gesagt habe.«

      Sie sah ihn versonnen an. »Das ist die beste Idee, die ich seit Langem gehört habe, Uli«, stellte sie fest.

      »Tatsächlich?« Er freute sich. »Du denkst also darüber nach?«

      »Ich muss mit Elsbeth darüber reden«, erklärte Franziska. »Ohne Elsbeth kann ich eine solche Entscheidung nicht fällen. Und natürlich müssen wir das auch noch einmal durchrechnen. Ich kann ja nicht mit meinem Lehrerinnengehalt uns alle ernähren.«

      »Nein, das kannst du sicher nicht, aber ich denke, da wird sich eine Lösung finden lassen. Die drei bekommen ja noch Geld, weil sie lange gearbeitet haben, bevor man sie rausgeworfen hat.«

      Ein Wagen fuhr auf den Hof, es war Lucius. Ulrich musste lächeln, als er sah, wie Franziskas

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