Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach страница 25
»Sag nicht laut, dass er ein
Gangster ist, Anna, der Mann ist gefährlich.«
»Ich sage es ja nur zu dir.«
»Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang gibt. Auf jeden Fall ist es merkwürdig, dass er dort war. Und dass Lorenz ›nein‹ gesagt hat, ist auch merkwürdig, weil er Lara nämlich liebt.«
Lara und Lorenz hatten den Sternbergern erst einige Wochen zuvor überraschend einen Besuch abgestattet. Es war für alle offensichtlich gewesen, wie sehr sie einander liebten.
»Wir könnten versuchen, über diesen Herrn von Angern etwas herauszufinden.«
»Da scheint es nicht viel zu geben. Er geht mit Rechtsanwälten gegen jede Veröffentlichung vor, die ihm nicht passt – und bisher hat er seine Prozesse fast alle gewonnen, weil er so viel Geld hat, dass er immer weiter prozessieren kann.«
»Jetzt hast du mich wirklich neugierig gemacht«, stellte Anna fest. »Irgendwer wird schon etwas über ihn wissen. Wir könnten mit meinen Eltern anfangen.«
Christian war einverstanden – schließlich war er selbst neugierig geworden, als er den Mann auf dem Kirchenvorplatz erkannt hatte. Und es schadete ja nicht, wenn sie versuchten, an ein paar Informationen zu gelangen.
Aber als sie später Baronin Sofia und Baron Friedrich beiläufig nach Michael von Angern fragten, muss-ten sie feststellen, dass Annas Eltern nicht mehr über den Mann wussten als sie. Und da sie ihr Interesse nicht allzu deutlich zeigen wollten, wechselten sie bald darauf das Thema.
Weitere Informationen mussten sie sich offenbar auf anderen Wegen verschaffen.
*
»Du willst morgen ins Büro gehen?«, fragte Lucie entgeistert, als sie mit Lara am Sonntag beim Frühstück saß. Das Telefon hatten sie ausgehängt, weil die ständigen besorgten Anrufe Lara nicht halfen, sondern sie im Gegenteil nur aufregten. Natürlich verstand sie, dass ihre Eltern sich Sorgen um sie machten, aber sie fand die immer wiederkehrenden Fragen nach Lorenz’ Beweggründen nicht hilfreich und hatte das bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht. Es gab ja keine Antworten, und so drehte sich jedes Gespräch um das gestrige Geschehen sehr schnell im Kreis. Dennoch schienen nicht nur ihre Eltern, sondern auch andere Freunde und Bekannte das Bedürfnis zu verspüren, das Thema immer und immer wieder anzuschneiden und von allen Seiten zu beleuchten.
»Ja, das will ich«, erklärte Lara. Nachdenklich trank sie einen Schluck Tee. »Ich lebe mein Leben ganz normal weiter, Lucie, sonst werde ich nämlich verrückt. Und ich muss versuchen, Lorenz zu finden. Er kann sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben.«
»Aber ins Büro …«, murmelte Lucie.
Lara und Lucie arbeiteten im selben Architekturbüro – sie waren ein junges Team von insgesamt acht Leuten, das bereits erste Erfolge zu verbuchen hatte. Gerade erst waren sie aus einem internationalen Wettbewerb siegreich hervorgegangen.
»Ja, ins Büro!«, bekräftigte Lara ein weiteres Mal. »Das lenkt mich ab, ich kann doch jetzt nicht die ganze Zeit zu Hause sitzen und grübeln, Lucie. Außerdem haben wir so viel Arbeit – die anderen haben doch ohnehin schon gestöhnt wegen meiner Hochzeitsreise, dabei sollte die nur eine Woche dauern, und das war ihnen schon zu lang. Jetzt gibt es keine Hochzeitsreise, da werden sie zufrieden sein.«
»Werden sie nicht«, widersprach Lucie. »Sie werden dich bedauern, und unsere Kunden werden anrufen und wissen wollen, was da eigentlich passiert ist. Mit anderen Worten: Du wirst ständig an deine geplatzte Hochzeit erinnert werden. Es wird so sein wie gestern und heute hier in der Wohnung – allerdings mit dem Unterschied, dass du im Büro das Telefon nicht aushängen kannst.«
»Ein paar Tage lang vielleicht, dann ist das auch vorbei«, murmelte Lara, während sie gedankenverloren aus dem Fenster sah. Es regnete, das Wetter hatte sich ihrer Stimmung angepasst.
»Sag mir eins«, bat Lucie.
Lara wandte sich ihr zu. »Wenn du mich jetzt fragst, ob ich denn an Lorenz keine Veränderung bemerkt hätte, so dass ich hätte ahnen können, was passieren würde, kratze ich dir die Augen aus, Lucie.«
Lucie machte eine wegwerfende Handbewegung zum Zeichen dafür, dass ihr diese Frage niemals in den Sinn gekommen wäre. »Kennst du Michael von Angern?«
»Wie bitte? Was soll das denn für eine Frage sein?«
»Kennst du ihn?«
»Den Namen – den kennt hier in der Stadt schließlich jedes Kind. Aber persönlich kenne ich ihn nicht. Wieso fragst du nach ihm?«
»Er war gestern in der Kirche«, erklärte Lucie.
»Du musst dich irren. Ich kenne ihn nicht, und Lorenz kennt ihn auch nicht.«
»Vielleicht doch.«
»Bestimmt nicht, denn dann hätte er den Namen sicherlich mal erwähnt, Lucie, das kannst du mir glauben. Michael von Angern ist schließlich nicht irgendwer.«
»Ja, so kann man das sagen«, murmelte Lucie.
Lara sah sie scharf an. »Was willst du mir eigentlich sagen?«
»Nichts, ich denke nur laut«, erklärte Lucie. »Jedenfalls irre ich mich nicht, Lara, er war wirklich da.«
»Und wenn schon, das heißt doch überhaupt nichts.«
»Da wäre ich nicht so sicher. Wenn ein Mensch, dem man vermutlich nicht zu Unrecht nachsagt, dass er Verbindungen zur Unterwelt hat, auf deiner Hochzeit erscheint, dann kommt mir das zumindest bemerkenswert vor.«
»Vielleicht kannte er einen der Gäste und hat sich nur zufällig an der Kirche mit ihm getroffen. Er soll seine Geschäfte doch praktisch überall abwickeln, warum also nicht auf meiner Hochzeit?«
»Ja, kann sein«, gab Lucie zu, da sie bemerkte, dass diese Diskussion zu nichts führen würde. »Sag mal, du zweifelst nicht an Lorenz’ Liebe, oder?«
»Nein, tue ich nicht. Er muss einen triftigen Grund für sein Verhalten gehabt haben, davon bin ich überzeugt.«
»Beneidenswert«, murmelte Lucie.
»Was?«
»Dein Vertrauen zu ihm. Dein Glaube an ihn. Deine Liebe zu ihm. Ich glaube, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich zu zweifeln anfangen.«
»Würdest du nicht – jedenfalls nicht, wenn du den Richtigen gefunden hättest«, erklärte Lara ruhig. »Ich liebe Lorenz, Lucie. Und ja, ich habe etwas bemerkt vor dem gestrigen Tag.«
Lucie riss die Augen auf. »Davon hast du mir bis jetzt ja noch gar nichts gesagt!«
»Ich habe gedacht, er ist aufgeregt und hat vielleicht doch Zweifel bekommen, ob es richtig ist, jetzt schon zu heiraten. Das geht doch vielen so, jedenfalls hört man das immer wieder. Er war auch nicht richtig verändert, nur ein bisschen stiller und in sich gekehrter. Aber zu keinem Zeitpunkt dachte ich, dass er mich nicht liebt oder daran zweifelt, dass wir zusammengehören. Erst jetzt, nach dem, was gestern geschehen ist, sehe ich sein Verhalten natürlich in einem anderen Licht. Etwas muss geschehen