Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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unterbrach ihn. »Ich kann nicht lange reden, Papa. Und ich werde, was geschehen ist, auch nur dir erklären, keinem Menschen sonst. Also, hör mir zu!«

      Moritz wollte etwas erwidern, doch die nächsten Worte seines Sohnes ließen ihn verstummen. Je länger er zuhörte, desto blasser wurde er, seine Augen füllten sich mit Tränen, schließlich fing er an zu zittern.

      »Das ist alles«, sagte Lorenz endlich. »Ich dachte mir, du solltest es wissen. Und ich hoffe, du ziehst die Konsequenzen, damit das, was ich getan habe, wenigstens nicht umsonst gewesen ist.« Ohne weiteres Wort beendete er das Gespräch.

      »Lorenz!«, rief Moritz, doch die Leitung war bereits tot. Mit bebenden Fingern legte er das Telefon auf den Tisch, dann schlug er beide Hände vors Gesicht.

      So fand ihn wenig später seine Frau. »Moritz, was ist denn passiert?«, rief Maria zu Hirtenberg und eilte zu ihrem Mann. Sie kniete sich neben seinen Stuhl, umfing ihn mit beiden Armen. »Moritz, bitte, rede doch mit mir.«

      Zunächst sah es so aus, als hätte er ihre Frage nicht einmal gehört, doch endlich ließ er die Hände sinken und sah sie an. Sie erschrak, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. »Was ist passiert?«, wiederholte sie leise und voller Angst. Eine plötzliche Ahnung verriet ihr, dass ihr Leben sich von Grund auf ändern würde, sobald er ihre Frage beantwortete.

      Er fing an zu reden – stockend zunächst. Immer wieder suchte er nach den richtigen Worten, fand sie nur mühsam. Nach einer Weile sprach er flüssiger, schneller, freier.

      Ihr wurde das Herz immer schwerer, je länger sie ihm zuhörte. Vieles, das sie in der Vergangenheit nicht verstanden hatte, wurde ihr jetzt schlagartig klar. Es war, als erhellte ein greller Blitz alles, was bisher im Dunkeln gelegen hatte. Oder war sie einfach nur blind gewesen?

      Als er schwieg, blieb es lange still, bis Moritz zaghaft fragte: »Wirst du mir jemals verzeihen können, Maria?«

      Sie sah ihn an mit einem Blick, der ihn die Augen verlegen niederschlagen ließ. »In guten wie in schlechten Tagen, Moritz«, erwiderte sie leise. »Bis dass der Tod uns scheidet.« Sie umarmte und küsste ihn, dann stand sie auf und setzte sich ihm gegenüber. »Das muss aufhören, Moritz«, sagte sie ruhig. »Und zwar sofort.«

      Er nickte. Seine Augen waren gerötet, das fiel in seinem blassen Gesicht noch stärker auf. Innerhalb weniger Minuten schien er um Jahre gealtert zu sein. »Ja«, bestätigte er, »ich weiß. Eigentlich weiß ich es schon lange, aber bisher hat mir die Kraft gefehlt.«

      »Und jetzt?«

      »Wenn ich es jetzt nicht schaffe, schaffe ich es nie, Maria. Ich weiß auch schon, was ich tun werde.«

      Als er ihr seinen Plan schilderte, nickte sie nur, aber sie wusste: Mehr als ein Plan war es nicht.

      Noch hatten sie nichts erreicht.

      *

      »Marie«, sagte Eberhard Hagedorn, der langjährige Butler auf Schloss Sternberg, »Kriminalrat von Wandel wird heute Abend zum Essen bleiben.«

      »Ausgerechnet heute«, murmelte Marie-Luise Falkner. »Ausgerechnet, Herr Hagedorn!« Sie wirkte geradezu verzweifelt. In den letzten Jahren hatte die junge Köchin die Sternberger Küche weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt gemacht, weil sie einfallsreich kochte und sich erst zufrieden gab, wenn ein Gericht so schmeckte, wie sie es sich vorgestellt hatte.

      Der alte Butler sah sie verwundert an. »Sonst freuen Sie sich doch immer über eine Herausforderung«, stellte er fest. »Und heute beklagen Sie sich? Das habe ich ja bisher noch nie erlebt!«

      »Ich beklage mich, weil mir zwei Hilfen in der Küche ausgefallen sind!«, rief sie. »Wie soll ich denn ein erstklassiges Menü auf die Beine stellen, wenn ich es ganz allein machen muss? Bei genügend Zeit ist das kein Problem, aber wenn das Essen innerhalb von zwei Stunden serviert werden soll …« Sie sah aus, als sei sie kurz davor, sich die Haare zu raufen.

      »Was hätten Sie denn ohne den Gast heute Abend serviert?«, erkundigte sich Eberhard Hagedorn mit seinem zurückhaltenden Lächeln. Er hatte Marie-Luise Falkner gern, denn sie war auf ihrem Gebiet so ehrgeizig wie er auf seinem: Sie gaben sich beide nur zufrieden, wenn alles perfekt war.

      »Nichts Besonderes«, murrte sie. »Hummercremesuppe – die habe ich schon fertig, die wird es auf jeden Fall geben. Aber als Hauptgericht sollte es Semmelknödel mit Pilzen geben, und der Herr Kriminalrat ist doch allergisch gegen Pilze.«

      Eberhard Hagedorn unterdrückte ein Schmunzeln. Es sprach für die junge Köchin, dass sie sich solche Dinge merkte. »Ich bin sicher, Ihnen wird eine andere Lösung einfallen«, erklärte er. »Vielleicht heben Sie sich die Pilze für morgen auf und bereiten heute das zu, was eigentlich morgen auf den Tisch kommen sollte?«

      Sie sah ihn nachdenklich an, er bemerkte, dass ihr Hirn bereits auf Hochtouren arbeitete. Gleich darauf breitete sich ein sonniges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Herr Hagedorn, Sie sind ein Genie!«, verkündete sie.

      »Eher nicht«, widersprach er bescheiden. »Ich weiß nur, dass man in der Regel aus der Not eine Tugend machen kann, wenn man nicht in Panik verfällt.«

      »Raus aus meiner Küche!«, kommandierte sie. »Ich habe keine Zeit mehr zum Plaudern, ich muss mich um das Menü kümmern!«

      Er folgte ihrer Aufforderung umgehend. Mit Sicherheit, dachte er, würde Kriminalrat von Wandel an diesem Abend eine kulinarische Sternstunde erleben.

      *

      »Ach, du bist es«, sagte Lucie und öffnete die Tür von Laras Wohnung, um Albert von Laarweiler einzulassen.

      »Mit wem hattet ihr denn gerechnet?«, erkundigte er sich.

      »Mit niemandem«, erklärte sie. »Aber das Telefon haben wir ausgehängt, weil es unablässig geklingelt hat, und an der Tür waren auch schon etliche Leute, mit denen wir aber nicht reden wollten.«

      »Dann bedanke ich mich dafür, eingelassen worden zu sein«, erklärte Albert.

      »Darauf kannst du dir auch etwas einbilden.«

      Er folgte Lucie ins Wohnzimmer, wo Lara in einem Sessel saß und ihm zur Begrüßung zulächelte. Verwundert stellte er fest: »Du siehst nicht so aus wie eine am Boden zerstörte verlassene Braut, Lara.«

      »Wäre es dir lieber, wenn du mich in Tränen aufgelöst angetroffen hättest?«, erkundigte sie sich.

      »Natürlich nicht, aber …« Er zuckte mit den Schultern. »Es wäre das Normale gewesen, oder nicht?«

      »Ich bin keine verlassene Braut«, stellte sie fest. »Das sieht nur so aus. Lorenz hat sich gezwungen gefühlt, so zu handeln, aber er ist nicht weggelaufen, weil er mich nicht liebt. Das weiß ich.«

      »Was willst du damit sagen? Er hat sich gezwungen gefühlt?«, fragte Albert mit hochgezogenen Augenbrauen.

      »Die Frage kann ich dir nicht beantworten, noch nicht. Aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden.«

      Albert stellte in etwa die gleichen Fragen, die zuvor schon Lucie gestellt hatte, und irgendwann sagte Lara: »Lasst uns nicht mehr darüber reden. Ich arbeite ab morgen wieder, und wann immer ich Zeit habe, versuche ich, der Geschichte meiner geplatzten Hochzeit

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