Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Fällt es dir auch so schwer wie mir?« fragte sie leise.
Mit Tränen in den Augen nickte er und legte den Kopf in ihren Schoß. Lange streichelte sie über sein Haar. Hans-Georg Leitner klopfte und betrat das Zimmer. Gerührt stand er in der Tür und betrachtete das Bild, das sich ihm bot. Weder Marlene noch Sascha hatten den Arzt bemerkt, so sehr waren sie mit sich und ihrem Schmerz beschäftigt. Schließlich räusperte sich Schorsch, und Marlene blickte überrascht auf.
»Entschuldigen Sie, Herr Dr. Leitner. Wir haben Sie gar nicht bemerkt.« Verlegen erhob sich Sascha Gordon und reichte dem Arzt die Hand.
»Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut, daß ich Ihnen nicht helfen konnte.«
»Das brauchen Sie doch nicht. Sie haben so viele Jahre mit uns gehofft und gelitten. Dafür möchten wir Ihnen danken«, sagte Marlene leise und streckte ihm die Hände entgegen. Schorsch ergriff sie und stand einen Moment stumm vor ihr. Schließlich drückte er ihre Hände aufmunternd und ließ sie dann los. Ein Gedanke war ihm gerade durch den Kopf geschossen, der ihn merkwürdig bewegte, doch wagte er noch nicht, ihn zu diesem Zeitpunkt zu äußern. Zuerst mußte er genau darüber nachdenken und den Rat von Daniel Norden einholen.
Marlene hatte seine Erregung bemerkt und sah ihn erwartungsvoll an.
»Müssen Sie uns noch etwas sagen, Herr Dr. Leitner?«
Auch Sascha blickte interessiert auf.
»Haben Sie womöglich schon Untersuchungsergebnisse?«
»Nein, nein, das dauert sicher noch zwei Wochen«, beeilte sich Schorsch zu sagen. »Fühlen Sie sich wohl in Ihrem Einzelzimmer, oder hätten Sie gern Gesellschaft?« wechselte er dann schnell das Thema, bevor einer der beiden weitere Fragen stellen konnte.
»Vielleicht würde dir eine Zimmergenossin guttun«, griff Sascha die Anregung sofort auf.
Doch Marlene war skeptisch.
»Ich glaube, ich muß das alles erst noch verdauen. Es ist noch zu frisch, daß ich mit jemand Fremden darüber sprechen könnte oder möchte.«
»Das kann ich verstehen. Wir werden uns in ein oder zwei Tagen noch einmal darüber unterhalten«, entgegnete der Arzt verständnisvoll.
»Wie lange werde ich hierbleiben müssen?« erkundigte sich Marlene.
»Um Nachblutungen zu vermeiden, würde ich ein paar Tage Ruhe empfehlen. Aber wenn Sie natürlich den dringenden Wunsch haben, die Klinik zu verlassen, werde ich Sie nicht daran hindern.«
»Sie haben mich in den vergangenen Jahren so gut betreut, da werde ich mich ganz auf Ihren Rat verlassen.«
»Leider hat all die gute Betreuung letztendlich keinen Erfolg gehabt«, entfuhr es Schorsch.
»Das ist nicht Ihre Schuld. Gottes Wege sind unergründlich«, sagte Marlene mit Tränen in den Augen, und Sascha drückte fest ihre Hand.
Schließlich verabschiedete sich Hans-Georg Leitner und eilte in sein Büro. Er mußte unbedingt mit Daniel sprechen. Doch dieser war ihm zuvorgekommen. Schwester Anna drückte ihm einen Zettel mit zwei Telefonnummern in die Hand.
»Herr Dr. Norden hat angerufen und bittet um dringenden Rückruf. Und die Polizei bat um Auskunft, ob ein junges Mädchen namens Yasmin Pecher bei uns eingeliefert wurde. Ich habe dem Beamten gesagt, daß Sie sich baldmöglichst melden werden.«
»Vielen Dank, Schwester. Ich werde mich gleich darum kümmern«, versicherte er der zuverlässigen Anna und schloß die Tür hinter sich. Einen Augenblick überlegte er, wen er zuerst anrufen sollte und entschied sich dann, einer Eingebung folgend, für seinen Freund Daniel Norden.
*
Fee erwachte am Vormittag mit hämmernden Kopfschmerzen. Noch immer war ihr sehr heiß, und zudem machte ihr ein lästiger Hustenreiz das Leben schwer. Einen Moment lang sammelte sie sich, dann versuchte sie aufzustehen, um ins Bad zu gehen.
Lenni war gerade in der Küche, als sie ein polterndes Geräusch im oberen Stockwerk hörte. Erschrocken ließ sie das Geschirrtuch fallen, mit dem sie gerade einen Topf abgetrocknet hatte und eilte nach oben.
»Frau Doktor, ist alles in Ordnung?« rief sie voll Angst, doch sie bekam keine Antwort. Kurz darauf sah sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Fee Norden lag besinnungslos vor dem Bett.
Lenni zögerte keinen Augenblick. Sie lief ins Bad, befeuchtete einen Waschlappen mit kaltem Wasser und eilte zurück zu Fee. Vorsichtig legte sie ihr das kalte Tuch auf die Stirn, und tatsächlich begann sich Fee kurz darauf zu regen. Endlich schlug sie die Augen auf, und Lenni seufzte erleichtert.
»Wo bin ich? Was ist...« Ein heftiger Hustenanfall machte ihr das Weitersprechen unmöglich.
»Ganz ruhig, Frau Doktor. Ich bin ja hier. Soll ich Ihren Mann rufen?«
Fee schüttelte immer noch hustend den Kopf. Endlich ließ der Anfall nach, und sie versuchte sich erschöpft aufzusetzen. Lenni half ihr dabei. Schließlich lag sie wieder wohlbehalten im Bett und atmete heftig vor Anstrengung.
»Was machen Sie nur für Sachen?« schalt Lenni, die sich von ihrem Schrecken erholt hatte. Doch sie erwartete keine Antwort auf ihre Frage, denn sogleich fuhr sie fort: »Ihr Mann hat ein fiebersenkendes Mittel dagelassen. Das werde ich jetzt holen. Inzwischen ruhen Sie sich aus. Ich bin gleich wieder da.« Als sie an der Tür war, warf sie noch einen forschenden Blick zurück, als erwartete sie, daß Fee sich sofort wieder aus dem Bett stehlen wollte. Diese bemerkte es und mußte trotz ihres schlechten Zustandes lächeln.
»Ich laufe schon nicht davon«, krächzte sie. »Eigentlich wollte ich nur ins Bad und mich ein wenig frisch machen.«
Doch Lenni schüttelte nur verständnislos den Kopf und machte sich auf den Weg nach unten, um die Medikamente zu holen.
*
Daniels treue Assistentin Wendy saß an ihrem Platz und drückte einen Knopf der Telefonanlage. »Hans-Georg Leitner ist für Sie am Apparat. Soll ich durchstellen?« fragte sie und legte auf, als Daniel bejahte. Es war ihr immer ein wenig unangenehm, an ihrem Arbeitsplatz mit Schorsch Leitner zu telefonieren. Die beiden verband eine lockere Freundschaft, und vor einiger Zeit wollte er sie sogar dazu überreden, zur Leitner-Klinik zu wechseln. Doch Wendy war vernünftig genug zu wissen, daß man Freundschaft und Beruf tunlichst trennen sollte und hatte es verstanden, sein Angebot abzulehnen, ohne ihn zu verletzen. So trafen sie sich hin und wieder am Abend, um gemeinsam zum Essen oder ins Kino zu gehen. Sie verstanden sich gut, und vielleicht würde eines Tages mehr daraus werden. Doch Wendy und Schorsch waren in einem Alter, in dem man sich mit solchen Dingen Zeit ließ.
Da an diesem Morgen in der Praxis nicht viel los war, konnte Wendy ungeniert ihren Gedanken nachhängen, doch Schorsch hatte im Moment anderes im Sinn. Er sprach mit Daniel über die geheimnisvolle Yasmin Pecher.
»Ich habe heute morgen im Radio die Suchmeldung gehört. Es gibt keinen Zweifel, daß es sich bei dem Mädchen, das Fee gestern gefunden hat, um Yasmin handelt«, erklärte Daniel.
»Die Polizei hat auch schon in der Klinik