Butler Parker 155 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 155 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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zu haben. Parker wurde angeraten, sich um seinen eigenen Dreck zu kümmern. Unterschrieben hatte eine Person, die sich schlicht und einfach Tiger nannte.

      Parker war wenig beeindruckt.

      Als er sich ans Steuer seines hochbeinigen Monstrums setzte, dachte er über diesen Tiger nach. Die Person, die unter diesem Decknamen auftrat, hatte mit den wenigen Zeilen bereits ihren zweiten Fehler begangen. Sie hatte deutlich zu erkennen gegeben, daß sie ihn, Josuah Parker, also kannte. Der erste Fehler hatte darin bestanden, die Drohbriefe an Ann Lomings verschwinden zu lassen. Auch dies deutete darauf hin, daß der Tiger sehr wohl wußte, daß Parker sich mit der Aufklärung von Kriminalfällen befaßte.

      Der eindeutig größte Fehler aber war gewesen, ein Messer auf ihn zu werfen. In Parkers Augen kam dies bereits einer Überreaktion gleich. Man schien ihn zu fürchten und hatte die Absicht, ihn so schnell wie möglich aus dem Weg zu räumen.

      Das schwarze Schaf, von dem Parker erst gesprochen hatte, schien ein Mitglied der großen Familie zu sein, auf die Ann Lomings hingewiesen hatte. Parker nahm sich vor, eine Liste der Personen anzufordern, die zum Aufnahmestab gehörten. Vielleicht ließen sich solchermaßen bereits erste Rückschlüsse ziehen. Es ging seiner Ansicht nach schon nicht mehr um Ann Lomings, sondern um seine eigene Person. Er war herausgefordert worden, und ein Josuah Parker nahm jede Herausforderung an.

      Er verlangte von seinem hochbeinigen Monstrum nichts besonderes, als er nach Shepherd’s Market fuhr, wo sich das Haus der Lady Simpson befand, und erweckte den Eindruck, als bewegte sich sein Wagen gerade mit letzter Kraft durch die Straßen. Parker hoffte, verfolgt zu werden. Vielleicht würde der Messerwerfer noch mal versuchen, sich mit ihm zu befassen. Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß er am Steuer seines skurril aussehenden Wagens und wartete auf einen Zwischenfall.

      Nun, er sollte nicht enttäuscht werden...

      *

      Im Rückspiegel des Wagens tauchte plötzlich ein niedriger, zweisitziger Sportwagen auf, der mit hoher Geschwindigkeit einige Wagen überholte und sich an Parkers hochbeiniges Monstrum heranschob. Dies alles geschah innerhalb weniger Sekunden.

      Josuah Parker wußte sofort, daß Überholmanöver dieser Art ausschließlich ihm allein galten. Am Steuer saß eine Person mit eng anliegender Lederkappe und großer Schutzbrille. Auf dem Beifahrersitz befand sich eine zweite Gestalt, deren Gesicht ähnlich verhüllt war.

      Der Sportwagen befand sich bereits in Parkers Höhe. Der Beifahrer stand plötzlich auf und hielt sich mit der linken Hand an der steilen Windschutzscheibe des offenen Wagens fest. In der rechten Hand machte Josuah Parker eindeutig eine Eierhandgranate aus.

      Der Beifahrer holte geschickt aus und ... schleuderte die Eierhandgranate auf Parkers Wagen, dessen Seitenscheibe geöffnet war. Bei dieser Gelegenheit öffnete sich die hüftlange Lederjacke des Werfers, und der Butler konnte nun eindeutig weibliche Formen ausmachen. Die Brust war sehr ausgeprägt, wie er registrierte.

      Die Eierhandgranate war ungemein geschickt geworfen worden. Der Fahrer des kleinen Sportwagens hatte die Geschwindigkeit seines Wagens der des hochbeinigen Monstrums angepaßt.

      Nur ein Mann wie Josuah Parker reagierte wohl so, wie es hier geschah. Der Butler hielt wie durch Zauberei seine schwarze Melone in der rechten Hand und fing mit der gewölbten Innenseite den Sprengkörper auf. -Dies geschah mit einer Lässigkeit und Beiläufigkeit, die völlig verblüfften.

      Und verblüfft war die Werferin ...

      Sie blieb stehen und beugte sich sogar ein wenig vor. Vielleicht hatte sie noch gar nicht so recht bemerkt, wo die Eierhandgranate gelandet war. Noch entgeisterter war die Beifahrerin allerdings, als der Sprengkörper sich wieder in der Luft befand und zurückflog! Er nahm Kurs auf den kleinen Sportwagen und damit auch auf sie. Einen Wimpernschlag später landete die Eierhandgranate zwischen ihr und dem Fahrer auf dem Wagenboden.

      Butler Parker gab Gas und legte eine Distanz zwischen sich und dem Sportwagen. Dann blickte er wieder in den Rückspiegel und verfolgte die Anstrengung der Beifahrerin, die eindeutig nach dem Sprengkörper suchte.

      Parker, der die schwarze Melone längst wieder aufgesetzt hatte, rechnete jeden Moment mit dem Hochgehen der Ladung. Seiner Schätzung nach war die Brenndauer des Zünders bereits überschritten.

      Der kleine Sportwagen wischte gerade in die nächste Querstraße und war dann verschwunden. Parker fädelte sich aus dem Verkehr und hielt am Straßenrand. Er wartete auf die schon überfällige Detonation, doch nichts war zu hören. Der Butler setzte sein hochbeiniges Monstrum wieder in Bewegung und wendete auf der sehr belebten Durchgangsstraße. Er besorgte dies mit einer Autorität, die die übrigen Verkehrsteilnehmer achtungsvoll zur Kenntnis nahmen. Nachdem Parker nach allen Seiten hin knapp mit der Melone gegrüßt hatte, fuhr er in die Seitenstraße, in die der kleine Sportwagen verschwunden war. Doch war er weit und breit nicht zu sehen und schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

      Josuah Parker hielt sich nicht lange mit Vermutungen auf, fuhr weiter und erreichte nach etwa zwanzig Minuten Shepherd’s Market, südöstlich von Hydepark. Er bog von der Durchgangsstraße aus in den kleinen, fast verschwiegenen und idyllischen Platz, dessen drei Seiten von hübschen, alten Fachwerkhäusern gesäumt wurden. An der Stirnseite dieses Platzes stand das altehrwürdige Fachwerkhaus der Lady Agatha Simpson. Es handelte sich um einen zweistöckigen Bau, der auf den Gewölben einer ehemaligen Abtei errichtet war.

      Parker hielt vor dem überdachten Vorbau des Hauses an, dessen Fenster im Erdgeschoß mit prachtvollen Ziergittern versehen waren. Ohne jede Hast stieg er aus und öffnete die Tür, durchschritt den verglasten Vorflur, der gleichzeitig als Windfang diente, und erreichte die große Wohnhalle mit dem riesigen Kamin. Parker horchte nach oben, wo Agatha Simpson sich aufhielt. Aber sie hatte sein Kommen nicht zur Kenntnis genommen und hielt sich wahrscheinlich in ihrem Studio auf, um ausgiebig zu meditieren, wie sie ihren ausgedehnten Nachmittagsschlaf nannte. Parker wollte gerade in den hinteren Teil des Hauses gehen, um von dort das ausgedehnte Souterrain zu erreichen, als das Telefon sich meldete. Parker glaubte bereits im vorhinein zu wissen, wer ihn da zu sprechen wünschte. Gemessen begab er sich an den Apparat, hob ab und nannte seinen Namen.

      »Nicht schlecht, Parker«, sagte eine Frauenstimme, die allerdings ein wenig dunkel klang, »das mit der Eierhandgranate haben Sie wunderbar hinbekommen. Alle Achtung!«

      »Herzlichen Dank für Ihre Anerkennung«, antwortete der Butler, »spricht man mit dem sogenannten Tiger?«

      »Haben Sie sich nicht gewundert, daß das Ding nicht hochgegangen ist?«

      »Nun, eine Attrappe dürfte dazu kaum Neigung verspüren«, entgegnete Josuah Parker in seiner höflichen Art.

      »Haben Sie’s etwa von Anfang an gewußt? Nein, das können Sie mir nicht einreden!«

      »Waren Sie es auch, der das Messer auf meine Wenigkeit warf?« erkundigte sich der Butler.

      »Lassen Sie’s sich gesagt sein, daß ich absichtlich nicht treffen wollte«, erwiderte die dunkle Frauenstimme, »und das mit der Attrappe sollte nur Ihre Reflexe testen.«

      »Man kann nur hoffen, daß meine Wenigkeit Sie zufrieden stellte.«

      »Ab sofort kommt alles anders«, redete die dunkle Frauenstimme weiter. Sie klang nun ein wenig schärfer. »Weitere Probeläufe wird’s jetzt nicht mehr für Sie geben.«

      »Muß man daraus ableiten, daß Sie meiner bescheidenen Wenigkeit gram sind?«

      »Mich

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