Butler Parker 155 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Miß Lomings kann sich vor Angeboten kaum retten, Mylady«, ließ Josuah Parker verlauten.
»Schnickschnack«, gab sie grollend zurück, »das täuscht sie Ihnen doch nur vor, Mr. Parker.«
»Mr. Pickett ist in der Lage, meinen bescheidenen Hinweis zu erhärten, Mylady«, sagte der Butler.
»Woher wußten Sie eigentlich, daß da eine Sprengladung gezündet werden sollte?« warf Mike Rander ein.
»Es waren die beiden sehr gut gezielten Schüsse, Sir, die einen ersten Verdacht keimen ließen«, erwiderte der Butler in seiner höflichen Art, »man schien Mylady und meiner Wenigkeit damit bedeuten zu wollen, den Wagen nicht zu betreten.«
»Tatsächlich?« Agatha Simpson sah ihren Butler entgeistert an.
»Der geheimnisvolle Schütze, Mylady, hätte mit letzter Sicherheit zwei tödliche Treffer anbringen können«, redete Josuah Parker weiter.
»Unsinn«, widersprach sie umgehend und grollte, »er traf nicht, das war alles.«
»Warum hätte er schießen sollen, Mylady?« schaltete der Anwalt sich erneut ein, »er hätte doch nur auf den Sprengsatz zu setzen brauchen! Ich glaube, daß Parker mit seiner Vermutung da auf dem richtigen Weg ist.«
»Falls es so ist, handelt es sich um einen Zufall«, meinte die ältere Dame, »und warum ist die Ladung erst dann gezündet worden, als ich bereits auf der Straße war? «
Sie schaute sich triumphierend um.
»Eine gute Frage«, ließ Kathy Porter sich vernehmen.
»Natürlich, Kindchen«, lobte Lady Agatha huldvoll, »wenigstens Sie merken, worauf es ankommt.«
»Derjenige, Miß Porter, der die Ladung zündete, wurde durch die beiden Schüsse offensichtlich irritiert«, schlug Josuah Parker als Begründung vor, »daraus läßt sich schlußfolgern, daß man es auf dem Hinterhof mit zwei Personen zu tun hatte.«
»Richtig«, erklärte Agatha Simpson und änderte blitzschnell wieder ihre Meinung, »das liegt doch auf der Hand. Und das sage ich die ganze Zeit über, aber auf mich will man ja nicht hören!«
*
»Ich bewundere Ihre Geduld, Parker«, leistete sich der Anwalt ein Lob. Er war mit dem Butler allein in der großen Wohnhalle. Lady Agatha hatte sich in ihr Studio begeben und Kathy Porter mitgenommen. Angeblich wollte sich die Hausherrin noch einige wichtige Notizen zu dem anstehenden Fall machen und brauchte dazu die Hilfe ihrer Sekretärin.
»Myladys Bemerkungen, Sir, sind für meine Wenigkeit eine stete Quelle der Herausforderung«, antwortete Josuah Parker auf die Frage des Anwalts.
»Was bringt Sie eigentlich mal aus der Ruhe?« Rander lächelte.
»Dies, Sir, vermag meine Wenigkeit noch nicht zu überblicken«, gab der Butler zurück, »ich rechne jedoch damit, daß ich eines Tages ein wenig gereizt reagiere, wenngleich ich natürlich hoffe, daß dieser Tag noch weit entfernt ist.«
»Ich werde mit Spannung darauf warten«, versicherte Mike Rander, »aber zurück zu unserem Tiger, Parker. Wer könnte sich da auf dem Hinterhof hilfreich eingeschaltet haben?«
»Möglicherweise Miß Lomings, Sir.«
»Ann Lomings?« Der Anwalt blickte Parker verblüfft an. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Sie rechnete wahrscheinlich damit, daß Mylady und meine Wenigkeit dort erscheinen würden. Dies trifft natürlich auch auf den sogenannten Tiger zu, der eine Frau zu sein scheint.«
»Eine ziemlich komplizierte Erklärung, Parker, finden Sie nicht auch? Ann Lomings hat Sie doch ausgeladen, oder?«
»Dies trifft in der Tat zu, Sir.« Der Butler deutete ein zustimmendes Kopfnicken an.
»Wir können uns nur überraschen lassen«, meinte der Anwalt, »fest steht, daß dieser Tiger Sie und Mylady kennt.«
»Er scheint sich kundig gemacht zu haben, Sir.«
»Wer ist Ann Lomings?« fragte Mike Rander nachdenklich. »Was wissen wir von ihr?«
»So gut wie nichts, Sir, doch dies wird sich mit Sicherheit schnell ändern. Mr. Pickett ist so freundlich, Informationen einzuholen.«
»Der gute Pickett!« Rander lachte leise. »Inzwischen ist er schon zum Mitglied unseres Teams geworden, wie?«
»So könnte man durchaus sagen, Sir. Seitdem Mr. Pickett auf den Pfaden der Tugend wandelt, stellt er sein intimes Hintergrund wissen Mylady zur Verfügung.«
Parker spielte auf die Tatsache hin, daß Horace Pickett sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr für fremde Taschen interessierte. Pickett war Taschendieb gewesen und hatte sich selbst als Eigentumsverteiler bezeichnet. Es hatte nämlich zu seinen Geschäftsprinzipien gehört, sich nur mit Klienten zu befassen, die einen mehr oder weniger, herben Geldverlust durchaus verschmerzen konnten. Nachdem Parker ihm mal das Leben gerettet hatte, weil Pickett in die Tasche eines Mafioso gegriffen hatte, war der ehemalige Taschendieb redlich geworden. Er wollte sein Schicksal nicht ein zweites Mal herausfordern und machte sich nun eine Ehre daraus, Josuah Parker seine Dienste anzubieten. Hinzu kam Picketts Verehrung für Lady Simpson. Sie hatte ihn von Anfang an akzeptiert und behandelte ihn wie einen Gentleman.
»Wir fahren morgen raus nach Dorking, nicht wahr?« erkundigte sich Mike Rander. »Ich möchte mir die Artistin mal aus der Nähe ansehen.«
»Dort, Sir, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einem Auftreten des sogenannten Tigers zu rechnen«, erklärte Josuah Parker, »und man sollte ferner davon ausgehen, daß dieses zweibeinige Raubtier mit Myladys Erscheinen rechnet.«
»Das will ich meinen, Parker. Aber was können wir gegen einen heimtückischen Mordanschlag unternehmen?«
»Man könnte gewisse Vorsicht walten lassen.«
»Können Sie’s nicht präziser ausdrücken? Mit Vorsicht allein wird es wohl nicht getan sein.«
»Wenn Sie erlauben, Sir, wird man über geeignete Maßnahmen nachdenken müssen«, lautete Parkers Antwort, »es ist übrigens fast erstaunlich, daß der sogenannte Tiger sich bisher noch nicht meldete. Die Ereignisse auf dem Hinterhof dürften für dieses Raubtier ein wenig verwirrend gewesen sein.«
»Sind Sie sicher, Parker?« Rander zog ein skeptisches Gesicht. »Sind Sie schon mal auf den Gedanken gekommen, daß man Ihnen dort drüben in Southwark etwas vorgemacht haben könnte?«
»Durchaus, Sir.« Parker nickte andeutungsweise. »Der Schütze und der Auslöser der Sprengladung im Wohnmobil könnten in der Tat eine Person gewesen sein, die allerdings im Gegensatz zu Myladys Ansicht nicht mit Miß Lomings identisch sein muß.«
*
Butler Parker befand sich in seinen Privatgemächern im Souterrain des altehrwürdigen Fachwerkhauses.