Verführung der Unschuld 2. Lilly Grunberg
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Als sie ihn enttäuscht von sich stoßen wollte, setzte er sich auf sie, hielt ihre Hände fest und schaute sie unverwandt an, ehe er ihr unmissverständlich erklärte, dass sie nun sein Eigentum sei. Und obwohl ihr Verstand rebellierte, wollte sie in diesem Moment nichts anderes, als von ihm unterworfen werden und ihm gehören.
Immerhin hatte Federico in einem Punkt nicht übertrieben, als er ihr erzählt hatte, von einer alteingesessenen luccesischen Familie abzustammen. Über dem Portal der Stadtvilla seiner Eltern prangte das Wappen der Morenos. Als sie ankamen, standen einige Touristen davor und schossen davon und von der prächtigen Fassade Fotos für ihr Urlaubsalbum.
Der erste Besuch bei ihren Schwiegereltern verlief positiv. Der Patrone war ganz offensichtlich sehr froh, seinen Sohn nach längerer Abwesenheit wiederzusehen. Seine Frau hingegen wirkte ein wenig reserviert, als wären Mutter und Sohn im Streit auseinander gegangen und hätten diesen Konflikt noch nicht bereinigt. Vielleicht hatte er sich aber auch nur zu selten gemeldet und sie nahm ihm das übel.
Über Federicos Verkündung, dass ihre Hochzeit bereits stattgefunden hatte, waren seine Eltern fast ein wenig bestürzt. Sichtlich beeindruckt schien der Patrone hingegen über Federicos nicht ohne Stolz vorgetragenen Hinweis, dass Mariellas Vater ein wohlhabender Großindustrieller sei und sie selbst Medizin studiert habe.
»Eine Frau Doktor in unserer Familie? Respekt.« Der Patrone nickte, wie um seine Worte zu bekräftigen, und zog neugierig die Augenbrauen hoch, Mariella zugewandt. »Und wo werden Sie künftig praktizieren?«
»Meine Frau hat es nicht nötig zu arbeiten, Patrone«, schritt Federico eilig ein. »Wir wollen selbstverständlich möglichst schnell eine Familie gründen und Mariella wird sich in erster Linie um die Kinder kümmern.«
Mariella lächelte, als wäre dies auch ihr bevorzugtes Ziel. Natürlich wollte sie Kinder haben, aber sie hätte gerne noch ein paar Jahre gewartet und zuerst das Leben und soweit möglich die Vorteile einer Ehe genossen. Das war ihr eigentliches Ziel einer Heirat gewesen. Sex, Luxus und Reisen.
Wenn sie ihre Position festigen wollte, war es jedoch unumgänglich, möglichst bald schwanger zu werden. Das forderte bereits der Heiratsvertrag. Wäre sie nicht innerhalb von zwei Jahren schwanger, würde die Ehe geschieden und sie erhielte nur eine kleine Abfindung. Federico hatte seine Wünsche klar ausgesprochen: sie war seine Liebesklavin, die jeglichen seiner Wünschen jederzeit und voller Lust zur Verfügung zu stehen habe. Im Übrigen legte ein weiterer Paragraph fest, dass sie ihm nicht nur ein Kind gebären solle, sondern dieses Kind ein Sohn sein müsse, und diesem solle alsbald ein zweiter folgen.
Als ob es in ihrer Macht läge, das Geschlecht zu beeinflussen! Dieser Wunsch offenbarte ein Denken wie im tiefsten Mittelalter!
Mariella hatte sich mit Mühe den Einwand verkniffen, Federico solle sich mal mit dem biologischen Ablauf einer Zeugung beschäftigen. Dann wüsste er nämlich, dass allein er mit seinem Samen für das Geschlecht des Kindes verantwortlich sei. Sofern er in der Lage wäre, seine Spermien soweit zu kontrollieren. Aber dann unterließ sie die Bemerkung angesichts seiner strengen Miene. Über dieses Thema konnte man offensichtlich nicht mit ihm diskutieren.
Seit sich die beiden von der Patrona und dem Patrone verabschiedet hatten und in Federicos Racing-grünen Austin Healey gestiegen waren, war das Gesicht ihres Ehemannes wie versteinert. Mariella wüsste zu gerne, was in dem Kopf mit dem markanten Profil vor sich ging, das sie an Statuen römischer Adliger erinnerte. Genauso stolz und arrogant und undurchschaubar.
Ein Riss im Glück
Beim Essen wirkte Lorenzo ungewöhnlich ernst und geistesabwesend. Dies kam so selten vor, dass es Giulia sofort auffiel. Obwohl sie noch nicht solange zusammenlebten, kannte sie jeden seiner speziellen Gesichtsausdrücke, und dieser verhieß nichts Gutes. Selbst nach einem arbeitsintensiven Tag oder Geschäften mit komplizierten Kunden gelang es ihm normalerweise abzuschalten, sobald er nach Hause kam. Dann fragte er sie, wie ihr Tag gewesen war, und ob sie mit Töchterchen Viola seine Eltern besuchte hatte, die eine Stadtvilla bewohnten, oder ob seine Mutter überraschend vorbei gekommen sei. Oder was sie sonst unternommen hatte.
Nichts. Lorenzo erzählte nichts von seinem Tag. Lorenzo fragte nichts zu ihrem Tag. Wie ferngesteuert wanderte seine Gabel zwischen Teller und Mund hin und her, während er vor sich auf den Tisch starrte und gar nicht wahrzunehmen schien, was er gerade aß. Als sich seine verschlossene Miene auch beim abschließenden Espresso nicht änderte und ein Teilchen des köstlichen sizilianischen Gebäcks, das er so gerne aß, ohne Regung in seinem Mund verschwand, versuchte Giulia seine Aufmerksamkeit durch ein Räuspern auf sich zu lenken.
»Äähm, Schatz? Was ist los? Du erzählst heute gar nichts. Wie sind deine Geschäfte verlaufen? Gab es ein Problem?«
Als erfolgreicher Immobilienmakler hatte Lorenzo ein beträchtliches Vermögen gemacht, das ihnen ein sorgenfreies Leben garantierte. Dabei war es mittlerweile alles andere als einfach, landschaftlich schön gelegene, weitläufige Landsitze mit gut erhaltenen Gebäuden oder gar repräsentative Stadtvillen mit vielen Zimmern, dezent auf den modernsten Stand renoviert, für die anspruchsvolle Kundschaft ausfindig zu machen. Landflucht betraf nur die einfache Bevölkerung. Großgrundbesitz oder Villen wurden höchst selten veräußert. Das Geschäft mit hochwertigen Immobilien wurde also schwieriger. Bereitete ihm dies Sorgen, wie er vor einiger Zeit angedeutet hatte, oder war ein potentieller Kunde kurz vor Vertragsabschluss abgesprungen?
Sein Ruf eilte Lorenzo bis weit über die Grenzen Luccas hinaus und hatte ihm etliche sehr ergiebige Aufträge eingebracht. Längst hätte er sich eine luxuriöse Villa in Mailand oder Florenz leisten können. Aber Lorenzo war bodenständig geblieben. Ihm gefiel es in Lucca, wo er aufgewachsen war und die Wurzeln seiner Ahnen lagen. Und er war diszipliniert und fleißig, wie er es vom Patrone, seinem Vater gelernt hatte. Nur weil sein Reichtum gesichert war, würde er nicht die Hände in den Schoß legen.
»Lorenzo? Wie war dein Tag?«, versuchte Giulia erneut seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Sein leicht gesenkter Kopf schreckte hoch, die weltentrückten, matten Augen gewannen wieder an Glanz und seine Schultern strafften sich. Mit einem Seufzer nahm er die Espressotasse und trank aus. »Entschuldige, Liebes. Lass uns rüber ins Wohnzimmer gehen. Ich muss etwas mit dir besprechen.«
Sein Verhalten war wirklich ungewöhnlich. Normalerweise scherzte er ein wenig mit ihr, wenn er heimkam, bezog Giulia in seine Geschäfte ein, indem er ihr von den Immobilien und seinen Erlebnissen mit Kunden erzählte und war ganz versessen darauf, nach dem Essen seine Tochter in die Arme zu nehmen. Vor allem aber war er nie so ernst, egal wie stressig sein Tag gewesen war. Irgendwie passte sein Verhalten heute nicht zu ihm.
Giulia ignorierte das schmutzige Geschirr. Die Küche aufräumen und den Geschirrspüler füllen konnte sie auch später. Etwas Brisantes lag in der Luft.
Lorenzo hatte bereits die Bremse des Stubenwagens gelöst und diesen vor sich her ins Wohnzimmer geschoben, und sie folgte ihm gespannt darauf, was ihn so sehr beschäftigte.
Das Wohnzimmer war großzügig angelegt, mit einer gelungenen Zusammenstellung aus erlesenen antiquarischen Vitrinenschränken und modernem Sofa bestückt. Eine doppelflügelige Tür führte hinaus auf die Terrasse, die ebenfalls ausreichend Platz bot. Die Wohnzimmerwände waren in dezenten Ockerabstufungen marmoriert, und schlossen zur weiß gestrichenen Decke mit einer Stuckleiste ab. Alles passte sehr gut zusammen. Lorenzo