Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 33
»Daß du bei mir bist«, flüsterte er kaum vernehmbar, aber sie konnte ihm die Worte von den Lippen ablesen.
»Ich werde immer bei dir sein, Darling.«
Ihre Stimme zitterte leicht.
»Ich kann mich nicht erinnern, was mit mir passiert ist, du mußt mir helfen, Liebes. Was ist geschehen?«
»Du warst mit ein paar anderen Kollegen aus Paris und London auf einer Konferenz in Japan und ihr solltet wohl noch nach Moskau fliegen. Die Maschine mußte in Sibirien notlanden, und es war eine Bruchlandung. Ihr wart alle beträchtlich verletzt und wurdet nach Nowosibirsk ins Krankenhaus gebracht. Ich war zu der Zeit in Atlanta und bekam nur spärliche Nachrichten.«
»Ich kann mich daran überhaupt nicht erinnern«, sagte er schleppend.
»Du warst wohl die ganze Zeit im Koma.«
»Und weshalb warst du in Atlanta?« fragte er mühsam.
»Mein Vater war gestorben, und ich mußte den Nachlaß regeln. Kannst du dich daran auch nicht erinnern?«
Er bewegte verneinend den Kopf. »Es ist alles dunkel, ein schrecklicher Zustand.« Aber seine Sprache wurde etwas deutlicher. »Ich habe Durst«, erklärte er.
Sie läutete nach der Schwester, die auch sofort kam. »Herr Karsten hat Durst«, erklärte Mary Ann.
»Ich werde es dem Arzt sagen«, erwiderte Schwester Gerda und eilte hinaus.
»Ich will doch nur etwas trinken«, sagte er unwillig.
»Du hattest eine schwere Kopfverletzung, da sind sie wohl vorsichtig. Ich bin so froh, daß wir es erreicht haben, daß du und die beiden anderen hergebracht wurden.«
»Hast du schon mit ihnen gesprochen?«
»Nein, wie heißen sie?«
»Ich kann mich nicht erinnern. Was soll das werden?« stöhnte er.
»Es wird alles wieder gut«, sagte sie tröstend und streichelte seine Wange.
Die Schwester kam mit dem Arzt zurück und einem Medikamentenwagen.
Dr. Wegner war noch ziemlich jung und verbreitete gute Laune.
»Sie bekommen jetzt eine Infusion, die lindert den Durst«, erklärte er.
»Warum nicht ein Glas Wasser?« fragte Simon ungeduldig.
»Sie könnten sich verschlucken, und dann können Adern platzen, das dürfen wir nicht riskieren. Haben Sie noch etwas Geduld, dann normalisiert sich alles. Sie können von Glück sagen, daß Sie wenigstens wieder sprechen können.«
»Aber ich kann mich an fast nichts erinnern.«
»Können Sie ihm sagen, wie seine Kollegen heißen?« bat Mary Ann den Arzt.
»Pierre Chevraux und Charles Cameron. Kommt jetzt eine Erinnerung?«
»Wie geht es ihnen?«
»Auch nicht besser als Ihnen. Die Angehörigen wurden verständigt, und Mrs. Cameron ist vorhin eingetroffen.«
»Ich werde mich mit ihr bekannt machen, wenn sie einverstanden ist«, sagte Mary Ann.
»Es ist wie ein Puzzlespiel«, murmelte Simon. »Alles nur Bruchstücke.«
»Wir werden sie schon zusammensetzen«, meinte Mary Ann aufmunternd. Sie konnte indessen beobachten, wie die Infusion durch den Schlauch tropfte.
Dr. Wegner sagte, daß er später wiederkommen würde. Es wurde bereits nach ihm gerufen.
»Geht es besser?« fragte die Schwester.
Als Simon nickte, ging auch sie.
»Wie lange soll das denn noch gehen?« fragte Simon müde.
»Bis du wieder gesund bist. Du mußt halt Geduld haben, Liebster.«
»Du kennst mich doch. Ich weiß ja nicht mal, wie lange ich schon in diesem Zustand bin. Ich habe keinen Begriff mehr für Zeit. Mir kommt es vor, als wäre es hundert Jahre her, daß ich noch Entscheidungen treffen konnte.«
»Es sind jetzt genau dreißig Tage.« Mary Ann wollte ihn nicht täuschen. Es konnte seine Abwehrkräfte mobilisieren, wenn er aus diesem Zustand heraus wollte. Er war nicht der Mensch, der resignierte.
»Dreißig Tage, guter Gott, wer vertritt mich eigentlich?«
»Das macht vorerst Dr. Mattes. Die Firmenleitung schickt jetzt ein paar Leute aus den Staaten.«
»Ich kenne die Brüder, sie werden mich ausschalten.«
»Das schafft keiner, aber es braucht dich nicht zu tangieren. Du hast die finanzielle Freiheit, alles zu tun, was du tun willst und was dir Freude macht.«
»Du meinst doch nicht etwa mit deinem Erbe? Das käme für mich überhaupt nicht in Frage. Ich werde jetzt schleunigst wieder auf die Beine kommen und es ihnen zeigen.« Aber dann hielt er erschrocken inne. »Aber was ist mit meinen Augen?«
»Du darfst dich jetzt vor allen Dingen nicht aufregen. Die Hornhaut ist nicht beschädigt. Es liegt an der Augenhinterwand, wenn ich den Professor richtig verstanden habe. Es hätte gleich etwas unternommen werden müssen, aber dazu hatten sie wohl in Nowosibirsk keine Möglichkeiten. Aber Professor Leine hat mir Hoffnung gemacht, daß deine Chancen gut stehen, da du jetzt entsprechend behandelt werden kannst. Es sind auch diesbezüglich große Fortschritte zu verzeichnen, aber deshalb mußt du noch ruhiggestellt werden.«
»Wenn es sich lohnt, werde ich das auch noch auf mich nehmen«, seufzte er, »aber wenn ich bind bleibe, wirst du dir einen anderen Partner suchen.«
»Das könnte dir so passen. Jetzt machst du dir nicht solche Gedanken. Du mußt nur positiv denken. Ich werde bei dir bleiben, komme, was da wolle, und wenn ich mich mit deiner Schwiegermutter anlegen muß.«
»Du wirst doch nichts mit ihr zu tun bekommen.«
»Sag das nicht, ich habe sie schon kennengelernt.« Jetzt fiel es ihr leicht, über diese Begegnung zu sprechen. Sie wollte seine Meinung hören.
»Das sieht ihr ähnlich«, sagte er aufgebracht. »Ich wette, daß sie sich schon Gedanken gemacht haben, daß ich sterben könnte und sie dann erben.«
»Denkst du das wirklich?«
»Ich kenne sie.«
»Nun regst du dich darüber auf. Ich habe keine Angst vor ihr. Und jetzt sollst du lieber schlafen.«
»Warte nur, bis sie mit ihrem Mann aufkreuzt. Ich habe sie leider zu spät kennengelernt, sonst hätte