Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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Blick auf die Ultraschallbilder unseres neuen Patienten zu werfen. Meiner Ansicht nach leidet Herr von Platen an einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung, verursacht durch Polypen.«

      Nur mit Mühe riss sich Daniel vom Anblick seiner schönen Frau los.

      »Wendy hat schon gesagt, dass du einen Termin in der Klinik vereinbart hast. Wann ist es denn so weit?«

      »Er kommt morgen früh gleich als Erster dran.«

      »Oh, das trifft sich gut. Ich wollte sowieso dorthin, um ein Gespräch zu führen. Da kann ich mich auch gleich noch um Herrn von Platen kümmern. Aber natürlich sehe ich mir vorher die Bilder an«, erinnerte sich Daniel an die Bitte seines Sohnes.

      Danny nickte lächelnd und stand auf, um kurz mit Tatjana zu telefonieren, bevor es Zeit wurde, in die Praxis zurückzufahren.

      »Es scheint, als ob ihr ein gutes Team werden würdet«, stellte Fee zufrieden fest, als die Stimme ihres ältesten Sohnes gedämpft durch die Tür drang.

      »Das sehe ich genauso.« Daniel musterte seine Frau eingehend. »Aber was ist mit dir? Du hattest doch etwas auf dem Herzen heute Morgen.«

      Felicitas nahm den kleinen Kaffeelöffel zur Hand und zeichnete nachdenklich mit der Fingerspitze die Silhouette nach.

      »Es geht um deine berufliche Zukunft«, half er ihr, einen Einstieg in das Gespräch zu finden.

      »Das stimmt.« Fee legte den Silberlöffel auf das weiße Tischtuch, um ihn langsam um die eigene Achse zu drehen. Immer und immer wieder. »Weißt du, als ich mich im Orient um die schwerkranke Leila gekümmert habe, ist mir aufgefallen, dass ich mich nicht nur für die körperlichen sondern auch für die psychologischen Aspekte einer Krankheit interessiere. Durch die Liebe zu ihrer Familie hat Leila die Kraft gefunden, sich aus ihrem Locked-In-Syndrom herauszukämpfen.«

      »Du hattest einen nicht unerheblichen Anteil an ihrer Genesung.« Daniel wusste, wie wichtig der jungen, unglücklichen Frau die Freundschaft zu seiner Frau gewesen war.

      Fee schickte ihm einen lächelnden Blick.

      »Ob mein Anteil so groß war, weiß ich nicht. Aber zumindest hat meine Unterstützung dazu beigetragen. Das ist eine große Befriedigung«, erklärte sie innig. »Außerdem hat mich Désis Erkrankung ins Grübeln gebracht. Sie war so glücklich im Orient und wurde trotzdem so krank, weil sie die ganze Familie vermisste. Diese Zusammenhänge zu durchschauen reizt mich sehr. Jetzt, wo wir wieder hier sind und die Kinder immer mehr ihrer eigenen Wege gehen, ist deshalb der Wunsch in mir gewachsen, mich beruflich in diese Richtung weiterzuentwickeln.« Sie sah ihren Mann fragend an auf der Suche nach einer Reaktion in seinem Gesicht, seinen Augen.

      »Im pflegerischen Bereich?«, hakte Daniel vorsichtshalber nach.

      Er hatte nicht ganz verstanden, worauf Fee hinaus wollte.

      »Nein, das können andere besser als ich. Mir geht es eher um die Psychologie«, erläuterte sie ihre Gedanken ausführlicher. »Als studierte Ärztin habe ich jede Menge Möglichkeiten, mich in diesem Bereich fortzubilden. Ich habe mich schon erkundigt. Ich könnte zum Beispiel meinen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie machen und später mal mit Mario an der Behnisch-Klinik zusammen arbeiten«, brachte sie den Namen ihres Adoptivbruders ins Spiel, der die Pädiatrie an der Behnisch-Klinik mit großem Erfolg leitete. »Natürlich ist der Weg dorthin weit. Trotzdem begeistert mich diese Idee immer mehr.« Je mehr Felicitas von ihren Plänen berichtete, umso glänzender wurden ihre Augen. Umso mehr strahlte ihr Gesicht, dass Daniels Herz weit und weich wurde aus Liebe zu dieser Frau, die sich unermüdlich für andere einsetzte und daraus eine so große Erfüllung zog, so viel Energie schöpfte.

      »Wenn das dein Wunsch ist, dann werde ich alles tun, um dich darin zu unterstützen, wie du mich immer unterstützt hast in allem, was ich vorhatte«, sprach er die Worte aus, die sie sich so sehnlichst von ihm gewünscht hatte.

      »Oh, Dan, dass du immer genau weißt, was ich brauche …, das ist einfach unglaublich«, seufzte sie und sprang auf, um ihm in die Arme zu fallen.

      Am liebsten hätte sie ihn gar nicht mehr losgelassen. Doch Danny war unerbittlich und hatte andere Pläne mit seinem Vater.

      »Schluss mit der Schmusestunde«, machte er der zärtlichen Umarmung seiner Eltern ein jähes und unbarmherziges Ende. »In einer halben Stunde fängt die Sprechstunde an. Es gibt viel zu tun.« Er klatschte in die Hände und Daniel Norden fügte sich lachend in sein selbst gewähltes Schicksal. Schließlich liebte er seinen Beruf. Und schon jetzt fand er großen Gefallen daran, mit seinem Sohn zusammenzuarbeiten und war gespannt darauf, welche Herausforderungen das Schicksal noch für sie bereithielt.

      *

      In dieser Nacht fand Sebastian Keinath keinen Schlaf. Irgendwann hatte er keine Lust mehr, sich von einer Seite auf die andere zu wälzen und beschloss, in die Arbeit zu gehen, auch wenn es noch zu früh war. Er kam gerade recht, um seinen Kollegen Günther Hartmann bei einem besonders, im wahrsten Sinne des Wortes, schwerwiegenden Fall zu helfen.

      »Packst du mal mit an?«, fragte Günther sichtlich erleichtert.

      Der Krankenwagen stand vor der Ambulanz. Die Türen waren weit geöffnet und gaben den Blick frei auf einen massigen Körper, der gar keinen Platz auf der Liege fand.

      »Schlaganfall. Kein Wunder bei dieser Lebensführung«, bemerkte Günther verächtlich.

      »Schon gut, ich bin ja schon da.« Froh, sich von seinem persönlichen Leid ablenken zu können, wollte Sebastian in das Innere des Wagens klettern. Er streckte den Arm nach dem Griff aus und setzte einen Fuß auf das Trittbrett, als ihn ein grauenhafter Schmerz im Rücken erstarren ließ. Einen kurzen Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, der gnädigen Bewusstlosigkeit zu widerstehen, die ihn übermannen wollte. »Oh verdammt, ich kann mich nicht mehr bewegen.« Am liebsten hätte sich Sebastian vor Schmerzen gekrümmt. Aber es ging nicht. Unfähig, sich weiter zu bücken oder gar aufzurichten, stand er halb eingeknickt da und keuchte gegen den rasenden Schmerz an.

      »Bleib du stehen und rühr dich nicht vom Fleck«, beschloss ein weiterer Kollege, der dazugekommen war. »Wir bringen den Patienten rein und holen Hilfe.«

      »Du machst Witze!«, versuchte Sebastian Keinath, zur Regungslosigkeit verdammt, zu scherzen.

      Schon als Daniel Norden seinen Wagen auf dem Parkplatz unweit der Notaufnahme abstellte, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Der gekrümmte Mann am Krankenwagen vor der Ambulanz war ihm aufgefallen.

      »Was ist denn hier los?«, rief er, als er im Laufschritt herbeieilte.

      Gequält drehte Sebastian den Kopf.

      »Herr Dr. Norden?« Er wusste nicht, ob die entsetzlichen Schmerzen seinem Bewusstsein einen bösen Streich spielten. »Was machen Sie denn hier?«

      »Ich bin gekommen, um vor der Sprechstunde nach meinen Patienten zu sehen.« Dass das nur ein Teil der Wahrheit war, spielte im Augenblick keine Rolle. »Aber das kann noch warten. Was ist passiert?« Mit einem Blick umriss Daniel die Situation, als auch schon zwei Kollegen mit einer Krankenliege herbeieilten.

      »Mein Rücken. Ich konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen. Nicht mehr vor und nicht mehr zurück.« Es kostete Sebastian alle Mühe, die Worte halbwegs verständlich hervorzupressen.

      Daniel Norden half ihm, sich in

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