Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 8
»Mit Bissen von Hunden und Katzen ist nicht zu spaßen. In ihrem Maul befinden sich Keime, die bei einem Biss mit den spitzen Zähnen tief ins Gewebe befördert werden?«, erläuterte Dr. Norden, als er sich wieder der Verletzung zuwandte und die Wunden behutsam reinigte. »Besonders leicht infizieren sich Bisse im Bereich von Hand und Handgelenk. Zum einen befinden sich hier viele Sehnen dicht unter der Hautoberfläche und können schmerzhaft verletzt werden. Zum anderen ist das Gewebe an diesen Stellen schlechter durchblutet, so dass sich Bakterien vermehren können, bevor das Immunsystem eine Chance hat, einzugreifen.«
»Oje«, seufzte Frau Maschnick und wirkte so schuldbewusst, als hätte sie dem Arzt persönlich wehgetan. »Das habe ich wirklich nicht gewusst. Mein Sohn wirft mir immer vor, dass ich so wehleidig bin. Deshalb hab ich mich diesmal extra zusammengerissen. Ich wollte ihm seinen Golfurlaub nicht verderben.«
»Richten Sie Ihrem Sohn einen schönen Gruß von mir aus«, erwiderte Daniel ungehalten. Natürlich gab es ältere Menschen, die sich einsam fühlten und aus diesem Grund Zipperlein vorschützten, um die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung zu erregen. Aber er kannte Helene Maschnick lange genug, um zu wissen, dass diese stille, bescheidene Frau nicht zu dieser Kategorie Menschen zählte. »Seine Vorwürfe hätten Sie das Leben kosten können.«
Erschrocken riss Helene die wasserblauen Augen auf.
»Das hat Helmut bestimmt nicht gewusst«, nahm sie ihren egoistischen Sohn in Schutz.
Nur mit Mühe konnte sich Dr. Norden einen weiteren kritischen Kommentar verkneifen. Da er seiner Patientin das Leben nicht zusätzlich schwer machen wollte, verzichtete er darauf.
»Ich verschreibe Ihnen jetzt ein hochdosiertes Antibiotikum, um die Entzündung zu stoppen«, erklärte er und legte einen ordentlichen Verband an, nachdem er die Wunde versorgt hatte. »Über die Sehnen können die Bakterien in andere Körperregionen wandern und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen. Dieses Risiko wollen wir keinesfalls eingehen.«
»Natürlich nicht.« Froh über die Fürsorge, die Daniel Norden ihr angedeihen ließ, fügte sich Helene Maschnick in ihr Schicksal. »Ich werde alles tun, was Sie mir sagen. Schließlich brauche ich meine Hand doch noch zum Malen.«
Daniel Norden erinnerte sich gut an die hübschen Landschaftsaquarelle, die Frau Maschnick seit Jahren aufs Papier zauberte.
»Ich weiß. Das Bild, das Sie mir damals geschenkt haben, hängt bei uns im Flur. Mir gefällt das Motiv – die Isarauen – so gut. Meine Frau hingegen schwärmt von der Farbzusammenstellung.«
»Das haben Sie noch?«, staunte Helene. »Aber meine Blinddarmentzündung ist doch bestimmt schon zehn Jahre her.« Erst jetzt kam ihr die dramatische Situation wieder in den Sinn.
Damals war Dr. Norden derjenige gewesen, der ihre Übelkeit und die Bauchschmerzen richtig eingeordnet und sofort gehandelt hatte.
»Ihr Bild ist zeitlos schön und hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren«, erklärte Daniel innig.
Die Behandlung war inzwischen abgeschlossen. Er druckte das Rezept für das Antibiotikum aus und sah seine Patientin fragend an.
»Sind Sie mobil, dass Sie das Medikament selbst holen können?«, erkundigte er sich vorsorglich.
Doch diesmal lachte Helene schelmisch.
»Helmut wollte mir neulich mein Auto abknöpfen. Aber dagegen habe ich mich dann doch gewehrt. So alt bin ich mit meinen 62 Jahren nun auch wieder nicht.« Ein widerwilliger Schatten huschte über ihr Gesicht. »Ich glaube, er wollte es für meine Enkelin haben, weil ihm sein Wagen für Experimente zu schade ist. Aber da hat er sich geschnitten. Nicht mit mir.«
Daniel nickte zustimmend und lächelte grimmig.
»So ist recht. Verteidigen Sie Ihr selbstbestimmtes Leben! Und wenn Sie Unterstützung brauchen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden. Mal abgesehen davon, dass wir uns bitte in drei Tagen noch einmal zur Kontrolle sehen.«
»Ich freue mich schon.« Frau Maschnick wirkte wesentlich selbstsicherer und zufriedener, als sie sich von Daniel Norden verabschiedete.
Er sah ihr kurz nach, wie sie an den Tresen zu Wendy trat, um einen neuen Termin zu vereinbaren, als er die Stimme seines Sohnes hörte. Danny verabschiedete sich auch gerade von seinem letzten Patienten des Vormittags.
*
»Sehen Sie sie an, die beiden!« Felicitas Norden stand in der Küche am Fenster und deutete lächelnd auf Vater und Sohn, die, in eine angeregte Diskussion vertieft, Seite an Seite den Gartenweg heraufkamen.
»Sieht so aus, als hätten sich da zwei gesucht und gefunden«, bemerkte Lenni schmunzelnd und kehrte zurück an den Herd, um das Mittagessen vor dem Anbrennen zu bewahren. Zur Feier des ersten gemeinsamen Arbeitstages hatte sie ein wahres Festmahl vorbereitet.
»Ich glaube, du musst die Sprechstunde heute Nachmittag alleine machen«, erklärte Daniel Norden nach Sommersalaten mit Speckwürfeln, handgeschabten Spinatspätzle in Gorgonzolasahne und Joghurtmousse auf einem köstlich roten Himbeerspiegel. Er hatte den Stuhl nach hinten gerückt, die Hände über dem wohlgefüllten Bauch gefaltet, und gähnte schläfrig. »Nach diesem köstlichen Mahl muss ich einen ausgedehnten Mittagsschlaf machen.«
»Kommt überhaupt nicht infrage!«, widersprach Danny, der ebenso träge war wie sein Vater. »Du musst mich vor Victoria Bernhardt retten. Seit ich die Praxisvertretung übernommen habe, hatte sie jede Woche mindestens einen Termin.«
»Victoria Bernhardt … Victoria Bernhardt …«, murmelte Daniel Norden nachdenklich und dankte Lenni für den Espresso, den sie ihm servierte, um ihn schnell wieder munter zu machen. Auf keinen Fall wollte sie dafür verantwortlich sein, dass Patienten vergeblich auf ihre Behandlung warten mussten. »Ich kann mich gar nicht an diese Frau erinnern …«
»Im Grunde genommen ist sie eine wirklich aufsehenerregende Erscheinung«, musste Danny anerkennen. »Groß, schlank, ihrem Kleidungsstil nach zu urteilen recht vermögend …, aber sie ist mit Sicherheit zehn Jahre älter als ich. Mal abgesehen davon, dass ich Tatjana habe.«
»Wie kommst du darauf, dass diese Frau an dir interessiert sein könnte?«, hakte Felicitas nach in der Sorge, ihr Sohn könnte sich etwas auf seinen neuerworbenen Status als Assistent des Seniors einbilden.
»Weil diese Frau kerngesund ist und sich in erster Linie mit mir über ihr Privatleben unterhält und versucht, mich nach allen Regeln der Kunst auszuquetschen«, erklärte Danny ganz und gar nüchtern.
Felicitas schickte ihrem Mann ein belustigtes Lächeln.
»Das erinnert mich doch fatal an frühere Zeiten.« Sie streckte ihre Hand aus und legte sie liebevoll auf die von Daniel. »Es gibt offenbar Dinge, die ändern sich nie. Was für ein unglaubliches Glück, dass ich mir heute keine Sorgen mehr um deine Liebe machen muss.«
»Das musstest du nie, mein Feelein«, versicherte Daniel und zog ihre Hand an seinen Mund. Zärtlich küsste er jede einzelne Fingerspitze. »Selbst wenn du manchmal einen anderen Eindruck hattest.« Sie sahen einander tief in die Augen und lächelten, während sich ihre Blicke umschlungen hielten.
Nach dem starken kleinen Kaffee wurde