Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Charlotte Brontë wird als drittes Kind des irischen Pfarrers Patrick Brontë und seiner Frau Maria, geb. Branwell, geboren. Gemeinsam mit ihren drei jüngeren Geschwistern Patrick Branwell, Emily Jane und Anne beginnt sie schon als Kind zu schreiben und verfasst zahlreiche winzige Heftchen und Fantasiegeschichten.
Die Kinder werden meist daheim unterrichtet und besuchen die Schule nur kurz.
1835 tritt Charlotte eine Stelle als Lehrerin an. 1842 besucht sie zusammen mit ihrer Schwester Emily das Brüsseler »Pensionnat de Demoiselles« in der Absicht dort ihr Französisch zu verbessern. Sie plant eine eigene Mädchenschule zu eröffnen, muss aber das Projekt wegen mangelnder Nachfrage aufgeben.
Zusammen mit ihren Schwestern gibt sie unter den (männlichen) Pseudonymen Ellis (Emily), Acton (Anne) und Currer (Charlotte) Bell einen Gedichtband heraus, der nicht sehr erfolgreich verkauft wird.
Auch Charlottes erster Roman »The Professor« über ihre eigene unerwiderte Liebe zu einem verheirateten Mann findet zu ihren Lebzeiten keinen Verleger.
1847 endlich ist das Jahr der 3 Schwestern. Jede bringt einen Roman heraus – und »die Bells« sind mit einem Mal bekannt. Während Kritik und Publikum Charlottes »Jane Eyre« feiern, reagiert man auf Emilys »Die Sturmhöhe« (»Wuthering Heights«) mit gemischten Gefühlen, zu gewagt und mysteriös wirkt diese Geschichte. Annes Roman »Agnes Grey« gilt zunächst nur als leichte und unterhaltsame Lektüre.
Man vermutet einen männlichen Urheber hinter »Jane Eyre« und ist sehr überrascht, als sich der Autor als Frau entpuppt. Charlotte wird in die literarischen Kreise Londons eingeführt und geniest eine kurze Zeit des Ruhms. Ihre Bücher erscheinen weiterhin unter Pseudonym.
1854 heiratet sie Arthur Bell Nicholls, den Hilfspfarrer ihres Vaters. Am Karsamstag 1855 stirbt sie – laut Totenschein an Tuberkulose – vermutlich jedoch an »Hyperemesis gravidarum« (schwangerschaftsbedingte Stoffwechselstörung).
Allen Geschwistern ist nur ein kurzes Leben beschert. Der Bruder Patrick Branwell, ein talentierter Maler und Dichter, stirbt vermutlich an den Folgen des Alkoholismus 1848 im Alter von 37 Jahren, Emily Jane stirbt ebenfalls 1848 mit 30 ebenso wie die Jüngste, Anne ein Jahr darauf, 1849, im Alter von 29 Jahren an den Folgen der Tuberkulose.
Charlotte Brontës letzter Roman »Emma« bleibt unvollendet und erscheint 1860 postum zusammen in einer Ausgabe ihres Erstlingswerk »The Professor«.
Erstes Kapitel
Es war ganz unmöglich, an diesem Tage einen Spaziergang zu machen. Am Morgen waren wir allerdings während einer ganzen Stunde in den blätterlosen, jungen Anpflanzungen umhergewandert; aber seit dem Mittagessen – Mrs. Reed speiste stets zu früher Stunde, wenn keine Gäste zugegen waren – hatte der kalte Winterwind so düstere, schwere Wolken und einen so durchdringenden Regen heraufgeweht, dass von weiterer Bewegung in frischer Luft nicht mehr die Rede sein konnte.
Ich war von Herzen froh darüber: lange Spaziergänge, besonders an frostigen Nachmittagen, waren mir stets zuwider: – ein Greuel war es mir, in der rauen Dämmerstunde nach Hause zu kommen, mit fast erfrorenen Händen und Füßen, – mit einem Herzen, das durch das Schelten Bessie’s, der Kinderwärterin, bis zum Brechen schwer war, – gedemütigt durch das Bewusstsein, physisch so tief unter Eliza, John und Georgina Reed zu stehen.
Die soeben erwähnten Eliza, John und Georgina hatten sich in diesem Augenblick im Salon um ihre Mama versammelt: diese ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Kamins und umgeben von ihren Lieblingen, die zufälligerweise in diesem Moment weder zankten noch schrien, sah sie vollkommen glücklich aus. Mich hatte sie davon dispensiert, mich der Gruppe anzuschließen, indem sie sagte, dass es sie tief unglücklich mache, gezwungen zu sein, mich fern zu halten; dass sie mich aber von Vorrechten ausschließen müsse, zu deren Genuss nur zufriedene, glückliche, kleine Kinder berechtigt seien, und dass sie mir erst verzeihen würde, wenn sie sowohl durch eigene Wahrnehmung wie durch Bessie’s Worte zu der Überzeugung gelangt sein würde, dass ich in allem Ernst versuche, mir anziehendere und freundlichere Manieren, einen kindlicheren, geselligeren Charakter – ein leichteres, offenherzigeres, natürlicheres Benehmen anzueignen.
»Was sagt denn Bessie, dass ich getan habe?« fragte ich.
»Jane, ich liebe weder Spitzfindigkeiten noch Fragen; außerdem ist es gradezu widerlich, wenn ein Kind ältere Leute in dieser Weise zur Rede stellt. Augenblicklich setzest du dich irgendwo hin und schweigst, bis du freundlicher und liebenswürdiger reden kannst.«
An das Wohnzimmer stieß ein kleines Frühstückszimmer: ich schlüpfte hinein. Hier stand ein großer Bücherschrank. Bald hatte ich mich eines großen Bandes bemächtigt, nachdem ich mich zuerst vorsichtig vergewissert hatte, dass er Bilder enthalte. Ich stieg auf den Sitz in der Fenstervertiefung, zog die Füße nach und kreuzte die Beine wie ein Türke; dann zog ich die dunkelroten Moiree-Vorhänge fest zusammen und saß so in einem doppelten Versteck.
Scharlachrote Draperien schlossen mir die Aussicht zur rechten Hand; links befanden sich die großen, klaren Fensterscheiben, die mich vor dem düstern Novembertag wohl schützten, mich aber nicht von ihm trennten. In kurzen Zwischenräumen, wenn ich die Blätter meines Buches wendete, fiel mein Blick auf das Bild dieses winterlichen Nachmittags. In der Ferne war nichts als ein blasser, leerer Nebel, Wolken; im Vordergrunde der feuchte, freie Platz vor dem Hause, vom Winde entlaubte Gesträuche, und ein unaufhörlicher vom Sturm wildgepeitschter Regen.
Ich kehrte zu meinem Buche zurück – Bewicks Geschichte von Englands gefiederten Bewohnern; im Allgemeinen kümmerte ich mich wenig um den gedruckten Text des Werkes, und doch waren da einige einleitende Seiten, welche ich, obgleich nur ein Kind, nicht gänzlich übergehen konnte. Es waren jene, die von den Verstecken der Seevögel handelten, von jenen einsamen Felsen und Klippen, welche nur sie allein bewohnen, von der Küste Norwegens, die von ihrer äußersten südlichen Spitze, dem Lindesnäs bis zum Nordkap mit Inseln besäet ist.