Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте 99 Welt-Klassiker

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von – nein, ich will nicht sa­gen, von wie vie­len Jah­ren – habe ich die Ant­wort ge­fun­den!

      Ich war ein Miss­ton in Ga­tes­head-Hall. Ich war ein Nichts an die­sem Orte; ich hat­te k­ei­ne Ge­mein­schaft mit Mrs. Reed oder ih­ren Kin­dern oder ih­ren be­zahl­ten Va­sal­len. Sie lieb­ten mich nicht, und in der Tat, ich lieb­te sie eben­so­we­nig. Es war auch nicht ihre Pf­licht, mit Lie­be auf ein Ge­schöpf zu bli­cken, wel­ches mit kei­ner ein­zi­gen See­le sym­pa­thi­sie­ren konn­te; ein he­te­ro­ge­nes Ge­schöpf, wel­ches ihr di­rek­tes Ge­gen­teil in Tem­pe­ra­ment, in Fä­hig­kei­ten und Nei­gun­gen war; ein nutz­lo­ses Ge­schöpf, wel­ches ih­rem In­ter­es­se nicht die­nen, zu ih­rem Ver­gnü­gen nichts bei­tra­gen konn­te; ein straf­ba­res Ge­schöpf, wel­ches die Kei­me der Em­pö­rung über die ihm wi­der­fah­ren­de Be­hand­lung in sich nähr­te, ein Ge­schöpf, das die tiefs­te Ver­ach­tung für ih­ren Ver­stand, ihr Ur­teils­ver­mö­gen nähr­te. Ich weiß wohl, dass, wenn ich ein san­gui­ni­sches, geist­rei­ches, her­ri­sches, schö­nes, wil­des Kind ge­we­sen wäre – wenn auch eben­so ab­hän­gig und freund­los – so wür­de Mrs. Reed mei­ne Ge­gen­wart in lie­bens­wür­di­ge­rer Wei­se er­tra­gen ha­ben; ihre Kin­der hät­ten für mich ein freund­li­che­res Ge­fühl der Ge­mein­sam­keit ge­hegt; die Dienst­bo­ten wä­ren we­ni­ger ge­neigt ge­we­sen, mich zum Sün­den­bock der Kin­der­stu­be zu ma­chen.

      Das Ta­ges­licht be­gann aus dem ro­ten Zim­mer zu schwin­den; es war nach vier Uhr, und auf den be­wölk­ten Nach­mit­tag folg­te die trü­be Däm­me­rung. Ich hör­te, wie der Re­gen noch un­auf­hör­lich ge­gen das Fens­ter der Trep­pe schlug, wie der Wind in den Laub­gän­gen hin­ter dem Her­ren­hau­se heul­te; nach und nach wur­de ich so kalt wie Mar­mor, und dann be­gann mein Mut zu sin­ken. Die ge­wöhn­li­che Stim­mung des Ge­de­mü­tigt­seins, Zwei­fel an mir selbst, hilflo­se Trau­rig­keit be­mäch­tig­ten sich mei­ner und fie­len dämp­fend auf die Asche mei­ner da­hin­schwin­den­den Wut. Alle sag­ten ja, dass ich bos­haft sei – viel­leicht war es der Fall, denn hat­te ich nicht so­eben den Ge­dan­ken ge­hegt, mich zu Tode zu hun­gern? Das war doch ge­wiss ein Ver­bre­chen: denn war ich be­reit zu ster­ben? oder war das Ge­wöl­be un­ter der Kan­zel in der Kir­che von Ga­tes­head ein so ein­la­den­des Ende? In die­sem Ge­wöl­be lag Mr. Reed be­gra­ben, wie man mir ge­sagt hat­te; die­ser Ge­dan­ke führ­te mich dazu, sein An­den­ken her­auf zu be­schwö­ren; und mit wach­sen­dem Grau­en ver­weil­te ich bei dem­sel­ben. Ich konn­te mich sei­ner nicht er­in­nern; aber ich wuss­te, dass er mein On­kel ge­we­sen, – der ein­zi­ge Bru­der mei­ner Mut­ter – dass er mich in sein Haus auf­ge­nom­men, als ich ein ar­mes, el­tern­lo­ses Kind ge­we­sen; und dass er noch in sei­nen letz­ten Au­gen­bli­cken Mrs. Reed das Ver­spre­chen ab­ge­nom­men hat­te, mich wie ihr ei­ge­nes Kind zu er­zie­hen und zu ver­sor­gen. Mrs. Reed war höchst­wahr­schein­lich der Über­zeu­gung, dass sie die­ses Ver­spre­chen ge­hal­ten habe, und so weit ihre Na­tur ihr dies er­laub­te, hat­te sie es auch ge­tan; aber wie soll­te sie denn auch in Wirk­lich­keit für einen Ein­dring­ling Lie­be he­gen, der nicht zu ih­rer Fa­mi­lie ge­hör­te und nach dem Tode ih­res Gat­ten durch kei­ne Ban­de mehr an sie ge­ket­tet war? Es muss­te al­ler­dings är­ger­lich sein, sich durch ein un­ter sol­chen Um­stän­den ge­ge­be­nes Ver­spre­chen ge­nö­tigt zu se­hen, ei­nem frem­den Kin­de, das sie nicht lie­ben konn­te, die El­tern zu er­set­zen, und es er­tra­gen zu müs­sen, dass eine un­sym­pa­thi­sche Frem­de sich un­auf­hör­lich in ih­ren Fa­mi­li­en­kreis dräng­te.

      Eine son­der­ba­re Idee be­mäch­tig­te sich mei­ner. Ich zwei­fel­te nicht – hat­te es nie­mals be­zwei­felt – dass Mr. Reed, wenn er am Le­ben ge­blie­ben, mich mit Güte be­han­delt ha­ben wür­de; und jetzt, als ich so da­saß und auf die dunklen Wän­de und das wei­ße Bett blick­te, zu­wei­len auch wie ge­bannt ein Auge auf den trü­be blin­ken­den Spie­gel warf – da be­gann ich mich an das zu er­in­nern, was ich von To­ten ge­hört hat­te, die im Gra­be kei­ne Ruhe fin­den konn­ten, weil man ihre letz­ten Wün­sche un­er­füllt ge­las­sen, und jetzt auf die Erde zu­rück­kehr­ten, um die Mein­ei­di­gen zu stra­fen und die Be­drück­ten zu rä­chen; ich dach­te, wie Mr. Reeds Geist, ge­quält durch das Un­recht, wel­ches man dem Kin­de sei­ner Schwes­ter zu­füg­te, sei­ne Ru­he­stät­te ver­ließ – ent­we­der in dem Ge­wöl­be der Kir­che oder in dem un­be­kann­ten Lan­de der Ab­ge­schie­de­nen – und in die­sem Zim­mer vor mir er­schei­nen kön­ne. Ich trock­ne­te mei­ne Trä­nen und un­ter­drück­te mein Schluch­zen; denn ich fürch­te­te, dass die­se lau­ten Äu­ße­run­gen mei­nes Grams eine über­na­tür­li­che Stim­me zu mei­nem Tros­te er­we­cken oder aus dem mich um­ge­ben­den Dun­kel ein Ant­litz mit ei­nem Hei­li­gen­schein her­vor­leuch­ten las­sen kön­ne, das sich mit wun­der­sa­mem Mit­leid über mich beug­te. Die­ser Ge­dan­ke, der in der Theo­rie viel­leicht ganz trost­reich, wür­de ent­setz­lich sein, wenn er zur Wirk­lich­keit wer­den könn­te, das fühl­te ich: mit al­ler Ge­walt ver­such­te ich, ihn zu un­ter­drücken – ich be­müh­te mich, ru­hig und ge­fasst zu sein. In­dem ich mir das Haar von Stirn und Au­gen strich, er­hob ich den Kopf und ver­such­te in dem dunklen Zim­mer um­her zu bli­cken: in die­sem Au­gen­blick sah ich den Wie­der­schein ei­nes Lich­tes an der Wand! – War es viel­leicht der Mon­dess­trahl, der durch eine Öff­nung in dem Vor­hang drang, frag­te ich mich? Nein, die Mon­dess­trah­len wa­ren ru­hig und dies Licht be­weg­te sich; wäh­rend ich noch hin­blick­te, glitt es zur De­cke hin­auf und er­zit­ter­te über mei­nem Kop­fe. Jetzt kann ich frei­lich be­grei­fen, dass die­ser Licht­strei­fen al­ler Wahr­schein­lich­keit nach der Schim­mer ei­ner La­ter­ne war, wel­che je­mand über den frei­en Platz vor dem Hau­se trug; aber da­mals, mit dem auf Schre­cken und Ent­set­zen vor­be­rei­te­ten Ge­müt, mit mei­nen vor Auf­re­gung be­ben­den Ner­ven, hielt ich den sich schnell be­we­gen­den Strahl für den He­rold ei­ner Er­schei­nung, die aus ei­ner an­de­ren Welt zu mir kam. Mein Herz poch­te laut, mein Kopf wur­de heiß; in mei­nen Ohren spür­te ich ein Brau­sen, das ich für das Rau­schen der Flü­gel hielt; ein Et­was schi­en sich mir zu nä­hern; ich fühl­te mich be­drückt, er­stickt; mein Wi­der­stands­ver­mö­gen gab nach; ich stürz­te auf die Tür zu und rüt­tel­te mit ver­zwei­fel­ter An­stren­gung am Schlos­se. Ei­len­de Schrit­te ka­men durch den äu­ße­ren Kor­ri­dor da­her; der Schlüs­sel wur­de im Schlos­se um­ge­dreht, Bes­sie und Miss Ab­bot tra­ten ein.

      »Miss Eyre, sind Sie krank?« frag­te Bes­sie.

      »Welch ein fürch­ter­li­cher Lärm! Ich bin ganz au­ßer mir!« rief Ab­bot aus.

      »Nehmt mich mit hin­aus! Lasst mich in die Kin­der­stu­be ge­hen!« schrie ich un­un­ter­bro­chen.

      »Wes­halb denn? Ist Ih­nen ir­gend et­was ge­sche­hen? Ha­ben Sie et­was ge­se­hen?« frag­te Bes­sie wie­der­um.

      »O, ich sah ein Licht und ich mein­te, dass ein Geist kom­men wür­de.« Ich hat­te mich jetzt Bes­sies Hand be­mäch­tigt, und sie ent­wand sie mir nicht.

      »Sie hat mit Ab­sicht so ge­schri­en«, er­klär­te Ab­bot mit ei­ni­gem Ab­scheu. »Und welch ein Ge­schrei! Wenn sie große Schmer­zen ge­habt hät­te, so könn­te man es noch ent­schul­di­gen, aber sie woll­te wei­ter nichts, als uns alle her­bei­lo­cken. Ich ken­ne ihre bö­sen Strei­che schon.«

      »Was

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