Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Ich weiß nicht«, sie zuckt ein wenig mit den Schultern. Aber sie kann ihm nicht ernstlich böse sein, wenn er sie mit seinen wirklich schönen dunklen Augen so bittend ansieht. Als er sie noch herzhaft abküßt, wird sie ganz weich und nachgiebig.
»Nun ja, Christian, sprechen wir nicht mehr davon. Madame Cläre muß die drei teuren Kleider recht schnell fertigstellen lassen. Sie werden gegen Kasse geliefert.« Sie erhebt sich eilfertig. »Laß mich das machen. Kommst du zum Essen heim?«
»Leider nicht, Mama. Ich habe eine Verabredung. Aber heute abend bringe ich dir einige Gäste mit.« Er blinzelt ihr verständnisinnig zu. »Machst du es ein wenig nett?«
Sie seufzt einmal tief auf. »Als ob ich es jemals nicht nett gemacht hätte.« Plötzlich verhält sie den Schritt. »Wo steckt eigentlich Christiane?«
Er steht auf und kommt näher, die Hände lässig in den Hosentaschen. »Keine Ahnung, Mama. Sie hat sich noch nicht hier sehen lassen.«
»Schrecklich«, stöhnt Stefanie, »nie weiß ich, wo das Kind steckt.«
Er lacht laut auf. »Kind ist doch wohl ein bißchen übertrieben.«
Sie funkelt ihn an und sagt sehr energisch: »Mein Kind bleibt sie doch, und wenn ich auf den Stuhl steigen müßte, um ihr eine zu kleben.«
Er lacht nur noch lauter. »Ich glaube, Mama, den Zeitpunkt hast du verpaßt. Christiane ist in den letzten Monaten ein ziemlich schnippiges Ding geworden. Ich finde, sie hat vor niemandem Respekt, nicht einmal vor dir mehr.«
Stefanie zieht ein Gesicht, als hätte sie in einen sauren Apfel gebissen. »Den werde ich ihr einbläuen, falls es nötig ist, darauf kannst du dich verlassen, mein Sohn.«
Christian zieht die Schultern ein und schlendert hinter ihr durch die Tür. Christiane läuft ihnen direkt in den Weg. Sie sieht erhitzt aus, das Haar hängt ihr, wie immer, verwuschelt in die Stirn. Sie lacht fröhlich und zeigt dabei eine Reihe blitzender Zähne.
»Da seid ihr doch«, begrüßt sie Mutter und Bruder.
Stefanie sagt trocken: »Ja, da bist du endlich.« Und dann zieht sie ihre Tochter abseits und flüstert ihr streng zu: »Sag mal, wo treibst du dich die ganze Zeit herum?«
»Herumtreiben?« Christianes Augen werden kugelrund. »Was für ein häßlicher Ausdruck, Mama. Wir haben gesegelt. Es war eine Wucht.«
»Eine Wucht solltst du mal haben«, zischt Stefanie, über den wurschtigen, schnoddrigen Ton empört. »Dich an- und abzumelden hältst du wohl nicht mehr für nötig?«
»Was ist denn in euch gefahren?« fragt sie bestürzt. »Du machst auch so ein sauertöpfiges Gesicht«, wendet sie sich an den Bruder. »Aha«, macht sie dann und blinzelt ihm zu. »Verstehe, große Standpauke, Geldkasse ist leer.«
Stefanie Hermann muß sich wirklich beherrschen, ihr nicht eine runterzuhauen. So nimmt sie sie hart beim Arm und schiebt sie in die Nähstube. »Hier, mach dich nützlich«, befiehlt sie schroff. »Und verlaß mir heute nicht früher den Salon, bis Schluß ist.«
»Ach, du lieber Gott«, murmelt Christiane, schiebt die Unterlippe vor und wagt noch einen kurzen Blick zurückzuwerfen. »Ich – ich –«
»– ich werde jezt an meine Arbeit gehen und mich nicht wieder aus dem Zimmer rühren. Nicht wahr, das wolltest du doch sagen«, fällt Stefanie ihr kurz und bündig ins Wort.
»Jawohl, Herr Feldwebel«, hört Stefanie an ihr Ohr schlagen, und die Tür ist gleichzeitig zu. Sekundenlang sieht es aus, als wolle sie ihrer vorlauten Tochter folgen, doch dann dreht sie sich brüsk um. Sie preßt die Lippen zusammen. Um alles in der Welt hätte sie jetzt nicht zugegeben, daß sie nicht gerade viel Ehre mit der Erziehung Christianes einlegen kann.
*
Zwei Tage hält Christiane es in der Nähstube aus und läßt sich von Madame Cläre herumkommandieren, dann wirft sie ihr die Arbeit vor die Füße. Sie sieht, wie die anderen Mädchen die Augen auf sie richten. »Schlagen Sie gefälligst einen anderen Ton an, Madame Cläre«, schreit sie mit vor Zorn rauher Stimme, eine ganz besondere Betonung auf das »Madame« legend. »Sie haben kein Lehrmädchen vor sich, verstanden? Ich werde mich bei Mama über Sie beschweren.«
Die Mädchen versuchen sich hinter ihrer Näharbeit unsichtbar zu machen. Sie gönnen der Direktrice den Anpfiff.
»Aber, Fräulein Christiane –«
Christiane macht eine großartige Handbewegung und schreit noch lauter. »Für Sie bin ich Fräulein Hermann. Lassen Sie sich das zum letzten Mal gesagt sein. Sie sind hier nichts als eine Angestellte, aber kein General, der uns nach Lust und Laune Befehle erteilt. So –« Christiane holt tief Luft. »Und nun machen Sie Ihren Kram selbst. Mich kriegen Sie hier nicht mehr zu sehen.« Sie sieht über die das Lachen verbeißenden Mädchen hin. »Auch Ihnen möchte ich empfehlen, mal aufzumucken. Madame hat es hin und wieder nötig.«
Ehe die Direktrice noch ein Wort erwidern kann, ihr ist sowieso bald die Luft weggeblieben, ist Christiane, nach einer übertrieben tiefen Verbeugung verschwunden.
»Uff«, macht sie draußen, lehnt sich sekundenlang gegen die Türfüllung und hat das Gefühl, um einige Pfund leichter geworden zu sein.
Etwas unbehaglich ist ihr aber doch, denkt sie an Mama. Nur um sie zu ärgern, hat sie sie zu Madame in die Nähstube gesteckt. Nein! Damit soll es endgültig vorbei sein. Sie durcheilt den Vorraum, findet Stefanie aber erst im Empfangsraum.
Stefanie sieht ihr entgegen und merkt sofort, daß Christiane sehr erregt ist.
»Das sage ich dir, Mama«, sprudelt sie auch sofort los. »Unter deiner Madame arbeite ich nicht mehr, keinen Nadelstich. Was bildet sich diese Person eigentlich ein? Kanzelt mich da vor den Mädchen wie ein dummes Ding ab. Habe ich das nötig? Ich habe mich übrigens mit meinen Freunden zum Tennis verabredet und gehe jetzt.«
»Einen Augenblick«, hält Stefanie ihre Tochter zurück. »Ich nehme an, du hast dich wieder einmal von deinem Impuls leiten lassen. Du untergräbst Madame Cläres Respekt, wenn du ihr ungezogen kommst.«
Christiane steigt die Zornesröte in die Wangen. »Bin ich deine Tochter – oder nicht? Ist Madame Cläre deine Angestellte – oder nicht?«
»Natürlich stimmt das, aber was ist das für ein Ton?« lehnt Stefanie sich auf.
»Verzeih, Mama.« Christiane zwingt sich zur Ruhe. »Ich kann dieses ewige ›Madame Cläre hier‹ und ›Madame Cläre da‹ nicht mehr hören. Dieses verrückte Weibsbild tut den ganzen Tag nichts weiter, als die Leute schikanieren. Ist das erlaubt?«
Stefanie legt das Modejournal aus der Hand und geht auf die Tochter zu. Beruhigend streicht sie ihr über das Haar. »Beruhige dich wieder, Kind. Madame Cläre ist durchaus kein ›verrücktes Weibsbild‹. Sie nimmt ihre Arbeit sehr ernst, und wenn sie dich gerügt hat, wird sie wohl Grund dazu gehabt haben.«
»Daß ich nicht lache, Mama. Die Madame Cläre ist die größte Schauspielerin, die mir je vorgekommen ist. Und was die den ganzen