Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
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Sie haben sich seiner geschämt – kann er nur denken – sie haben getan, als würden sie ihn nicht kennen. Er fühlt einen bohrenden Schmerz in seiner Brust. Um diesen Schmerz zu betäuben, arbeitet er pausenlos. Er ist Baumeister und gleichzeitig sein erster Arbeiter.
Die kleine, merkwürdig still gewordene Gesellschaft hat sich im Hintergrund des Rasthauses an einem Rundtisch niedergelassen.
Christiane hat den Kopf auf den Tisch gelegt und weint hemmungslos.
»Schmachvoll«, stößt Christian mit kalkigem Gesicht hervor. »Wie kann sich Vater soweit erniedrigen? Arbeitet mit Hacke und Schaufel wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Denkt er denn gar nicht an Mama und uns?«
Komisch! Er findet kein Echo. Sie machen alle recht betretene Gesichter. Christianes Kopf ruckt empor.
»Schmachvoll nennst du das?« fährt sie den Bruder an. Ihr Gesicht ist naß von Tränen, die immer wieder nachstürzen.
»Beherrsche dich gefälligst«, zischt Christian ihr zu. »Was sollen die Leute von uns denken.«
Christiane schnellt in die Höhe. »Was diese Leute von mir denken, ist mir gleichgültig. Vielleicht sind es auch Nichtstuer wie wir –«
»Erlaube mal –«
»Jetzt rede ich«, fährt sie erregt dazwischen. »Nicht gleichgültig ist es mir, was Papas Arbeiter von mir denken. Oh, ich hätte in die Erde sinken mögen vor Scham. Alles hat Papa hergegeben für uns, für Mama, für dich und für mich. Er arbeitet, hört ihr, er arbeitet mit Hacke und Schaufel, und das ist nicht schmachvoll, sondern höchst ehrenhaft.«
Keiner wagt ihr etwas zu entgegnen. Zaghaft tritt die Bedienung an den Tisch, und Christian ist es, der sich zuerst wiederfindet und mit überlauter Stimme seine Bestellung für den ganzen Kreis aufgibt.
»Ich mag nichts trinken«, sagt Christiane bockig und schiebt ihr Glas von sich. »Ich möchte heim. Wer fährt mich zurück?«
Stille.
»Ich kann auch mit der Bahn zurückfahren«, beharrt sie, immer noch weinend.
»Wir fahren alle zurück«, läßt Klaus Bildermann sich ruhig vernehmen. »Laß uns die Kleinigkeit trinken, Christiane«, richtet er das Wort direkt an sie und drückt sie auf ihren Platz zurück. »Mir ist auch die Lust vergangen.«
*
Cornelia hat bereits in der Veranda, die ihr Aussehen völlig verändert hat – sie ist zu einem richtigen gemütlichen, Behaglichkeit ausströmenden Eckchen geworden – den Abendbrottisch gedeckt.
Mit einem Buch hat sie es sich auf der Liege bequem gemacht. Manchmal hebt sie den Kopf und blickt hinunter auf die Straße und hält nach dem Vater Ausschau.
Sie sieht einen dunklen Mercedes vorfahren, dessen Chrom in der untergehenden Sonne nur so blitzt und eine Männergestalt aussteigen, bei deren Erkennen sie sich rasch erhebt.
Stefan Rietberg! Kommt er zu ihnen?
Sie streicht ihr Kleid glatt und lauscht in die Stille der Wohnung. Tatsächlich schlägt die Klingel an, und langsam geht sie zur Tür.
»Guten Abend, Fräulein Hermann.« Stefan Rietberg verneigt sich höflich.
»Guten Abend«, grüßt sie leise zurück und betrachtet ihn voll Staunen.
»Verzeihen Sie«, beginnt er mit seiner sonoren Stimme, »daß ich zu so ungewöhnlicher Stunde komme. Kann ich Ihren Vater sprechen?«
»Bitte, treten Sie ein.«
Sie setzen sich in der Veranda an dem kleinen Rundtisch in der Ecke gegenüber. Rietberg ist den hellen Augen gegenüber befangen. Er findet sie schöner und liebreizender denn je.
Schließlich gibt er sich innerlich förmlich einen Ruck.
»Sie wissen, wie sehr ich Ihren Vater achte«, nimmt er das Gespräch auf.
»Wer meinen Vater wirklich kennt, muß ihn einfach achten«, erwidert sie abweisend.
»Ich glaube auch seinen unbändigen Stolz zu kennen.« Er zögert, sieht ihr gerade in die Augen, und das Lächeln vertieft sich noch. »Vielleicht sollte ich erst mit Ihnen sprechen und mir in Ihnen eine Verbündete werben?«
»Eine Verbündete – gegen meinen Vater?« Jetzt ist sie noch erstaunter, und ihr Gesicht wird noch verschlossener.
»Im guten Sinne – natürlich!«
Sie atmet einmal tief und erregt. »Soll das heißen, daß Sie meinem Vater geschäftlich helfen wollen?«
»Ja«, gibt er zu und ist irgendwie erlöst, daß sie so schnell begriffen hat. »Er soll sich an dem Bau eines Schwimmbades beteiligen.«
»Gehört da nicht viel Geld dazu?« fragt sie leise. »Ich meine, das Material und so –«
»Es gibt Kredite«, wirft er rasch ein.
Sie schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht, daß mein Vater davon Gebrauch machen wird. Er wäre tief gekränkt, bekäme er eine Absage von einer Bank.«
Stefan Rietberg neigt sich etwas vor. »Der Weg ist bereits von mir geebnet. Eine Anfrage seinerseits genügt, und er kann schon nächste Woche mit den Arbeiten beginnen.«
Zum ersten Mal sieht er etwas Wärme in ihren leuchtenden Augen aufkommen. Daß diese Wärme ihm gilt, macht ihn froh.
»Sie scheinen sehr viel von meinem Vater zu wissen«, sagt sie und leiser setzt sie hinzu, »und sehr viel von ihm zu halten.«
Plötzlich streckt sie impulsiv die Hand vor. »Ich danke Ihnen, Herr Rietberg. Ich glaube, ich habe Sie verkannt.«
Er spürt, wie er unter ihren warmherzigen Worten errötet und ist ärgerlich darüber. Er zwingt seine Stimme zur Gelassenheit.
»Es freut mich, daß Sie mir helfen wollen.«
Sie lächelt. »Davon habe ich allerdings nichts gesagt.«
»Aber Sie werden es tun, das weiß ich.«
Er spricht eindringlich und sucht den Blick ihrer dunkelumsäumten Augen. Sie sind klar wie ein Bergsee – denkt er – und die Unruhe seines Herzens wächst.
»Ich will es jedenfalls versuchen.« Sie erhebt sich. »Was darf ich Ihnen anbieten? Ich wünsche, daß Sie warten, bis mein Vater kommt und Sie ihm alles selbst unterbreiten. Wenn nötig, will ich Sie unterstützen.«
»Danke«, sagt er nur, und er sieht ihr zu, wie sie anmutig und flink eine Erfrischung mixt und sie auf den Tisch stellt.
»Auf gutes Gelingen«, fordert er sie auf, und sie nickt ihm zu. »Mir kommt es vor«, spricht er weiter und stellt das Glas bedächtig auf die Glasplatte zurück, »als würden wir uns schon sehr lange kennen. Warum sieht man Sie nirgends?«
»Wo suchen Sie mich?«
Er wird wieder verlegen und schweigt. Sie hat