Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman - Karin Bucha страница 44
»Ob mein Onkel auch nichts dagegen hat?« fragt sie etwas bange die Haushälterin.
»Endlich kommt etwas Leben in das stille Haus! Was soll er denn dagegen haben? Sie haben eine Abwechslung sehr nötig.«
Geschäftig beginnt Babette, in der blitzblanken Küche zu hantieren.
»Was biete ich wohl an?« Auch das klingt ängstlich.
Babette winkt großartig ab. »Das lassen Sie nur meine Sorge sein. Früher, als Ihre Mutter noch im Hause lebte, gab es oft unverhofften Besuch. Sie werden mit mir zufrieden sein.«
Pünktlich, wie am Telefon versprochen, fahren zwei Wagen vor dem Haus vor, und Amelie eilt, ihre Gäste zu begrüßen.
Bald ist die sonst so vereinsamte Halle voller Leben. Es wird gelacht, geschwatzt. Man setzt sich, wo gerade Platz ist, und die Zwanglosigkeit, mit der die jungen Menschen sich geben, gefällt Amelie, die etwas zurückhaltender ist.
Das Radio wird angedreht, und bald tanzen die ersten Paare.
Amelie eröffnet den Tanz mit Dr. Berthold, der sich ganz in seinem Element fühlt. Er ist zu allerlei Scherzen aufgelegt. Offen zeigt er Amelie, wie sehr er in sie verliebt ist. Sie sieht bezaubernd aus, und sie ist auch eine gute Gastgeberin.
Babette kommt und geht, sieht nach, ob etwas fehlt, und verschwindet wieder, ein befriedigtes Lächeln auf dem lieben Gesicht. Das ist genau richtig für Amelie! Immer allein im Hause hocken, ist doch nichts für einen jungen Menschen.
Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt angelangt, als plötzlich Professor Martens in der Halle steht. Keiner hat das Vorfahren des Wagens gehört.
Amelie erblaßt bis in die Lippen, und Martens läßt seine Blicke reihum wandern.
Auf Dr. Berthold bleibt sein Auge haften.
»Natürlich, der Hans Dampf in allen Gassen«, sagt er spöttisch.
Dr. Berthold, nie um eine Antwort verlegen, drängt sich vor. »Wir haben uns erlaubt, Ihre Nichte ein bißchen zu unterhalten. Wollen Sie auch einen Cocktail trinken? Prima, ganz prima, hat Frau Doktor persönlich gemixt.«
Martens macht gute Miene zum bösen Spiel, läßt sich die Garderobe abnehmen und in seinen Sessel drücken. Dr. Berthold kredenzt ihm ein Glas.
»Bitte sehr, Herr Professor.« Er ist bester Laune, Martens’ Verwirrung übergeht er.
»Weitertanzen, Kinder«, befiehlt Berthold. Das Radio spielt, und bald drehen sich die Paare wieder zu der Musik. Aber es ist, als sei ein böser Geist unter sie gefahren. Nur Berthold zeigt sich völlig unbefangen.
Er setzt sich zu dem Professor, während Amelie abseits steht.
»Besser konnte ich meinen freien Tag nicht verbringen. Meinen Sie nicht auch, Herr Professor?«
»Mit meiner vorzeitigen Rückkehr haben Sie wohl kaum gerechnet.« Martens’ Stimme klingt immer noch spöttisch, was Berthold einfach überhört.
»Offen gestanden – nein, Herr Professor. Sonst hätten wir Ihre Nichte ausgeführt.«
»Aber sonst gefällt es Ihnen bei mir?« Martens’ Augen suchen Amelie, die sich aus der Unterhaltung heraushält.
»Sehr sogar, Herr Professor«, beteuert Berthold treuherzig. »Sie hätten uns schon lange einmal einladen können.«
»Nun, Sie haben es ja selbst getan. Ich nehme an, daß Ihr Besuch meiner Nichte gilt.« Er trinkt sein Glas leer und erhebt sich. »Ich möchte nicht stören. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Herr Professor«, schallt es hinter ihm her. Amelie kann kein Wort hervorbringen.
Berthold nähert sich ihr.
»Wie sehen Sie denn aus?« fragt er besorgt. »Hat Ihnen das Auftauchen Ihres Onkels die Sprache verschlagen?«
»So ungefähr, Herr Berthold. Morgen geht bestimmt ein Donnerwetter los.« Ganz unglücklich sieht Amelie aus, und sie war doch für ein paar Stunden mit den anderen so fröhlich.
»Unsinn«, zerstreut Berthold ihre Bedenken. »Ihr Onkel war doch auch mal jung.«
»Ich glaube«, erwidert Amelie nachdenklich, »er ist nie richtig jung gewesen, wenigstens nicht in Ihrem Sinne.«
Berthold schüttelt den Kopf. »Ich wundere mich nur, daß Sie noch nicht erfroren sind bei der Eiseskälte, die der Professor ausströmt.«
»Sie arbeiten doch auch unter ihm und fühlen sich wohl«, gibt sie zurück.
»Wohl fühlen ist zuviel gesagt«, bekennt er nachdenklich. »Man kann ungeheuer viel von ihm lernen.«
»Ich möchte auch so gern wieder in meinem Beruf arbeiten. Das Nichtstun fällt mir langsam auf die Nerven«, gesteht sie.
»Aber wir brauchen doch eine Kinderärztin. Kommen Sie doch zu uns!«
»Und wer entscheidet über die Einstellung?«
»Natürlich der Professor.«
Amelie ist es, als habe sie einen Schlag empfangen. Und davon hat ihr Onkel ihr bis jetzt noch nichts erzählt?
Sie richtet sich entschlossen auf. »Ich werde mit meinem Onkel sprechen«, erklärt sie mit einem Anflug von Energie.
Lange bleibt die kleine Gesellschaft, die die Stunden von Herzen genossen hat, nicht mehr da. Mit viel Lärm steigen sie in die beiden Autos, und mit fröhlichem Winken rauschen sie ab.
*
Martens befindet sich in zwiespältiger Stimmung. Einerseits kann er Amelie nicht verbieten, daß sie junge Menschen in seinem Haus empfängt, auf der anderen Seite findet er bestätigt, was er vorausgesehen hatte. Seine Ruhe ist gestört. Er vergißt dabei ganz, daß er ja länger abwesend sein wollte.
Unruhig geht er in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Als es zaghaft klopft, bleibt er stehen und wartet, wer auf seine Aufforderung hereinkommt.
Er hat Babette erwartet; statt dessen kommt Amelie, zieht die Tür hinter sich zu und bleibt an der Wand stehen. Ihre Augen sind groß auf ihn gerichtet.
»Kann ich dich einen Augenblick sprechen?« beginnt sie mit leiser Stimme.
Er weist stumm auf einen Sessel in einer gemütlichen Ecke.
»Im Annen-Krankenhaus wird eine Kinderärztin gesucht«, steuert sie sofort auf ihr Ziel zu.
Er steht vor ihr, hat die Arme verschränkt, und Amelie läuft eine Gänsehaut über den Rücken, als sie seinen kohlen grauen Augen begegnet.
»Hat dein Verehrer aus der Schule geplaudert?«
In Amelie empört sich alles gegen seine Ironie. »Doktor Berthold, den du sicher meinst, ist nicht mein Verehrer. Aber es stimmt, er hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich möchte arbeiten, und zwar in meinem Beruf. Ich bin Doktor Berthold dankbar für den Wink.«
»Ich