Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
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Überlegend geht er wieder im Zimmer hin und her, dann dreht er sich schnell zu ihr um, die ihm erwartungsvoll entgegensieht.
»Gut, ich will es mit dir versuchen, aber nur, weil deine Mutter mich in ihrem letzten Brief darum bat. Es ist wirklich eine Ausnahme; und ich gebe zu, es fällt mir schwer, von meinem Prinzip abzugehen.«
Das ist nicht gerade erfreulich, geht es Amelie durch den Kopf. Aber sie hat einen Schritt vorwärts getan. Das ist die Hauptsache.
»Ich danke dir.« In ihren Augen liegt ein so tiefes Strahlen, daß er rasch seitwärts schaut. »Wann darf ich zu dir kommen?«
Ein ganz kleines Lächeln huscht um seine Lippen. Sie findet, es kleidet ihn sehr gut. Immer sieht sie ihn nur ernst und gemessen. Dabei ist auch er doch noch jung.
»Ich sehe dir an, du möchtest am liebsten morgen kommen.«
»Wenn du es mir gestattest – ja.«
»Dann erwarte ich dich morgen nach der Frühvisite«, sagt er. Vergeblich sucht sie nach einer Spur Wärme in seiner Stimme. Enttäuscht wünscht sie ihm eine »Gute Nacht« und beeilt sich, aus dem Bereich seiner eiskalten Augen zu kommen.
*
Am nächsten Morgen läuft ihr Dr. Berthold als erster in den Weg. Er strahlt über das ganze Gesicht und reicht ihr beide Hände, just in dem Augenblick, als der Professor aus einer Tür tritt, um sein Privatzimmer aufzusuchen.
»Na, hat es geklappt?« Berthold zerdrückt ihr fast die Hände, so offensichtlich ist seine Freude.
»Erst muß ich zu meinem Onkel. Vielleicht hat er es sich in der Nacht anders überlegt.« Das klingt, als wolle sie resignieren.
»Ich drücke beide Daumen für Sie«, flüstert er und ist im nächsten Augenblick um die Ecke verschwunden. Amelie setzt ihren Weg fort. Sie weiß, wo ihr Onkel sein Privatzimmer hat.
Er steht hinter seinem Schreibtisch. Es ist ein Zimmer, das einen sehr nüchternen Eindruck macht und mit seinem Zimmer in der Villa überhaupt nicht zu vergleichen ist.
»Ich habe die Verträge ausfertigen lassen«, beginnt er noch unpersönlicher als sonst und schiebt ihr zwei
Exemplare zu. »Vorläufig habe ich an eine Probezeit von einem Vierteljahr gedacht.«
»Ich danke dir«, sagt sie hocherfreut und greift zum Stift, den er ihr aus der Hand windet.
»Willst du nicht wenigstens den Vertrag durchlesen?«
»Ist das bei dir nötig?« fragt sie zurück. Da reicht er ihr den Stift, und Amelie setzt ihren Namen unter beide Dokumente.
Am nächsten Morgen geht Amelie Baxter eine halbe Stunde früher, als ausgemacht, durch die Eingangstür zum Annen-Krankenhaus. Die Schwester in der Aufnahme grüßt sie freundlich und nickt ihr zu. Das gibt ihr Mut, denn sie muß sich eingestehen: Sie hat Angst vor einer Zusammenarbeit mit ihrem Onkel. Aber kaum hat sie die Luft eingeatmet, die jedem Krankenhaus eigen ist, fühlt sie sich in ihrem Element. Als ihr die Oberschwester im Flur begegnet, die ihr beide Hände voller Freude entgegenstreckt, kommt sie sich nicht mehr fremd und wie ein Eindringling vor.
»Herzlich willkommen, Doktor Baxter«, sagt die Oberschwester. »Nett, daß Sie eine halbe Stunde früher gekommen sind. Der Professor hat eine Operation angesetzt, bei der Sie assistieren sollen. Er ist bereits im Hause und erwartet Sie in seinem Zimmer. Sie kennen ja den Weg.«
Amelies Herz klopft bis zum Halse. Sie lächelt die Oberschwester gezwungen an.
»Ja, danke, Oberschwester. Ich kenne den Weg«, sagt sie und eilt davon.
Zaghaft klopft sie an die Tür zu Martens’ Zimmer.
Er unterbricht seinen Marsch durch das Zimmer. »Ach, du bist es.« Er wirft einen Blick auf die Uhr. »Gut, daß du früher gekommen bist. Du kannst mir assistieren. Soeben wurde ein zehnjähriger Junge eingeliefert, der sich beim Sturz vom Fahrrad einen Schädelbasisbruch zugezogen hat.«
Gleich bei einer Operation helfen? Ihr Mund verzieht sich. Sicher will er sie auf ihr Können prüfen.
»Natürlich stehe ich dir zur Verfügung.«
»Komm mit«, fordert er sie kurz auf, und Amelie folgt ihm über den Flur in den Aufenthaltsraum der Ärzte, der augenblicklich leer ist. Martens weist auf einen der eingebauten Schränke. »Der gehört dir. Du kannst dich umziehen. Ich erwarte dich dann in meinem Zimmer.«
Bedrückt bleibt Amelie zurück. Kein einziges persönliches Wort, viel weniger einen Willkommensgruß hat er von sich gegeben.
Er ist ein Ekel – denkt sie erbost und beginnt, sich umzukleiden.
Im weißen Kittel sieht sie noch bezaubernder aus als sonst. Das muß sogar Martens feststellen, obgleich ihn ihre Schönheit kalt läßt.
Sie wird eine Niete sein im Beruf, überlegt er. Schöne Frauen nehmen den Arztberuf bestimmt nicht ernst.
Und doch muß er sich eines anderen belehren lassen. Amelie steht bei der Operation neben ihm und errät seine Wünsche, noch ehe er sie ausgesprochen hat.
Es ist ein Zusammenarbeiten, als seien sie schon lange aufeinander eingespielt. Trotzdem lobt er sie nicht. Erst als der blonde Junge aus dem Operationssaal gefahren wird, wendet er sich an sie.
»Dieser Junge gehört zu deiner Station. Er bedarf ganz besonderer ärztlicher Betreuung. Das ist dir wohl klar.«
»Man hat mir in Peru ganz andere Fälle anvertraut«, gibt sie schnippisch zurück und geht in den Waschraum. Zögernd folgt er ihr. Innerlich muß er zugeben, daß sie ihre Sache sehr ordentlich gemacht hat.
Er stellt sich neben sie an das zweite Becken. »Vorläufig gibt es nichts zu operieren, und ich kann dich einführen.«
Sie antwortet nicht, sondern wäscht ihre Hände mit wahrer Hingabe, was ihn maßlos ärgert.
Er ist es gewohnt, daß man ihm sofort eine Antwort gibt. Zumindest vermißt er das übliche »Jawohl, Herr Professor!«
Er schluckt seinen Ärger hinunter und wirft ihr einen schiefen Blick zu. Amelie gibt sich ganz unbefangen, obgleich sie die Welle der Abwehr spurt.
Gleichzeitig mit ihm ist sie fertig.
»Können wir?«
»Bitte!«
Er läßt ihr den Vortritt, und Seite an Seite durchqueren sie die Flure, steigen Treppen empor, bis sie vor einer breiten Flügeltür angelangt sind, die zur Kinderstation führt.
Zunächst geleitet er sie in einen großen Saal.
Aus vielen Kehlen wird Martens stürmisch begrüßt:»Guten Morgen, Onkel Professor!«
»Morgen, Kinder«, erwidert er fröhlich. Amelie ist sprachlos. So hat sie ihn noch nie erlebt. Er geht von Bett zu Bett und macht seine Scherze