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halte ich schon gar nichts.«

      »Du bist verrückt«, entfährt es Lenz. »Alles liegt klar. Falls sich der Zustand des Patienten nicht ändert, müssen wir sogar schnell handeln.«

      »Der Mann hat Frau und vier Kinder, Wolfram«, gibt Berthold zu bedenken.

      »Deshalb müssen wir wenigstens sein Leben retten. Wir können nicht warten, bis Brand dazukommt.« Berthold merkt, daß Lenz entschlossen ist.

      »Aber es ist ja auch mit dein Fall«, wirft Lenz noch ein.

      Berthold nickt. Nach wenigen Schritten trennen sie sich. Berthold steigt die Treppe hinauf und sucht Zimmer 68 auf.

      Hermann Spenger ist augenblicklich schmerzfrei. Noch wirkt die Spritze nach.

      Ängstlich sieht er dem sympathischen Arzt entgegen.

      »Werde ich mein Bein verlieren?« wendet er sich aufgeregt an Berthold, der sich neben dem Bett niederläßt. Er versucht ein Lächeln, aber es wirkt nicht ganz natürlich.

      »Unsinn, Herr Spenger, noch haben Sie es«, beruhigt er den Mann, dessen Augen, tief in den Höhlen liegend, keinen Blick vom Arzt lassen.

      »Dieses verdammte Bein«, stößt Spenger angstvoll hervor.

      Dr. Berthold hat das Gefühl, daß dieser Mann reden muß, um die würgende Angst loszuwerden. Er läßt ihn weiterreden. Reden beruhigt manchmal. »Mit dem unseligen Unfall begann es. Bis – bis eines Tages der Schmerz im Bein begann. Ich habe nicht viel darauf gegeben. Allmählich wurde es aber schlimmer. Meiner Frau habe ich es verschwiegen. Nachts warf ich mich schmerzgepeinigt und schlaflos im Bett herum. Da wurde meine Frau aufmerksam, und nun mußte ich es ihr sagen. Sie ließ nicht locker, bis ich endlich zum Arzt ging –«

      »Wären Sie doch schon früher gegangen«, meint Dr. Berthold trocken, und der Kranke nickt heftig.

      »Ja – hätte ich es bloß getan.« Erschöpft legt er den Kopf zur Seite. »Nun sitze ich in der Tinte.«

      »Wir werden Sie schon wieder herausholen«, tröstet Berthold voller Zuversicht. »Schlafen Sie jetzt – und vergessen Sie das Grübeln.«

      Da keine Antwort kommt, geht Berthold leise hinaus.

      *

      Punkt neun Uhr morgens erhebt sich der silberne Vogel in die Lüfte. Er hat die erwartungsvolle Amelie und ihren Onkel an Bord.

      Verlegen legt er ihr einige Zeitschriften in den Schoß.

      »Danke«, sagt sie leise und ist etwas enttäuscht. Sie hätte sich so gern mit ihm unterhalten. Und von ihrem ausgearbeiteten Vortrag hat er auch noch kein Wort gesagt.

      Amelie sieht bezaubernd aus. Sie trägt ein gutsitzendes Kostüm und darüber einen kostbaren Mantel, das letzte Geschenk ihrer Mutter.

      Matthias Martens ist stolz auf seine schöne Nichte, aber die bewundernden Blicke der übrigen Fluggäste machen ihn schon wieder eifersüchtig.

      Amelie blickt zum Fenster hinaus. Unter ihnen ist ein graues Meer von Wolken. Sie fliegen der Sonne entgegen. Es ist ein schönes, erregendes Schauspiel.

      Es ist nicht ihr erster Flug. Aber immer wieder packt es sie, wenn die Maschine sie mühelos emporträgt.

      Die Zeitschriften liegen unbeachtet in ihrem Schoß. Seltsam, sie ist ihm auch für die kleinste Aufmerksamkeit sehr dankbar. Von anderen würde sie sie als selbstverständlich hinnehmen.

      Martens sucht Amelies zartes Profil, das feine Näschen, die blaßroten schöngeschwungenen Mund und die wirren schwarzen Locken. Die Hände hat sie auf die Zeitschriften gelegt. Es sind edelgeformte, lange, schmale Hände.

      Er hatte schon öfter Gelegenheit, sie zu bewundern. Er legt viel Wert auf ausdrucksvolle Hände, und Amelies Hände sind sehr ausdrucksvoll.

      Später teilen sich die Wolken, und Amelie hat viel zu bestaunen. Als Martens das Wort an sie richtet, fährt sie zusammen.

      »Übrigens, Amelie, ich habe deinen Vortrag gelesen.« Dabei blättert er in den Aufzeichnungen. »Er ist gut, sehr gut sogar. Du wirst ihn halten und Erfolg haben. Offen gestanden, ich bin erstaunt über deine Kenntnisse auf diesem Gebiet.«

      »Ich habe mich viel damit befaßt und in Peru Gelegenheit gehabt, diese Kenntnisse praktisch zu verwerten.«

      Sie nimmt ihre Arbeit aus seinen Händen und bringt sie in ihrer Kollegmappe unter. Sein Urteil kommt einem Lob gleich, und es macht sie glücklich.

      Also wird sie den Vortrag halten. Onkel Matthias wird schon dafür sorgen, nachdem sein Interesse geweckt ist.

      Viel zu schnell geht der Flug zu Ende.

      Martens, der seine Ankunft telegrafisch mitgeteilt hat, wird von einem Wagen erwartet. Amelie und auch der Professor sprechen gut Französisch.

      Schnell bringt der Wagen sie zum Hotel, in dem alle Ärzte, die an dem Kongreß teilnehmen, Wohnung genommen haben.

      Während Martens den Meldezettel ausfüllt, steht Amelie abwartend neben ihm.

      Sie sieht sich indessen in der geräumigen Halle um. Plötzlich stößt sie einen Freudenschrei aus und stürzt förmlich vorwärts. Bestürzt schiebt Martens den Meldeblock über den Tisch und blickt hinter Amelie her.

      Er sieht, wie sie einem kleinen, untersetzten Herrn mit reichem wehendem Haar fast um den Hals fällt.

      Sie kümmert sich nicht um die Gäste, die die Halle bevölkern. Sie lacht und weint und preßt dem Mann, dem sie mit diesem Jubellaut entgegengelaufen ist, beide Hände.

      »Professor Kelly, lieber Professor!« Immer wieder nennt sie seinen Namen.

      »Amelie, Kind! Wie kommst du hierher?« Professor Kelly nimmt ihren Arm, geleitet sie zu einem Tisch und drückt sie in den großen Sessel, in dem sie beinahe verschwindet. Er setzt sich neben sie und hält ihre Hand. »Nein, Kind, so eine Freude! Ich kann es noch gar nicht fassen. Warum hast du nie geschrieben?«

      Seine Güte macht sie noch fassungsloser, als sie bei seinem Anblick ohnehin schon geworden ist.

      »Ich – ich hatte so wenig Zeit, Herr Professor«, stammelt sie und zwingt sich zur Ruhe. Sie strahlt ihn voller Freude an. »Ich arbeite in einem Krankenhaus, das mein Onkel, Professor Martens, leitet.«

      Amelie weist auf die hohe Männergestalt und flüstert: »Das ist er.«

      »Ist das nicht der berühmte Herzspezialist?« erkundigt sich Kelly und wirft einen Blick in die Richtung, wo Martens steht. »Wollen wir einen Aperitif trinken?« schlägt er vor und winkt dem gerade vorbeigehenden Kellner zu, um seine Bestellung aufzugeben. »Vielleicht bitten wir deinen Onkel dazu?«

      »Sehr gern.« Sofort steht sie auf und läuft zu Martens. Sie ist ganz aufgeregt.

      »Onkel Matthias, bitte, komm mit, ich möchte dir Professor Kelly vorstellen. Er ist aus Peru gekommen. Ich freue mich ja so.«

      »Ich komme«, erwidert er und geht neben Amelie zu dem Tisch. Kelly und Martens machen sich bekannt. Sie

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