Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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sie noch mit ihm verleben. Nicht einmal Professor Kelly wird sie stören, ganz im Gegenteil, er wird ihr mit seiner Unbefangenheit über ihre Hemmungen hinweghelfen.

      Amelie schreckt auf, als der Saal vom Beifall hallt. Mechanisch legt sie die Hände zusammen. Nur wenig hat sie mitbekommen. Viel zu sehr war sie mit sich und der Erkenntnis ihrer Liebe beschäftigt.

      Martens kommt sofort zu ihr und setzt sich neben sie. Sie spürt seine Nähe, atmet den herben Duft von gu­ten Tabak und einem dezenten Rasierwasser.

      Seine ganze berauschende Männlichkeit spürt sie.

      Ganz fest preßt sie die Hände im Schoß zusammen, damit er ihr Zittern nicht bemerkt. Er neigt sich etwas zu ihr.

      »Du bist sehr blaß, Amelie. Ist dir nicht wohl?«

      Sie ist den Tränen nahe. Nun auch noch seine Fürsorge?

      »Doch – doch, mir ist sehr wohl«, flüstert sie.

      »Vielleicht solltest du dich lieber ausruhen, statt der Operation beizuwohnen«, schlägt er besorgt vor. »Du kennst sie ja schon.«

      »Nein – nein.« Das klingt heftig. »Ich bleibe hier.«

      Er hebt die Schultern, als wolle er sagen: Wie du willst.

      Auch die Operation geht vorüber. Über Amelie liegt die gleiche Spannung wie damals, und über den Zuschauern ebenfalls. Zu ihrer tiefen Liebe gesellen sich Hochachtung und grenzenlose Bewunderung. Sie kommt sich ihm gegenüber wie ein Stümper vor.

      Aber sie hält ihren Vortrag. Ihre dunkle Stimme, die wie eine Glocke durch den Raum schwingt, schlägt die Zuhörer in Bann.

      Eigentlich spricht sie nur für einen einzigen, für den Mann, dem ihr Herz gehört und immer gehören wird.

      Auch sie umbrandet der Beifall, als sie zu Ende gekommen ist.

      Martens beglückwünscht sie; und Kelly, dessen Schülerin sie war, strahlt vor Stolz.

      »Donnerwetter, Mädel, du machst dich, hast allerhand gelernt.« Er blinzelt Martens zu. »Ich bin überzeugt, daß Sie daran mitbeteiligt sind.«

      »Amelie ist tüchtig«, ist Martens’ kurze Antwort.

      Am Abend feiern sie Amelies Erfolg. Martens hat es so für richtig gehalten. Von seinen Erfolgen spricht er überhaupt nicht. Die Zeitungen berichten ausführlich über den Kongreß. Martens und Kelly wurden öfter erwähnt, und Amelie prophezeit man eine große Zukunft.

      Amelie neigt den Kopf tief über die Zeitung. Was bleibt mir in Zukunft anders als Arbeit und nochmals Arbeit?

      Im Scherz schlägt Kelly vor: »Wie wäre es, Amelie, würdest du nicht für einige Zeit wieder bei mir arbeiten wollen?«

      Zunächst ist sie wie gelähmt. Fort von Matthias? Die halbe Welt zwischen sich und Matthias legen? Sie glättet die Zeitung, aber ihre Hand zittert. Gibt es eine bessere Lösung als Flucht?

      »Ja, Professor, sofort«, hört sie sich sagen, und sie weiß, es ist die andere Amelie, die arbeiten und lernen will, nicht die Frau, die liebt und Gegenliebe empfangen möchte.

      Martens spürt einen qualvollen Schmerz in sich. Also hat sie keine Wurzeln in seinem Haus geschlagen. Könnte sie sich sonst von einer Minute zur anderen so entschließen?

      »Würden Sie Amelie freigeben?« richtet Kelly das Wort an Martens. Dieser beherrscht sich mit übermenschlicher Kraft.

      »Ich stehe Amelie nicht im Wege. Wenn sie es wünscht, kann sie mit Ihnen gehen.«

      Amelie ist grenzenlos enttäuscht. Also bedeutet sie ihm nichts, gar nichts. Ihr Stolz bäumt sich auf. Gut, es ist entschieden.

      »Kann ich nicht gleich mit Ihnen fliegen?« fragt sie Kelly, der jetzt selbst Feuer und Flamme für seine Idee ist. »Das Notwendigste habe ich bei mir. Das andere kann Babette zusammenpacken, und du schickst es an Professor Kellys Adresse. Nicht wahr, Professor, Sie geben meinem Onkel Ihre Adresse?«

      »Selbstverständlich.« Kelly zückt sein Notizbuch, reißt ein Blatt heraus und kritzelt seine Adresse in Peru darauf.

      »Ist es dir recht, Amelie, wenn wir schon morgen mittag fliegen?«

      »Doch, sehr.« Nun braucht sie nicht mehr zurück, braucht nicht täglich mit dem Mann, den sie heimlich liebt, zusammen zu sein. Es ist gut so, wenn es auch weh tut, so weh, daß sie am liebsten weinen möchte.

      Sie ist überzeugt, sie findet auch in Peru die alten Verhältnisse nicht mehr vor. Dr. Allison wird ihr Eigentum verkauft haben. Vielleicht kann sie den kleinen Bungalow bekommen? Für ihre Zwecke würde es genügen. Sonst kann sie bei Professor Kelly wohnen.

      Martens verflucht den Gedanken, Amelie mitgenommen zu haben. Nun hat er sie verloren. Sie wird nicht mehr täglich um ihn sein. Er hat nicht mehr nur einen Flur zu durchlaufen, um sie zu sehen; von nun an muß er eine lange Flugreise zu ihr machen.

      »Dann ist es unser letzter Abend, den wir zusammen verbringen«, sagt Martens. Seine Stimme will ihm nicht recht gehorchen, so sehr er sich auch beherrscht.

      Einmal nur, ein einziges Mal möchte er ihr sagen, wie sehr er sie liebt, und daß sie für ihn immer die einzige Frau bleiben wird.

      Zugleich erkennt er seine Ohnmacht. Er darf es ihr nicht einmal sagen.

      Der Abend, den Martens sich ganz anders vorgestellt hat, verläuft in gezwungener Fröhlichkeit. Kelly ist der einzige Harmlose. Er freut sich unbändig, Amelie, für die sein väterliches Herz schon immer geschlagen hat, wieder für sich gewonnen zu haben. Er hat sie damals schon ungern gehen lassen. Aber Irmgard Baxter wollte es so. Jetzt aber will Amelie von sich aus zu ihm, und er zögert keinen Augenblick, sie mitzunehmen. Außerdem hat er den Eindruck, daß es Martens nicht viel ausmacht, sie ihm mitzugeben.

      Abermals verbringt Martens eine schlaflose Nacht. Aber auch Amelie findet keine Ruhe. Sie erwägt das Für und Wider und kommt zu dem Entschluß, daß es doch gut ist, Matthias aus den Augen zu kommen.

      Beide finden wenig Schlaf. Amelie erscheint verspätet und sehr blaß zum Frühstück. Die beiden Herren haben auf sie gewartet.

      Prüfend ruht Martens’ Blick auf Amelies süßem Gesicht. Es liegt etwas Hilfloses, Einsames über ihr. Sie nippt nur an ihrem Kaffee. Essen kann sie keinen Bissen, so viel Martens sie auch drängt. Seinen Blicken weicht sie aus. Sie würde in Tränen ausbrechen, wenn sie ihn anschaut.

      Und dann stehen sie auf dem Flugplatz. Kelly hat sich schon verabschiedet. Amelie und Matthias stehen etwas abseits.

      Sein Gesicht verzieht sich zu einem verunglückten Lächeln, als er ihr die Hand reicht.

      »Dann – leb wohl, Amelie«, sagt er mit belegter Stimme. »Vergiß deinen alten Onkel nicht ganz, hörst du?«

      »Ganz gewiß nicht.« Es ist nur ein Flüstern. Sie steht wie angewachsen, und Martens drängt: »Du mußt gehen, Amelie, sonst fliegt die Maschine ohne dich ab.«

      Ich will ja gar nicht fort von dir, möchte sie aufschreien. Aber wie abgezirkelt geht sie, Schritt um Schritt, erreicht die Gangway und umklammert das Geländer. Hemmungslos

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