Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Parker verzichtete auf eine weitere Unterhaltung. Was er gehört hatte, reichte ihm vollkommen. Er spürte, daß die Dinge ihrem Höhepunkt zujagten. Jetzt mußte sehr schnell gehandelt werden.
Er warf einen prüfenden Blick auf Claddon und Benson. Er konnte sie unmöglich alleinlassen. Sie hätten sich verständlicherweise sofort abgesetzt und bestimmt nicht ruhig auf das Eingreifen der verständigten Polizei gewartet.
Parker, sonst stets gegen Hast und unnötige Eile, stand wie auf glühenden Kohlen. Da waren schließlich nicht nur diese beiden Gangster, da gab es nicht nur Calderhan, der sich, aus welchen Gründen auch immer, abgesetzt hatte, nein, da war vor allen Dingen Mike Rander, der racheschnaubend auf dem Weg zu Tony Sherman war.
Wie war das alles unter einen Hut zu bringen?
Parker bedauerte es ungemein, daß er nicht über den Inhalt seines Spezialkoffers verfügen konnte. Er enthielt alle jene Utensilien, die Parker im Kampf mit Gangstern brauchte.
Er mußte also improvisieren, wenn er nicht unnötig Zeit verlieren wollte. Es war fraglich, wann die Polizei hier draußen am Rande der Everglades eintraf.
Parker ließ sich wieder einmal etwas einfallen.
Er veranlaßte Claddon und Benson, in den niedrigen, kleinen Vorratskeller zu steigen, der durch eine Falltür zu erreichen war. Nachdem die beiden Gangster darin verschwunden waren, schloß der Butler die Falltür und nagelte sie mittels einiger langer Nägel und eines Hammers zu. Diese Gegenstände boten sich förmlich an. Sie lagerten in einer Werkzeugkiste unter dem Spülbecken.
Mit Mehl legte der Butler eine Spur zur Falltür aus. Sie konnte unmöglich übersehen werden. Dann ging er ausgesprochen eilig hinaus zu dem Wagen der Gangster, setzte sich ans Steuer und fuhr los.
Es dauerte fast eine kleine Ewigkeit, bis er endlich die Hauptstraße erreicht hatte. Dann aber drehte der Butler in einer Form auf, wie er es selten zu tun pflegte. Zu seinem Glück war die Straße noch leerer geworden.
Wie ein unheimliches Phantom jagte er in Richtung Miami. Ihm ging es darum, seinem jungen Herrn behilflich zu sein. Er fühlte sich eigentlich immer für ihn verantwortlich.
Unterwegs - er hatte die Stadtgrenze fast erreicht - kamen ihm zwei Streifenwagen der Polizei entgegen. Parker kümmerte sich nicht weiter um sie.
Dann erreichte er den Bungalow von Tony Sherman.
Durch das starke Holztor konnte er hinüber zum Haus sehen. Licht war kaum zu erkennen. Es war sehr fraglich, ob Sherman überhaupt zu Hause war.
Parker stieg aus und versuchte das Tor zu öffnen.
Es war selbstverständlich verschlossen.
Parker musterte die Mauerkrone.
Dünne Drähte spannten sich von Pfeiler zu Pfeiler. Sie gehörten augenscheinlich zum System einer privaten Alarmanlage. Sie schimmerten im Mondlicht.
Der Butler verzichtete auf alle Tricks. Zeit war jetzt alles.
Er stieg zurück in den Wagen der Gangster, fuhr ein Stück die Straße hinunter, wendete und fuhr zurück zum Grundstück. Diesmal aber bremste er den Wagen nicht ab.
Er riß ihn nur auf die Zufahrt und gab Vollgas.
Der Wagen verwandelte sich augenblicklich in einen riesigen, nicht mehr zu bremsenden Rammbock.
Ein harter Stoß rüttelte den Butler durch.
Holz kreischte und splitterte.
Bretter wirbelten durch die Luft.
Der Wagen schleuderte, aber er durchbrach das starke Hindernis und jagte dann auf zwei platten Vorderreifen genau auf den Bungalow zu.
Parker versuchte zu bremsen.
Die Bremse erwies sich als unzuverlässig. Sie packte nicht mehr.
Der Wagen brauste weiter und landete dann im Windfang des Hauses.
Parker öffnete die Tür. Er konnte von Glück sagen, daß sie sich nicht verklemmt hatte. Er barg seinen Universal-Regenschirm und stieg neben der Garderobe aus.
Genau in diesem Augenblick erschienen zwei stämmige Männer, die zu Shermans Leibwache gehörten. Parker hatte sie schon einmal gesehen.
»Melden Sie mich bitte Mister Sherman«, sagte er in seiner würdevollen und höflichen Art. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker!«
Die beiden Leibwächter waren perplex.
Besucher dieser Art hatten sie noch niemals vorher erlebt und gesehen. Schließlich war es ja auch ungewöhnlich, daß die Gäste durch die Haustür direkt in die Garderobe hineinfahren.
Dann schalteten die beiden stämmigen Männer. Und sie fühlten sich veranlaßt, Parker zur Rechenschaft zu ziehen.
Sie hätten es besser nicht getan.
Parker ließ seinen Universal-Regenschirm kreisen. Worauf die beiden stämmigen Männer wortlos zu Boden gingen und neben dem Wagen parkten.
Der Butler barg zwei Revolver, Kaliber 45, zwei Dolchmesser und zwei Schlagringe. Anschließend betrat er den großen Salon, der sich aber als leer erwies.
Parker sah sich suchend um.
Die Anwesenheit der beiden Leibwächter deutete schließlich daraufhin, daß Sherman zu Hause war.
Bevor Parker sich die Mühe machte, das ganze Haus anzusuchen, hörte er schnelle Schritte.
Sekunden später erschien Sherman in einer Seitentür.
»Sie?« Sherman sperrte Mund und Nase auf.
»Ich wünsche einen guten Abend«, sagte Parker beherrscht. »Ich bin gekommen, um Mister Rander abzuholen!«
»Mister Rander?« Sherman war ein äußerst schlechter Schauspieler. Er konnte sich nicht verstellen. Er sah sich unwillkürlich nach der Tür um, die er gerade durchmessen hatte.
Diese Geste sagte dem Butler bereits genug.
»Sie erlauben doch«, bat er, um dann sofort mit einer Tischlampe nach Sherman zu werfen. Sherman hatte nämlich den Fehler begangen, nach seiner Schußwaffe zu greifen, eine Handlungsweise, die der Butler stets und unter allen Umständen mißbilligte.
Sherman kickste auf, taumelte und fiel mit dem Kopf gegen die Wand. Bevor er den Boden vollends erreicht hatte, stand der Butler bereits vor ihm und zog ihn an den Aufschlägen seines Jacketts hoch.
Übrigens im genau richtigen Moment, denn zwei Schüsse fielen.
Sie waren sehr wahrscheinlich für Parker gedacht gewesen, doch sie erreichten jetzt nur Tony Sherman. Er stöhnte, wurde weich und schlaff in Parkers Armen und war plötzlich nicht mehr zu halten.
Parker ließ den Gangsterboß zu Boden gleiten und betrat das Nebenzimmer.
Er sah