Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried

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Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried Wilderer und Jäger Staffel

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Er wischte ihr eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. »Ob das fürs ganze Leben reicht, weiß ich freilich allweil noch net. Und für eine leichtfertige Liebschaft bist du mir zu schad. Darum …« Betreten schwieg er.

      Sie nickte. Ihre hübsche Stirn hatte sich gerötet. »Für deine Ehrlichkeit muss ich dir dankbar sein, Bub«, hauchte sie. »Wir wollen nimmer davon reden, gelt?«

      Sie küssten sich, scherzten und lachten, und als die Standuhr zehn Schläge ertönen ließ, stand der Bauernsohn auf. Gundi begleitete ihn bis zum Gartentürchen. Dort tauschten sie das letzte Busserl.

      »Wann kommst wieder, Bub?«, wollte sie wissen.

      »Bald, liebes Weiberl.«

      »Wenn du einmal mehr weißt als heut, dann sag es mir sofort. Gut Nacht, Severin.« Sie drehte sich um und hastete ins Haus, bevor er antworten konnte.

      Der Hochgewachsene stieß einen ellenlangen Seufzer aus und schlenderte auf der engen Nebengasse dahin, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Etliche Wolken waren am blauschwarzen Nachthimmel aufgezogen, zwischen denen ungezählte Sterne hindurchglitzerten. Die Mondsichel hatte sich hinter eine Wolke geschoben. Ein schwaches Lüftchen regte sich und säuselte in den Zweigen.

      »Hab ich auch die rechten Wörtl bei der Gundi gefunden?«, sorgte sich der Blonde, während er den Marktplatz mit langen Schritten überquerte. »Um alles in der Welt möcht ich ihr net wehtun. Das hätt sie net verdient. Ich hab sie gern. Richtig gern. Aber doch net so, dass …« Er nahm eine Hand aus der Hosentasche und rieb seine Nasenspitze. Das Leben war schön, fand er, aber nicht immer leicht.

      Aus der Tür des nächsten Wirtshauses wankten zwei Gestalten, die offensichtlich zu tief in den Bierkrug geschaut hatten. Sie unterhielten sich laut und grölten dann ein Lied, das von einem vollen Fass handelte, welches noch am selben Tag geleert werden musste.

      Ein schlankes Mädchen kam ihnen entgegen. Das Mädchen wechselte auf die andere Straßenseite, um nicht zu nah an den Betrunkenen vorbeigehen zu müssen. Einer von den beiden Männern stieß einen Pfiff aus. Sofort torkelten sie hinüber zu dem gegenüberliegenden Gehsteig.

      »Das ist doch die Jägerstochter, die Ebenhecht-Martha«, lallte der Größere und wollte nach dem Arm der nächtlichen Passantin haschen, doch diese wich flink aus. Sie hatte aber nicht mit dem zweiten Mann gerechnet. Dieser umschlang sie und versuchte sie zu küssen. Angeekelt beugte sich Martha zurück, sodass die Lippen des Betrunkenen nur ihren Hals trafen.

      »Wir verlangen sofort ein saftiges Busserl, sonst schießen wir deinem Vater das schönste Stück Wild weg, das auf dem Stieglerhorn herumläuft, Martha«, ließ sich der Größere mit schwerer Zunge vernehmen.

      »Lasst mich los«, flehte die Jägerstochter. »Ich muss heim zu meiner Mutter, der es net gut geht.«

      »Kommst noch früh genug heim«, grölte der Mann, der sie mit beiden Armen festhielt, und drückte wieder seinen Mund auf ihren Hals.

      Severin hatte von der Straßenecke aus beobachtet, in welchen Nöten sich das Mädchen befand. Mit Riesensprüngen eilte er herbei und packte den Mann am Kragen, der die Jägerstochter umklammerte. Mit einem Ruck war die Bedrängte frei. Der Mann stolperte und prallte gegen die Hauswand. Ganz langsam rutschte er an der Wand abwärts und hockte verdutzt auf dem Pflaster.

      Der Größere ging mit drohend angewinkelten Armen auf Severin zu, blieb aber zwei Meter von ihm entfernt stehen und kratzte sich hinterm Ohr. »Das ist ja der junge Mangold«, stellte er ernüchtert fest. »Mit dir will ich keinen Streit anfangen. Das hat damals schon der Anzinger-Gustl bereut, der von dir aus dem Wirtshaus verprügelt worden ist, weil er der Kellnerin die Bluse zerrissen hat. Außerdem sind dein Vater und meiner gute Freunde.«

      »Geht nach Haus und schlaft euern Rausch aus«, empfahl der Jungbauer.

      Der Größere der beiden Betrunkenen half seinem Kumpan auf die Beine. Schwankend trollten sie sich. Die Jägerstochter atmete befreit auf und legte ihre Hand auf die Schulter des Retters.

      »Du bist genau im richtigen Moment aufgetaucht, Severin«, sagte sie. »Die Bürschln wären sonst wohl recht zudringlich geworden.«

      Der Jungbauer lachte. »Die beiden Schnapsnasen haben nimmer gewusst, was sie tun«, erklärte er. »Man soll es ihnen net zu arg ankreiden.«

      »Es ist vorbei, und ich dank dir, Severin.«

      »Net der Red wert, Martha. Du bist aber auch ziemlich spät noch unterwegs. Das ist net ratsam für ein junges, blitzsauberes Dirndl.«

      »In der Apotheke war ich der Mutter wegen«, gab ihm die Schlanke Bescheid. »Sie hat’s an der Gallenblase.«

      »Das ist freilich ein triftiger Grund«, gab er zu. »Jetzt begleit ich dich lieber bis vor deine Haustür, sonst läuft dir noch einer über den Weg, dem nach einem Busserl gelüstet.« Er schmunzelte.

      Nebeneinander schlugen sie die Richtung zum Jägerhäusl ein, das am östlichen Dorfrand stand. Aus den Augenwinkeln betrachtete er verstohlen seine Begleiterin. Ihm gefiel, wie graziös sie sich bei jedem Schritt in den Hüften wiegte. Die schlanke Gestalt wies kleine, aber wohlgeformte Kurven auf. Das Licht der Straßenlaternen ließ das kupferrote Haar aufleuchten, dessen Zöpfe über den kleinen Ohren schneckenartig hochgesteckt waren. Die grünlichen Augen waren leicht schräg gestellt, was ihnen einen rätselhaften Ausdruck verlieh. Unwillkürlich musste er an den grobschlächtigen Neudecker-Ludl denken, der ihm für dieses reizende Geschöpf nicht der passende Lebensgefährte zu sein schien. Er schnitt eine Grimasse.

      »Wo die Lieb hinfällt, da bleibt sie liegen«, murmelte er. »Und wenn’s der Misthaufen ist.«

      »Was hast gesagt, Severin?«, erkundigte sich die Rothaarige neugierig.

      »Nix, Dirndl, nix«, stammelte er verlegen. »Hab bloß ein paar dalkerte Silben vor mich hin geschwafelt.«

      Ihr nackter Arm streifte seine Hand, und sein Herz tat einen schnellen Hüpfer. »Man hört, du wärst der Ziegler-Gundi versprochen«, ließ sich die Schlanke vernehmen. »Da hast dir net die Schlechteste ausgesucht, Severin. Unsere Posthalterin ist überall beliebt.«

      Der Langbeinige nickte. »Man muss sie mögen, die Gundi«, bestätigte er. »Aber versprochen sind wir einander net. Jeder von uns hat noch seine Freiheit. So soll’s auch noch eine Weil bleiben.« Er schluckte krampfhaft. »Bei dir ist das wohl anders. Der Tag steht schon fest, an dem die Rössl vor die Hochzeitskutsche gespannt werden, gelt?«

      Überrascht blieb sie stehen. »Davon kann keine Red sein«, versicherte sie. »Der Ludl hat’s damit ein bissel eilig, aber ich net.« Ihre weißen Zähne gruben sich in die Unterlippe. »Dem Vater will meine Verbindung mit ihm gar nimmer gefallen«, klagte sie. »Ich weiß net, warum.«

      Severin hob die Augenbrauen. Der alte, erfahrene Jäger hatte wohl Lunte gerochen. Verwunderlich war es nicht, wenn man bedachte, mit welcher unbekümmerten Dreistigkeit sich der Ludl auf dem Stieglerhorn und dem Kleebuckel herumgetrieben hatte. Oft genug nicht allein, sondern mit allen möglichen Burschen aus Farngries und Garthofen. Da konnte leicht ein unbedacht dahingesprochenes Wort an das Ohr des Forstmannes gelangen.

      »Er ist der beste Bergführer im ganzen Landkreis«, sagte Martha und riss den Bauernsohn aus seinem Sinnen. »Die Fremden sprechen höchstes Lob über ihn aus.«

      »Dann wird es wohl stimmen«, antwortete er. »Ich hoff, du wirst recht glücklich mit

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