Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried

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Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried Wilderer und Jäger Staffel

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Gewehr. »Das muss ein Jäger sein«, rief Frau Tiedemann und beäugte den Ankommenden mit großer Neugier.

      »Richtig«, sagte Ludl und schmunzelte. Dann wandte er sich an den Weidmann. »Grüß dich, Ebenhecht! Machst grad dein Reviergang?«

      Der Gefragte lüftete höflich das Hütl vor der Familie Tiedemann und antwortete dem Bergführer: »So ist es, Ludl. Und du hast wohl den Herrschaften gezeigt, wie schön unsere Bergwelt ist, gelt?«

      »Das hat er«, mischte sich Vater Tiedemann ein. »Er ist ein großartiger Bergführer und nicht nur das.« Eifrig schilderte er dem Jäger die mutige Rettung seines Sohnes. »Ihm haben wir es zu verdanken, dass unser Lothar heil und wohlauf neben mir steht.«

      Aufmerksam hatte Ebenhecht zugehört und seinen graumelierten Kinnbart gestreichelt. Der Blick aus den scharfen grauen Augen richtete sich auf den Belobigten, der scheinbar verlegen mit der Stiefelspitze über ein Moospolster scharrte.

      »Das war wirklich eine schneidige Leistung, Ludl«, sagte er anerkennend. »Die Martha wird sich freuen, das zu hören.«

      »Bitt schön kein Wörtl mehr darüber verlieren«, bat er voller Bescheidenheit und sah aus den Augenwinkeln zu Mathilde hinüber. Ihm kam es darauf an, dass der Name der Jägerstochter nicht noch öfter genannt wurde. Das hätte seine Pläne für die kommende Nacht leicht über den Haufen werfen können. »Ich hab bloß meine Pflicht getan.«

      »Dem Bürgermeister sag ich’s trotzdem«, kündigte Ebenhecht an. »Ein Präsent vom Fremdenverkehrsverein ist dir gewiss.«

      Dagegen hatte Ludl nichts einzuwenden. Beiläufig fragte er: »Wie steht das Wild im Revier, Ebenhecht?«

      »Es hat sich seit dem vorigen Jahr vermehrt.« Die Augen des Forstmannes leuchteten kurz auf. »Ein Sechzehnender ist mir heut über den Weg gelaufen. Was Schöneres hab ich meiner Lebtag net gesehen.«

      »Hm!« Ludls Zähne gruben sich in die Unterlippe. »Das freut mich für dich. Wo ist dir der Prachtkerl denn begegnet?«

      »Beim großen Wildwechsel neben der Waldblöße. Wo er gern steht, muss ich erst herausfinden. Er ist ja schließlich ein Neuzugang vom Kleebuckel herüber. Hoffentlich bleibt er und wechselt net wieder zurück ins Nachbarrevier.«

      »Ich drück dir die Daumen, Ebenhecht«, rief Ludl. »Aber jetzt muss ich meine Leut heimführen. Grüß mir die …« Er hustete. »Sag einen Gruß zu Haus.«

      Der Jäger lüftete wieder den Hut, wünschte den Feriengästen noch erholsame Urlaubstage und stapfte weiter.

      Mit bleiernen Füßen kamen die Tiedemanns in Farngries an, schüttelten Ludl noch einmal dankbar die Hand und wankten über die Schwelle des »Federerbräus«. Mathilde fasste den Bergführer bei der Hand und eilte mit ihm zur Hinterseite des Bräus. Dort zeigte sie hinauf zum Obergeschoss.

      »Hinter dem zweiten Fenster von links ist mein Zimmerchen.« Sie griff sich ängstlich an die wogende Brust. »Nein, es ist zu gefährlich. Bitte kommen Sie nicht, Herr Neudecker.«

      »Keine Sorg, Dirndl, goldiges.« Ludl kicherte. »Niemand hört und sieht etwas. Net vergessen, das Fenster nur anlehnen! Sobald der Mond aufgegangen ist, klopf ich an.« Prüfend schaute er in die Runde. Weil aber die alte Hausmagd des Bräus gerade aus der Haustür trat, begnügte er sich mit einem Wangentätscheln und schritt davon.

      Im Häuschen seiner Mutter wusch er sich, verzehrte einen Nudelauflauf, den die Mutter besonders schmackhaft zubereitete und schlief drei Stunden. Als er aufwachte, stand die Mondsichel mattglänzend am nächtlichen Firmament. Hurtig sprang er aus dem Bett, tauchte den Kopf in die Waschschüssel, rieb sich rasch trocken und schlüpfte in die Kleider. Die Mutter war schon zu Bett gegangen. Auf Zehenspitzen verließ er das Haus. Eine Viertelstunde später hatte er das »Federerbräu« erreicht und schlich zur Hinterseite.

      Ärgerlich blinzelte er zum Nachtgestirn hinauf. Dieses verströmte ungehindert sein Licht. Warum gab es jetzt ausgerechnet keine Wolke, die sich davorschob und um sein Vorhaben den schützenden Mantel der Dunkelheit hüllte? Doch Ludl war nicht der Mann, der sich aus irgendwelchen Gründen von dem abhalten ließ, was er sich vorgenommen hatte. Erhöhtes Risiko erhöhte den Spaß.

      Nur noch die ebenerdigen Fenster der Gaststube waren erhellt. An der Hauswand der Rückfront rankte sich Spalierobst hoch, das an einem Lattengestell befestigt war. Diese Latten waren besser als jede Leiter, dachte Ludl schmunzelnd, während er hinauf zum Obergeschoss kletterte. Doch es reichte nicht bis hinüber zum zweiten Fenster, hinter dem ein knuspriges Geschöpf auf ihn wartete. Sicher mit heftig klopfendem Herzen. Ludl griff nach dem Blechbrett des ersten Fensters. Er hing daran und schwang hin und her. Sein Arm schnellte hinüber, und er bekam das Sims des zweiten Fensters zu fassen. Die zweite Hand folgte hinterher. Erleichtert stieß er die Luft zwischen den Zähnen hindurch.

      »Manchmal fliegt einem die Lieb net zu wie’s Vogerl«, brummte er leise, »sondern man muss sie sich mit Müh und Plag verdienen. Aber für das Tiedemanndirndl kann man schon eine kleine Strapaze in Kauf nehmen. Sie ist ein herziges Binkerl.«

      Wieder gab er sich einen Schwung und legte ein Bein auf das Sims. Behutsam klopfte er an das Glas und drückte gegen die Scheibe. Triumphierend merkte er, dass sich der Fensterflügel bewegen ließ. Gleich darauf stand er in der vom schwachen Mondlicht beschienenen Kammer einer Mädchengestalt gegenüber, die bis zu den Knöcheln in ein weißes Nachthemd gehüllt war. Darunter zeichneten sich deutlich die ausgeprägten Formen ab.

      »Süßes Käferl«, flüsterte er und zog sie in seine Arme. Er spürte, dass sie zitterte. »Warum so aufgeregt? Wir mögen uns doch? Oder?«

      Die Zwanzigjährige nickte und zitterte noch stärker. »Das schon, aber ich hätte nicht nachgeben dürfen, Herr Neudecker.«

      »Ludl heiß ich«, raunte er ihr ins Ohr. Dann küsste er sie heiß und verzehrend. Zuerst fühlte er schwaches Widerstreben, das jedoch bald erlahmte. Sie erwiderte den Druck seiner Lippen und presste sich an ihn. Aber als er sie losließ, wich sie einen Schritt zurück.

      »Jetzt ist’s genug«, stammelte sie atemlos. »Sie müssen gehen. Bitte, bitte!«

      »Aber, Kindl«, lachte er. »Das war doch erst die Vorspeis. Damit gibt sich ein Hungriger net zufrieden.« Er lud sie auf seine Arme und trug die Strampelnde zum Bett. Dort ließ er sie auf das blütenweiße Linnen sinken. Die Mollige wollte sich aufrichten. Ludl drückte sie sanft auf die Kissen zurück.

      »Es darf nicht sein, Ludl.«

      »Wer an der Lieb keinen Gefallen findet, ist entweder aus Holz oder blitzdumm«, flüsterte er. »Dass du net aus Holz bist, hab ich schon gemerkt. Und dumm bist du auch net.«

      Seine Lippen glitten über das Mädchengesicht und seine Hände über die schwellenden Brüste. Mathilde schloss die Augen und seufzte auf. Sie hatte gegen diese Liebkosungen nichts einzuwenden. Mit Siegerlächeln legte sich Ludl neben sie.

      Eine Stunde später lagen die beiden jungen Menschen immer noch Seite an Seite. Ludl lauschte auf die ruhigen, tiefen Atemzüge des Mädchens. Mathilde war eingeschlafen. Zufrieden kroch Ludl aus dem Bett. Gern hätte er sich noch länger im Kammerl des reizvollen Geschöpfs aufgehalten. Doch es gab etwas, das stärker war als das Verlangen nach weiteren Zärtlichkeiten.

      Er schlüpfte in die Joppe, drückte sich den Hut auf die braunen Haare und öffnete geräuschlos das Fenster. Er beugte sich hinaus und schaute prüfend nach allen Seiten. Der Hinterhof lag still da. Kein neugieriger

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