Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Ich bedanke mich für Ihre Erlaubnis und für das gezeigte Entgegenkommen«, sagte Parker, ohne Randers Frage zu beantworten. Dann verließ er auf leisen Sohlen das Arbeitszimmer und traf Vorbereitungen für seinen nächtlichen Ausflug …!
Butler Parker war bereits seit einer Stunde gegangen, als Anwalt Rander angerufen wurde.
Leutnant Current war in der Leitung. Seine Stimme klang scharf und kalt wie immer.
»Ist was passiert?« fragte Anwalt Rander und dachte im gleichen Moment voller Sorge an seinen Butler. Er wußte ja aus Erfahrung, wie riskant der Butler arbeitete.
»Keine Sorge, was mit Ihrem Parker los ist, weiß ich nicht. Dafür stöberten wir das Versteck von Harrison auf, Rander. Ja, ich hole Sie an der Wohnung ab. Nein, nein, Zeit verlieren wir nicht, denn Harrison ist längst weg. Nur eine Frauenleiche blieb zurück. Und leere Flaschen. Bis gleich …!«
Mike Rander warf sich nur einen leichten Mantel über und verließ die Wohnung. Leider hatte Current sich nicht deutlich genug ausgedrückt. Welche Frau mochte da ermordet worden sein? Unwillkürlich dachte er an Mrs. Harrison. Ob ihr etwas passiert war?
Schon nach wenigen Minuten näherte sich ein Wagen in schneller Fahrt dem Haus. Current hielt nur kurz an, noch im Ausrollen des Wagens stieg Mike Rander zu ihm und sah den Detektivleutnant fragend an.
»Wir wurden von Nachbarn alarmiert«, rückte Current sofort mit der Sprache heraus, »der Tatort liegt in der Nähe der Union Stock-Yards.«
»Wissen Sie schon, was passiert ist?«
»Nur vom Hörensagen. Das zuständige Revier leitete die Meldung an mich weiter. Ein Wagen kollidierte mit einem Torpfosten, das gab einen ziemlichen Krach. Die Polizei wurde verständigt, fuhr raus und fand auf dem Hof eine tote Frau. Als sie das Haus durchsuchten, stießen sie auf leere Whiskyflaschen und fanden in einem Dachzimmer ein Scheckheft, das von einem Kind vollgeschmiert worden zu sein schien.«
»Dieses Kind heißt Joel Harrison, wie?«
»Genau …! Gut, daß ich die zuständigen Kollegen der Reviere unter der Hand verständigte. So wußten sie wenigstens etwas mit dem Namen Harrison anzufangen.«
»Na, ich lasse mich überraschen«, meinte Rander. »Sieht so aus, als müßte Harrison noch leben.«
»Richtig, sonst hätte der Mörder der Frau ihn gleich mit umgebracht. Bleibt natürlich alles Spekulation, Rander. Was wirklich vorgefallen ist, könnte uns nur der Mörder sagen.«
Leutnant Current fuhr scharf und schnell. Da die Straßen um diese Zeit recht leer waren, konnte er auf das Tempo drücken. Immerhin brauchten sie mehr als eine halbe Stunde, bis sie das Gebiet der riesigen Schlachthöfe erreichten
Vor einem windschiefen, verlotterten Holzhaus parkten zwei Streifenwagen der Polizei, ein Krankenwagen und der Spezialwagen der zuständigen Mordkommission.
Current und Mike Rander sahen sich zuerst die ermordete Frau an. Sie war bereits vermessen, fotografiert und erkennungsdienstlich behandelt worden, wie es in der Fachsprache so kalt heißt. »Tut mir leid, mit diesem Gesicht weiß ich nichts anzufangen«, erklärte Mike Rander nach einem kurzen Blick auf die Tote. »Noch nie gesehen.«
»Mir geht’s auch so …!« stellte Leutnant Current fest. Er wandte sich an einen Detektivsergeanten. »Von mir aus könnt ihr sie wegschaffen lassen. Wo befindet sich das Scheckheft?«
Nun, es lag auf einem Tisch. Die Beamten hatten es aus dem Dachzimmer nach unten geholt.
»Tatsächlich, das ist Harrisons Unterschrift«, meinte Rander, nachdem er sich die vollgekritzelten Schecks ansah. »Entweder versuchte er sich in Unterschriften oder er war nicht ganz richtig im Kopf, als er die Vordrucke ausfüllen wollte.«
»Gehen wir nach oben, sehen Sie sich mal die vielen leeren Flaschen an«, schlug Current vor, »ein Wunder, daß Harrison noch nicht an Alkoholvergiftung gestorben ist.«
In der Dachkammer stellten Spurensicherer die Fingerabdrücke fest. Die leeren Flaschen boten sich dazu förmlich an. Mike Rander, der sich eine Zigarette angezündet hatte, blieb an der Tür stehen.
Er dachte an Joel Harrison, aber auch an Josuah Parker. Ob sein Butler bereits auf der richtigen Spur war? Ob er von diesem Holzhaus wußte, in dem Joel Harrison festgehalten worden war?
Current wurde abgerufen.
Unten im Treppenhaus unterhielt er sich mit einem Zivilbeamten, der einen Gegenstand aus seinem Taschentuch wickelte. Current starrte auf dieses Beweisstück.
Langsam drehte er sich um, rief Rander an.
»Kommen Sie runter«, bat er mit lauter Stimme. »Das hier wird Sie bestimmt interessieren.«
»Haben Sie was gefunden?«
Mike Rander stieg nach unten. Current öffnete die Hand und grinste dünn.
»Was sagen Sie dazu?« fragte er.
»Betrachten Sie sich mal den Schlüsselanhänger.«
Mike Rander legte den Kopf schief, um besser buchstabieren zu können.
»Verdammt«, erwiderte er langsam und nahm den Kopf wieder gerade. »Die Gravur auf dem Schlüsselschildchen lautet auf die Firma Harrison. Joel wird ihn verloren haben.«
»Nicht Joel … Sehen Sie genauer hin, Rander.«
Der Anwalt las noch mal, stutzte. Dann verfinsterte sich sein Gesicht.
»Mrs. Harrison«, wiederholte er die Gravur auf dem schmalen Schlüsselschildchen. »Na, jetzt möchte ich nicht in der Haut von Gay Harrison stecken!«
»Kommen Sie mit, Rander?«
»Selbstverständlich. Sie wollen Sie unter Mordverdacht verhaften, wie?«
»Zumindest habe ich ihr einige verdammt unangenehme Fragen zu stellen, Rander …!«
Chris Downers, der Mann, der Joel Harrison festgehalten und unter Alkohol gesetzt hatte, saß in einer Kneipe und prüfte die allgemeine Lage.
Noch nachträglich wurde ihm heiß unter der Jacke. Um ein Haar wäre er der Polizei genau in die Arme gelaufen, als er zurück ins Holzhaus wollte.
Inzwischen wußte er mehr.
Was sich zugetragen hatte, war bis zu den neugierigen Menschen, also auch bis zu ihm, durchgesickert. Ira Hof des Holzhauses hatte die Polizei eine weibliche Leiche gefunden.
Er hatte sie nicht sehen können, konnte sich aber vorstellen, daß Helen Napers die Tote war.
Nun grübelte er darüber nach, was wohl passiert sein mochte.
Kann sein, sagte er sich, daß Harrison durchdrehte und sie umbrachte. Aber besitzt er überhaupt noch die Energie, solch eine Tat zu begehen? Kaum möglich …!
Wenn Joel Harrison es aber nicht war, wer kommt dann als Mörder in Betracht?
Blieb nur der Boß, für den er seit langer Zeit arbeitete. Der Boß