Betreten verboten!. Inga Jung

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Betreten verboten! - Inga Jung

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Hund zu Hause besuchen, sollten Sie sich nicht wundern, wenn es dabei zu Markierverhalten kommt. Im Garten findet oft ein regelrechtes Wettpinkeln statt, und zwar nicht nur unter Rüden, sondern durchaus auch unter Beteiligung territorial motivierter Hündinnen. Und selbst im Haus kann es dazu kommen, dass ein Rüde oder eine ältere Hündin das Bein am Türpfosten heben, wenn es dort beispielsweise nach junger Hündin riecht. Die Verlockung ist in dem Fall einfach zu groß. Machen Sie dann kein großes Aufsehen darum, sondern halten den betreffenden Hund einfach gut unter Beobachtung und putzen die Stelle sorgfältig, damit nicht gleich der Nächste sich genötigt fühlt, dort ebenfalls zu markieren.

      Unsere Hunde setzen auch Kot als Markierung ab, und auch dieser trägt unglaublich viele Informationen in sich, die durch andere Hunde analysiert und ausgewertet werden. In menschlichen Augen ist Kot allerdings lediglich unhygienischer Unrat, und daher entfernen und entsorgen wir ihn selbstverständlich. Insbesondere dann, wenn er auf Privatgrundstücken gelandet ist, ebenso wie auf Straßen, Bürgersteigen und sonstigem öffentlichem Grund sind wir verpflichtet, den Hundekot wegzuräumen.

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      Nicht nur Rüden heben das Bein, um ihre Duftmarken optimal zu platzieren.

      Hat Territorialverhalten etwas mit den Sexualhormonen zu tun?

      Die Antwort auf diese Frage ist ein klares „Jein“. Denn es kommt ganz darauf an.

      Im Kernterritorium, also im Haus oder in der Wohnung, und hier insbesondere Menschen gegenüber, geht es mehr um Nutzungsrechte, genau wie bei uns Menschen auch. Sitzen wir abends gemütlich vor dem Fernseher, würde es uns sicher entsetzen, wenn irgendwelche wildfremden Menschen plötzlich hereinstampfen und unser Wohnzimmer als Durchgang benutzen würden. Das dürfen die nicht, das ist unser Wohnzimmer, die haben gefälligst draußen zu bleiben.

      So empfindet es auch ein territorial denkender Hund, wenn Fremde auf einmal ins Haus kommen und sich dann womöglich auch noch so verhalten, als seien sie bei uns zu Hause. Besonders wenn Handwerker mit ihrem Werkzeugkoffer anrücken und an unseren Gegenständen herummanipulieren, reagiert so manch ein Hund extrem alarmiert: Das können die doch nicht einfach machen, das sind unsere Sachen, irgendjemand muss diesem Treiben Einhalt gebieten!

      Mit Sexualhormonen hat das aber nichts zu tun.

      Anders stellt es sich Artgenossen gegenüber dar. Hier werden gegengeschlechtliche Hunde von einem territorial denkenden Hund meist eher toleriert als gleichgeschlechtliche, und da geht es tatsächlich auch um die sexuelle Konkurrenz und um Fortpflanzungspartner. Bei vielen Hunden bilden Kern- und Außenterritorium einen Ausnahmeraum, in dem auch gegengeschlechtliche Hunde nicht toleriert werden, andere sind hier freizügiger. Im Streifgebiet hingegen ist es grundsätzlich so, dass gegengeschlechtliche Hunde eher akzeptiert werden. Wenn nicht, dann hat diese gegenseitige Abneigung in der Regel andere Gründe als eine territoriale Motivation.

      Insbesondere der Faktor Unsicherheit spielt hier eine wichtige Rolle, der natürlich auch gemeinsam mit territorialem Denken auftreten kann und dann das Verhalten in die eine oder andere Richtung beeinflusst. Außerdem gibt es auch bei Hunden durchaus ganz persönliche Abneigungen, genau wie wir Menschen auch manchmal einen anderen Menschen nicht ausstehen können. Sehr viele Hunde haben einen ganz speziellen Erzfeind, der sie komplett die Beherrschung verlieren lässt. Oftmals reicht es schon aus, wenn dieser Hund gerade den Weg, auf dem unser Hund nun läuft, entlang gegangen ist und dort seine Duftspur hinterlassen hat, um unseren Hund völlig die Fassung verlieren zu lassen. Das ist eine ganz normale, natürliche Reaktion, schließlich kann nicht jeder jeden mögen. Und wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann, weil man gezwungenermaßen in direkter Nachbarschaft zueinander lebt, dann entstehen eben Konflikte.

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      Territorialverhalten und Sexualverhalten gehören in gewissen Bereichen zusammen.

      Aber zurück zur sexuellen Konkurrenz: Unsere Hunde sind sich nicht der Tatsache bewusst, dass wir Geburtenkontrolle betreiben und sie sowieso niemals zur Fortpflanzung kommen werden. Daher ist ein gleichgeschlechtlicher Hund im eigenen Revier grundsätzlich ein Konkurrent. Es ist ein Ziel vieler territorial denkender Hunde, die gleichgeschlechtlichen Konkurrenten aus ihrem Streifgebiet zu vertreiben und natürlich auch zu verhindern, dass sich neue dort ansiedeln – einer der Gründe dafür, warum neu zugezogene Hunde es oft mit den Hunden der Nachbarschaft schwer haben. Im Kern- und Außenterritorium eines ortsansässigen Hundes hat die Konkurrenz ohnehin nichts zu suchen, das sollte klar sein. Wer sich in seinen Garten verirrt, hat nichts Gutes zu erwarten.

      Bei Hündinnen ist es übrigens auch egal, ob sie kastriert wurden, denn Hündinnen durchlaufen in ihrem normalen Sexualzyklus immer wieder Phasen von geringer hormoneller Aktivität, die dem Hormonspiegel einer kastrierten Hündin ähnlich sind. Daher kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass eine kastrierte Hündin sich ähnlich fühlt wie eine unkastrierte Hündin in der Zeit geringer hormoneller Aktivität zwischen zwei Läufigkeiten. Sie wird daher ebenso wie eine unkastrierte Hündin die „Konkurrenz aus dem Weg räumen“ wollen, um ihre Fortpflanzungschancen so hoch wie möglich zu halten. Zu erwarten, dass eine Hündin nach der Kastration weniger Aggressionen gegenüber anderen Hündinnen zeigen wird, wäre unsinnig.

      Bei Rüden ist es etwas anders. Da die Sexualhormone bei einem erwachsenen Rüden stets aktiv sind, wirkt sich eine Kastration meist deutlich auf sein Verhalten aus. Allerdings oftmals nicht so, wie die Menschen sich das vorgestellt haben. Durch die Kastration verlieren viele Rüden enorm an Selbstbewusstsein, werden unsicher und reagieren daher unerwartet heftig auf Artgenossen. Statt einer Reduzierung des Aggressionsverhaltens erreicht man durch die Kastration eines Rüden in vielen Fällen eher eine Verschlimmerung, da sich seine Reaktionen durch den Faktor Unsicherheit, wie oben bereits beschrieben, verstärken.

      Möglich ist auch, dass ein kastrierter Rüde sich nicht mehr traut, sein Territorium gegen andere, unkastrierte Rüden zu verteidigen. In dem Fall wäre die Kastration dann, zumindest was das vom Hund gezeigte Verhalten angeht, erfolgreich. Ich habe allerdings auch schon des Öfteren erlebt, dass so ein Hund im Laufe der Jahre dann doch immer mehr Unsicherheiten entwickelt und irgendwann zum typischen Leinenpöbler wird, der andere Hunde wild anbellt, um sie auf Abstand zu halten. Eine Garantie dafür, dass nach der Kastration alles gut wird und die Menschen dann einen freundlichen Rüden an der Leine haben, gibt es keineswegs.

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      Sexuelle Konkurrenz spielt natürlich auch beim Territorialverhalten eine Rolle.

      Hat Territorialverhalten etwas mit Dominanz zu tun?

      Wie in fast allen anderen Lebenssituationen auch, werden die Anhänger der verschiedenen „Dominanz“-, „Rudel“- und „Rangordnungs“-Theorien auch im Territorialverhalten schnell Aspekte finden, die einem Hund unterstellen, er sei „dominant“. Ist man Anhänger der Dominanztheorien, dann ist das leicht, denn hat man erst einmal die „Dominanzbrille“ auf, dann sieht man eigentlich überall Hinweise auf Dominanzverhalten. Jedes Knurren, jedes Fixieren eines anderen Hundes, jedes Futterbetteln und Aufmerksamkeitsheischen, jedes Vordrängeln an der Tür, jedes Schlafen an der falschen Stelle im Raum usw., alles kann dann irgendwie mit diesem Zauberwörtchen Dominanz gedeutet werden. All diese Verhaltensweisen können objektiv betrachtet aber auch sehr viel plausibler und simpler mit anderen Ursachen erklärt werden. Zum Beispiel bettelt der Hund am Tisch, weil er gelernt hat, dass dies zu einem schmackhaften Erfolg führt. Oder er liegt an dieser Stelle im Raum, weil es dort so schön kühl ist. Und so weiter. Und dann stellt sich heraus, dass all das überhaupt

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