Thekla, oder die Flucht nach der Türkei. August Schrader

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Thekla, oder die Flucht nach der Türkei - August Schrader

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nicht geschehen lassen! Nein, das ist unverzeihlich, ich werde auf der Stelle – –

      – Vater, sagte Netti schmeichelnd, indem sie ihn sanft bei der Hand zurückhielt, wollen Sie mir etwas versprechen?

      – Was?

      – Zürnen Sie der armen Kathi nicht, sie ist so ängstlich, daß sie kaum noch weiß, was sie thut.

      – Sie ist ängstlich?

      – Ja, vor Ihrem Unwillen!

      Der Apotheker sah seine Tochter einen Augenblick an.

      – Gut, antwortete er plötzlich beruhigt, ich will diesmal noch schweigen, wenn es aber wieder geschieht –

      – Es wird nicht wieder geschehen!

      – Kathi ist noch jung – glaubst Du, daß wir sie für unsern Haushalt werden bilden können?

      – Gewiß, mein Vater, versicherte Netti.

      – Gut, Netti, besorge Du den Tisch, ich werde in die Küche gehen, um das arme Mädchen zu beruhigen.

      Herr Czabo schob seine goldene Brille von der Stirn auf die Nase herab und verließ still lächelnd das Zimmer.

      Er schlug den Weg nach seiner Küche ein.

      Als Netti sich nach ihrem Bräutigam umsah, saß er in einer Ecke des Sopha's, hielt sein Taschenbuch in der Hand und war in tiefes Nachsinnen versunken. Der junge Mann schien von der ganzen Unterhaltung zwischen Vater und Tochter nicht ein Wort gehört zu haben.

      – Nun, fragte Netti lächelnd, woran denken Sie, lieber Ferenz?

      Der Angeredete fuhr empor und verbarg sein Taschenbuch.

      – Verzeihung, Netti, ich dachte an Sie, an unser Glück!

      – Oder vielmehr an das, was Sie so oft beschäftigt – fügte sie sanft hinzu – an Ihre Verse. Habe ich Recht?

      – Netti! rief der Advokat.

      – Es soll kein Vorwurf sein, lieber Ferenz – fuhr Netti mit einer unbeschreiblichen Anmuth fort – ich bin weit entfernt, mich darüber zu beklagen. Sie besitzen Geist und Talent und Ihre schönen Verse haben mich oft erfreut – vernachlässigen Sie die edle Dichtkunst nicht; doch denken Sie dabei auch an Ihre Netti.

      – Immer, immer, meine geliebte Braut! rief feurig der junge Mann, indem er sanft seinen Arm um ihre Taille schlang und einen zarten Kuß auf ihre weiße, schöne Stirn drückte.

      – Ferenz, lispelte Netti, ich werde stolz sein, Ihre Frau zu heißen!

      – Und ich der glücklichste der Menschen, Ihr Mann zu sein!

      Beide vollendeten jetzt das Arrangement des Mittagstisches.

       Inhaltsverzeichnis

      Herr Czabo war indeß in die Küche gegangen.

      Der Apotheker schien etwas mehr zu beabsichtigen, als die neue Köchin wegen des angebrannten Bratens beruhigen zu wollen.

      Leise öffnete er die Thür, aus der ihm ein Duft entgegenquoll, der das erste Zeugniß von Kathi's Versehen ablegte. Herr Czabo rümpfte die Nase, aber er schwieg.

      Kathi stand an dem Heerde und fachte mit einem Blasebalge das Feuer an, daß es laut knisterte. In den Töpfen, die auf dem Heerde standen, rauschte und zischte es, als ob Wasser mit siedendem Oele gemengt sei. Die Köchin bemerkte den Eintritt ihres Herrn nicht sogleich, der ruhig an der Thür stand und mit einem gewissen Wohlgefallen das junge Mädchen beobachtete.

      – Kathi, sagte er nach einer Minute, wie steht es mit dem Mittagessen?

      Das junge Mädchen hing den Blasebalg an einen Nagel in der weißen Wand.

      – Es kann angerichtet werden, Herr, antwortete sie in einem Tone, der umsonst einen leichten Schreck zu verbergen suchte.

      Herr Czabo sah durch seine Brille auf die hübsche Köchin, als ob er ein Recept lesen wollte. Dann holte er eine kleine silberne Dose aus der Tasche und nahm behaglich eine Prise.

      Die Köchin des Apothekers war auch in der That von einer auffallenden Schönheit. Sie trug einen kurzen rothen Friesrock mit schwarzem Bande besetzt, ein hellgraues wollenes Mieder mit kleinen runden Zinnknöpfen und ein kleines blaues Tuch, das den schlanken runden Nacken und den üppigen Busen nicht völlig bedecken konnte. Das starke, glänzend schwarze Haar vermochte die braune Mütze kaum zu fesseln, es fiel aufgelös't an beiden Schläfen herab und bedeckte wie ein spielender Schatten die Theile des schneeweißen Busens und der glänzenden Schultern, die das Tuch nicht zu verhüllen vermochte. Das feine, blühende Gesicht, etwas von Ruß geschwärzt, erglühte hochroth von der Hitze des Feuers, das die zwar schwarzen, aber wohlgeformten kleinen Hände zu unterhalten suchten. Die kurzen Aermeln des Mieders lagen so fest um den vollen runden Arm, daß sie bei jeder Bewegung zu zersprengen drohten. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe bekleideten ein Paar Füße, die an Zierlichkeit und Elasticität denen einer Tänzerin zu vergleichen waren. Kurz, die ganze Gestalt der Köchin war von der Natur mit einer Ueppigkeit ausgestattet, daß man sich über Herrn Czabo nicht wundern konnte, wenn er seinen angebrannten Braten darüber vergaß.

      Kathi war eine zweite Aschenbrödel, die unter dem rußigen Küchengewande eine seltene Schönheit verbarg. Und was den Reiz noch erhöhte war der Umstand, daß Kathi sich ihrer körperlichen Vorzüge kaum bewußt zu sein schien.

      – Kathi, begann der Apotheker, indem er auf seiner Dose trommelte – weißt Du, daß heute ein wichtiger Tag für mich ist?

      – Nein, Herr Czabo! antwortete im Dialect der Landleute die Angeredete, ohne sich in ihrer Beschäftigung unterbrechen zu lassen.

      – Es hat sich seit einigen Tagen eine Schutzmannschaft in unserer Stadt gebildet, um den flüchtigen Rebellen entgegenzutreten, die jetzt häufig Semlin passiren, die nahe türkische Grenze zu erreichen. Mich hat man zum Kommandanten für dieses Stadtviertel ernannt.

      Kathi sah mit ihren großen, seelenvollen Augen den Apotheker an, wie es schien erschreckt.

      – Wundert Dich das? fragte Herr Czabo.

      – Nein.

      – Und doch scheint es so?

      – Ich freue mich, daß der junge Kaiser in Semlin so treue Unterthanen hat.

      – Wahrhaftig? So sind wir von gleicher politischen Farbe. Gefällt es Dir in meinem Hause?

      – Gewiß, Herr Czabo. Sie sind sehr freundlich und Ihre Tochter ist die Güte selbst. Was kann eine arme Dienstmagd von ihrer Herrschaft mehr verlangen?

      – Eine arme Dienstmagd? Ich meine, Du besitzest genug, um nicht für arm zu gelten.

      – Ich bin so arm, lieber Herr, daß ich es kaum zu sagen vermag.

      Der

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