Thekla, oder die Flucht nach der Türkei. August Schrader

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Thekla, oder die Flucht nach der Türkei - August Schrader

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in laute Bewunderung ausgebrochen über die Zartheit der weichen Haut, das hatte er nicht erwartet.

      – Sei nur ruhig, sagte er fast stammelnd, ich bin ja Kommandant dieses Stadtviertels, es soll Dir niemand etwas zu Leide thun. Und wenn ich meine Sorge für Dich etwas mehr ausdehne, als ich sonst für meine Mägde gethan, so bedenke, daß ich Wittwer bin und niemandem Rechnung von meinen Handlungen schulde. Hörst Du, Kathi, vergiß nicht, daß ich Wittwer bin!

      Noch einen freundlichen Blick warf er auf die erschreckte und erstaunte Magd, dann verließ er die Küche.

      Nach einer Viertelstunde hatte Netti mit Kathi's Hülfe die Speisen aufgetragen und Herr Czabo setzte sich mit seiner kleinen Familie zu Tische.

      Kathi saß in der Küche auf einer Bank und hielt sinnend ihren Kopf in der Hand.

       Inhaltsverzeichnis

      Es war drei Uhr Nachmittags.

      Ferenz war in seinem Zimmer mit dem Ordnen der Rechnungsbücher beschäftigt und Herr Czabo befand sich in dem Verkaufslocale, weil um diese Zeit Niklas, der Apothekergehülfe, die Geschäfte in dem Laboratorium besorgte.

      Netti saß in dem Wohnzimmer und arbeitete an einer Stickerei, wobei sie dann und wann einen Blick in die Straße warf, in welcher Soldaten mit Zetteln in der Hand auf und abgingen, ihre Quartiere zu suchen.

      Plötzlich ließ sich ein leises Klopfen an der Thür vernehmen. Das junge Mädchen mochte es nicht gehört haben, denn sie sah nur dann erst von ihrer Arbeit auf, als die Thür sich öffnete und ein langer, magerer Mann eintrat.

      Man denke sich eine ungewöhnlich lange Gestalt mit bleichem Gesicht, dessen Backenknochen hoch emporragen, mit einer fast durchsichtigen großen Adlernase, großen grauen Augen, hellblondem Haare, mit breiten, langen Händen und Füßen, einem linkischen Benehmen, wie es Leuten von dieser Körperbildung eigen zu sein pflegt – angethan mit abgetragenen bürgerlichen Kleidern, die nicht mehr passen, und einer grünen wollenen Schürze, so hat man ungefähr ein Bild von dem Gehülfen des Herrn Czabo, der zu Netti in das Zimmer trat.

      Unter verlegenem Lächeln stammelte der Eingetretene einige unverständliche Worte, die, wie es schien, einen Gruß bedeuten sollten.

      Netti kannte die zarten Gefühle des langen Niklas und bedauerte ihn von Herzen – deshalb sah sie ihn freundlich an und fragte in einem sanften, fast bewegten Tone:

      – Was meinen Sie, lieber Herr Niklas?

      Die freundlichen Worte des jungen Mädchens hatten dem Schüchternen Muth eingeflößt.

      – Was ich meine? fragte er laut.

      – Nun ja!

      – Soll ich es Ihnen offen bekennen, liebe Netti?

      – Ich bitte darum, wenn Sie anders gekommen sind, mit mir zu reden.

      Als ob die Verzweiflung seinen Muth noch erhöhte, holte er tief Athem und sagte in einem weinerlichen Tone:

      – Ich meine, daß ich nicht mehr weiß, was ich meine, noch was ich thue. Ich dachte so eben über Pferde-Arznei-Kunde nach, denn ich stand im Begriffe, acht Gran Brechpulver anstatt vier in ein Paket zu thun. Ich zittere, wenn ich an die Wirkung denke! So kann das nicht mehr gehen, liebe Mamsell Netti, ich muß Abschied von Ihnen nehmen!

      Niklas ließ den Kopf sinken und trocknete sich mit der grünen Schürze die Stirn, als ob ihm dieses Geständniß blutsauer geworden wäre.

      – Himmel, rief Netti erschreckt, was fällt Ihnen ein? Sie wollen unser Haus verlassen?

      – Glauben Sie denn, daß ein Apotheker kein Herz im Leibe hat? Im Gegentheil, dieses Organ des menschlichen Körpers ist bei ihm sehr gefühlvoll – dies ist wenigstens die Meinung Ihres Herrn Vaters, denn er erlaubte mir, sanfte Gefühle zu hegen, die, die – –

      Niklas konnte keine Worte mehr finden, er ergriff abermals seine Schürze und trocknete sich die schweißtriefende Stirn.

      – Mein Gott, was ist Ihnen denn? fragte Netti theilnehmend. Sind Sie krank?

      – O nein, ich stampfte vorhin Senf in dem Laboratorium und dieses beißende Gewürz ist mir in die Nase gefahren – das ist alles, nun ist es schon vorbei.

      – Das freut mich, lieber Herr Niklas.

      – Darf ich fortfahren, Mamsell Netti?

      – Ich bitte darum!

      – Vor einer Stunde sprach ich einen Korporal von den kaiserlichen Soldaten, welche diesen Vormittag hier eingerückt sind.

      – Nun? fragte Netti, die ihre Arbeit wieder ergriffen hatte.

      – Der Korporal suchte Rekruten!

      – In unserer Stadt?

      – Ja! Korporal, sagte ich zu ihm, ich muß Ihnen gestehen, daß ich mich nicht mehr kenne – Korporal, wollen Sie mich?

      Netti blickte von ihrem Stickrahmen auf und sah den Apothekergehülfen verwundert an. Dieser schien mit großer Spannung eine Antwort zu erwarten.

      Eine Pause von einigen Secunden trat ein. Netti antwortete nicht.

      – Herr Korporal, rief Niklas verzweiflungsvoll, ich will Soldat werden!

      Netti schwieg immer noch.

      – Herr Korporal, fuhr Niklas fort, ich will mich morden, das heißt, mit in die Schlacht ziehen, denn das ist eben so gut wie ein Selbstmord!

      – Herr Niklas, rief Netti ängstlich, Sie wollen Soldat werden – was fällt Ihnen ein?

      – Netti, rief der lange Mann, indem er seine Arme ausstreckte, Sie wollen mich zurückhalten?

      – Das nun eben nicht, indeß – –

      – Sie hält mich nicht zurück, flüsterte Niklas vor sich hin – das hätte ich nicht erwartet! Leben Sie wohl, Mamsell Netti, der Korporal hat mir sein Wort gegeben, ich bin angeworben!

      Mit Thränen in den Augen verließ der verliebte und verzweifelnde Niklas das Zimmer. Noch hatte sich Netti von dem Schrecken über diese Scene nicht erholt, als sich plötzlich die Thür wieder öffnete und der Apothekergehülfe mit einem Korporal in weißer Uniform eintrat.

      – Kommen Sie, Herr Korporal, rief er mit glühenden Augen, hier ist die Tochter des Hauses, wenden Sie sich an diese!

      Ein junger, schön gewachsener Soldat mit einem vollen braunen Barte und feurigen schwarzen Augen stand vor der erstaunten Netti und hielt ein Quartierbillet in seiner Hand.

      – Heil und Ehre den Schönen! sagte er mit einer wohlklingenden Stimme, indem er militairisch grüßte. Ein allerliebstes Kind! flüsterte er dem langen Niklas zu.

      – Eine gefährliche Einquartierung, dachte Niklas, indem

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