Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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über die britischen Kriegsschiffe erfochten worden waren, so hatte dieser Unfall doch eine allgemeine Verstimmung hervorgebracht und den nationalen Unwillen aufs höchste gesteigert.

      Der Constable trat mit einigen Männern auf die Seite und fing an, leise zu sprechen. Zuweilen fiel sein Blick hinüber auf den Jüngling, gleichsam als wolle er sich in dem bekräftigen, was er wahrscheinlich an ihm zu sehen glaubte. Man hatte ihn aufmerksam angehört, und mehrere schlichen sich heran an den jungen Mann und maßen ihn gleichfalls mit scharfen, verdächtigen Blicken, als wollten sie durch eigene Überzeugung prüfen, was über ihn gesagt worden.

      Auffallend war übrigens die Umwandlung in dem Betragen der Hinterwäldler nach diesem kurzen Wortwechsel. Die derbe Familiarität, mit der sie ihn anfangs empfangen und gemustert hatten, die freundliche und neugierige Rücksichtslosigkeit ihres Benehmens hatte plötzlich einem kalten, zurückstoßenden Widerwillen Platz gemacht. Ihre launisch frohen Mienen hatten einen kalten, stolzen Ernst angenommen, und sie maßen ihn mit mißtrauisch prüfenden Augen.

      »Fremdling!« sprach der Constable in einem befehlenden Tone, »Ihr seid eine verdächtige Person und müßt uns folgen.«

      »Und wer seid Ihr, der Ihr Euch anmaßt, mir den Weg zu sperren?« fragte dieser.

      »Was ich bin, habt Ihr gehört. Was diese Männer sind, sehet Ihr: Bürger der vereinigten Staaten, gegenwärtig im Kriege mit Euerm Lande begriffen, wie Ihr wahrscheinlich wisset.«

      Der zeisiggrüne Würdenträger sprach diese Worte nicht ohne Würde und mit einem Nachdrucke, der den jungen Mann mit einem etwas weniger höhnischen Blicke auf den neuen Kastorhut und die grünen Beinkleider sehen machte.

      »Wohlan, ich folge, hoffe jedoch, sicher unter Euch zu sein«, sprach er.

      »Das werdet Ihr bald sehen«, sprach der Constable trocken. Und mit diesen Worten ging der Zug dem Städtchen zu.

      Einundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Das Countystädtchen Opelousas zählte zu der Zeit, in welche unsre Erzählung fällt, zwölf hölzerne Häuser, von denen die Mehrzahl aus gezimmerten Baumstämmen aufgeführt, einige jedoch mit Mörtel beworfen und grün übertüncht waren. Unter diesen letztern war das des Friedensrichters oder, wie er schlechtweg genannt wird, Squire.

      Die plötzliche Veränderung, die im Haufen vorgegangen war, schien eben kein sehr günstiges Vorbedeutungszeichen für den guten Empfang von seiten der Magistratsperson zu sein, vor die der Jüngling, wie er wohl sah, geführt werden würde. Er hatte anfangs das Benehmen der buntscheckigen Hinterwäldler als die unzeitige Ausgeburt einer rohen Willkür betrachtet, die sich gern einen Scherz auf Kosten eines verirrten Reisenden erlaubt; aber der Ernst und die finstere Gravität, mit der sie hastig die Gasse, die noch größtenteils aus umzäunten Gartenstücken bestand, hinausschritten, die verdächtigen Blicke, mit denen sie ihn maßen, und vorzüglich die Entfernung, in welcher sich jeder halten zu wollen schien, weissagten immer unangenehme Auftritte.

      Als sie zwischen den ersten Häusern angekommen waren, wurde die Feldmusik hörbar, und gleich darauf kamen die zwei Kompagnien der roten, grünen, gelben, blauen und schwarzen Hinterwäldler im Sturmschritte, ernst und beinahe feierlich, durch den Kot angestolpert, die zwei Geiger eben den Yankee Doodle aufschnarrend. Einen Augenblick stutzte der Brite über den wirklich grotesken Aufzug, und dann schlug er ein lautes Gelächter auf. Niemand schien jedoch seine Lachlust zu teilen. Als sie dem Hause des Squire zukamen, schloß eben der Sprecher auf dem Baumstamme seine Rede, und die Zuhörer drängten sich nun mit den Exerzierenden heran, um die Ursache dieses Aufzugs zu hören. Ungeachtet des scheinbar tollen Treibens war jedoch nirgends Zügellosigkeit oder Roheit zu bemerken; im Gegenteil, es war eine Ordnung eigener Art sichtbar, die trotz der herrschenden Ungebundenheit überall hervorleuchtete.

      Das ganze Städtchen war nun vor dem Hause des Squire versammelt, als der Constable die Türe öffnete und seinen Gefangenen zuerst einschreiten ließ. Die erwachte Neugierde fing nun an zu drängen, und die Zurückstehenden drückten so gewaltig auf ihre Vordermänner, daß das windig aussehende Framehaus so ziemlich in Gefahr kam, mit seinen Bewohnern weiter geschoben zu werden: sowie jedoch die Türe geöffnet war, rief der Constable dem Haufen zu: »Männer! der Squire sitzt beim Frühstück«, und die Menge wich augenblicklich zurück.

      Auf unsern Briten schien dieses vereinte Vordringen und plötzliche Zurückweichen der derben Hinterwäldler wieder einen angenehmen Eindruck zu machen. Er hatte jede Regung und Bewegung des Haufens mit einer Aufmerksamkeit und Neugierde beobachtet, als wenn er, seiner eigenen Lage vergessend, nur auf diese bedacht gewesen wäre. Beinahe schien es, als ob er es sich zur Aufgabe gemacht hätte, zu sehen, was denn eigentlich aus Menschen geworden, die seines Landes gepriesenen Schutz von sich gestoßen und auf eigene Rechnung zu hausen angefangen hatten. Der Constable blieb mit den zwei Männern, die ihn zuerst entdeckt, in der Stube.

      »Männer! wollt Ihr mit uns halten?« sprach der gebräunte, ältlich, aber kernhaft aussehende Friedensrichter.

      »Diesem Fremdling da wird vielleicht Eure Einladung willkommen sein«, sprach der erste, der einen Sessel nahm und sich niederließ.

      Die andern folgten seinem Beispiele.

      »Setzt Euch, Mann«, sprach der Friedensrichter zum Gefangenen, ohne jedoch von seinem Teller aufzublicken, der, mit Schinken und Eiern beladen, ihm allem Anschein nach volle Beschäftigung gab.

      »Nehmt Euch – was auf dem Tische ist« – fuhr er fort. – »Altes Weib! eine Tasse.«

      Das alte Weib, oder weniger hinterwäldlerisch zu sprechen, die Hausfrau, füllte eine Tasse mit Kaffee, und eine der Töchter legte ein Kuvert zurecht, das ein Negermädchen gebracht hatte. Alles ging so formell vor sich, und es herrschte eine Gravität, eine ursprüngliche Artigkeit in der Stube, die unsern jungen Mann allmählich mit einem gewissen Respekt für seine neuen Bekannten zu erfüllen begann, deren Außenseite zwar nichts weniger als poliert war, aber einen ruhig festen, männlichen und sich stets gleichbleibenden Sinn verriet. Als der Wirt seine Einladung wiederholt hatte, griff sein Gast mit einer leichten Verneigung zu.

      »Nehmt Euch, was beliebt«, sprach der Squire zu den drei Männern, auf den Seitentisch weisend, auf dem mehrere Bouteillen mit Madeira, Port, Kognak und Whisky standen. Diese winkten lachend und füllten sich die Gläser, aus denen sie die Gesundheit des Squire, seiner Frau und Familie tranken, ohne die des jungen Mannes zu vergessen, den sie soeben in vielleicht unangenehme Verwicklungen zu bringen gekommen waren. Ein Fremder, der plötzlich eingetreten und die verschiedenen Personen ruhig mit ihren Frühstücken beschäftigt oder ihren Toddy trinken gesehen, dürfte schwerlich erraten haben, weshalb diese Menschen gekommen, so formell, langsam, bedächtig und gleichmütig waren die Bewegungen der verschiedenen Parteien.

      Die Frau warf von Zeit zu Zeit einen flüchtigen Blick auf den jungen Mann herüber, dem das wirklich treffliche Frühstück wohl zu behagen schien, und zwei erwachsene, allerliebste Mädchen schienen die Makarellen auf ihren Tellern nicht mehr zu sehen; der Squire jedoch saß standhaft da und vollbrachte seine Morgenaufgabe mit einer Langsamkeit, die bewies, daß er jedem Geschäfte seine Zeit zumaß.

      »Die Wahl ist doch noch nicht vorüber?« fragte er endlich.

      »Nein«, sprach der Constable. »Mein Bruder hat soeben seine Anrede beschlossen.« Er begleitete seine Worte mit einem stechenden Seitenblicke, der verriet, daß er nichts weniger als zufrieden mit dem neuen Abenteuer sei, das seinem Bruder die Hälfte seiner

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