Das Wunder der Liebe. Barbara Cartland

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Das Wunder der Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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erster Mann, ein Trunkenbold und Verschwender, war bei einem Duell getötet worden, und ihr Liebhaber war spurlos verschwunden, weil er sie nicht hatte heiraten wollen.

      Die Männer, die sich um ihre Gunst bemüht und sie besucht hatten, wenn ihr Mann nicht zu Hause war, die ihr sogar Kleider und Schmuck geschenkt hatten, hatten sich zurückgezogen, denn keiner war bereit gewesen, ihr einen zweiten Ehering an den Finger zu stecken. Mittellos, ohne Freundinnen und mit einer sehr prekären Stellung in der Gesellschaft hatte sich Circe verzweifelt nach jemandem umgesehen, der sie aus der mißlichen Lage retten würde, und hatte George Langstone gefunden.

      Er war leichte Beute gewesen, dieser charmante, gutmütige, sportliche Mann, der obendrein wohlhabend war und immer nur das beste von den Menschen dachte.

      Circe hatte alle List angewandt, hatte alle Reize spielen lassen und sich - wie manche behaupteten - sogar irgendwelcher Zaubermittel bedient, um diesen Mann zu bekommen.

      Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, Circe habe den Satan persönlich um Hilfe gebeten, mochte dies aus Gehässigkeit getan haben, aber das Gerücht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet.

      „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, diese Frau ist eine Hexe“, sagte eine Frau zu einer anderen. „Und wie hätte Henry - und Sie wissen, was für ein gutgläubiger Mensch er ist - wie hätte er sich gegen Hexerei wehren sollen?“

      Wenn es nicht Henry war, so war es Leopold oder Alexander, oder Michael oder Lionel.

      Wie die Karnickel vor der Schlange gerieten die Männer in Circes Bann und ließen sich von ihr versklaven, bis sie nicht mehr erwünscht waren.

      Witzigerweise hatte ausgerechnet Harriet Sherwood das Interesse des Grafen für Lady Langstone geschürt.

      „Sie ist eine ekelhafte Person“, hatte sie in sehr heftigem Ton gesagt. „Jetzt hat sie John in ihren Bann gezogen, und ich gehe jede Wette ein, daß das nicht mit rechten Dingen zu geht. Da ist Zauberei im Spiel.“

      „Das glaubst du doch nicht im Ernst“, hatte der Graf lachend erwidert.

      „Aber du kennst doch John!“ hatte Lady Harriet gerufen. „Einen lieberen Bruder könnte ich mir gar nicht wünschen. Die Seele von einem Menschen. Ruhig und vernünftig und immer besorgt um seine Frau und seine Familie.“

      „Dann war es vielleicht höchste Zeit, daß er einmal einen Seitensprung macht“, hatte der Graf spöttisch bemerkt.

      „Einen Seitensprung? Mit vierunddreißig?“ Lady Harriet war entsetzt gewesen. „In dem Alter dürfte man doch über das hinaus sein. Aber es ist nicht seine Schuld. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er hatte keine Möglichkeit, ihr zu entkommen.“

      Lady Harriet war wegen ihres Bruders so aufgebracht gewesen und hatte so schlecht über Circe Langstone gesprochen, daß der Graf neugierig geworden war.

      Die herausfordernden Blicke, die sie ihm schon seit langer Zeit zugeworfen hatte, waren ihm natürlich nicht entgangen. Auch hatte er ihre Taktik durchschaut, auf die so viele Männer hereinfielen. Wenn sich Circe Langstone für jemanden interessierte, pflegte sie ihn in regelmäßigen Abständen zu übersehen - was dann prompt zum Erfolg führte.

      Bisher hatte der Graf sie lediglich mit halbgeschlossenen Augen beobachtet und ihre Bemühungen spöttisch belächelt. Doch jetzt ließ er sich endlich mit ihr ein. Allerdings - wie er sich selbst ermahnte - nur in Grenzen. Er wollte im Grunde nur wissen, ob sie tatsächlich so falsch war, wie sie auf ihn wirkte.

      Doch für Ophelia war der Graf ein weiteres Glied in der langen Kette von Liebhabern.

      Daß ihr Vater auf so brutale Weise betrogen wurde, tat Ophelia weh. Diese Frau, die im Bett ihrer Mutter schlief und deren Schmuck trug, besaß nicht einmal den Anstand, ihre Affären heimlich zu betreiben.

      Circe Langstone haßte ihre Stieftochter und das wußte Ophelia, deren Abscheu vor der Stiefmutter so tief war, daß Haß im Vergleich dazu ein mildes Gefühl gewesen wäre.

      Sie lehnte die zweite Frau ihres Vaters ab, fürchtete sie aber gleichzeitig.

      Und so konnte sie jetzt nur hoffen und zu Gott beten, daß Graf Rochester nichts von dem peinlichen Zusammentreffen im Salon erzählte.

      Wie hatte sie aber auch das Gespräch auf Jem Bullet bringen können? Doch der Wunsch, diesem armen Mann helfen zu wollen, war so groß, daß sie nicht überlegt hatte, sondern gleich mit der Tür ins Haus gefallen war.

      Seine Tochter, die bei den Langstones als Dienstmädchen beschäftigt war, hatte Ophelia erzählt, wie schlecht es Jem Bullet ging.

      „Man sollte doch meinen“, hatte Emily gesagt, „daß ein Gentleman wie Graf Rochester einen ehemaligen Angestellten nicht verhungern läßt.“

      „Aber hat ihm denn der Graf keine Rente ausgesetzt?“ hatte Ophelia gefragt.

      „Nicht einen roten Heller, Miss“, hatte Emily geantwortet.

      „Und warum hat Ihr Vater sich nicht an den Grafen gewandt und ihn darum gebeten?“

      „Nach dem Sturz“, hatte Emily erzählt, „konnte er erst einmal wochenlang nicht gehen. Und als er dann wieder auf Krücken herumhumpeln konnte, ist er nach Rochester Castle gefahren und hat mit dem Verwalter Seiner Lordschaft gesprochen.“

      „Und was hat der gesagt?“

      „Daß er tun würde, was in seiner Macht steht, daß aber der Graf nicht gern für Leute aufkommt, die ihm nichts mehr einbringen.“

      „Was für eine Einstellung!“ hatte Ophelia entsetzt gerufen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater einen ehemaligen Angestellten einfach fallenläßt.“

      Emilys Vater hatte Ophelia so leidgetan, daß sie darauf gedrungen hatte, ihn zu besuchen.

      Sie und Emily waren mit einer Mietkutsche nach Lambeth gefahren. Ophelia hatte ihre Stiefmutter gebeten gehabt, ihre Kutsche benützen zu dürfen, die Bitte war ihr aber abgeschlagen worden.

      Die Elendsviertel am Rande von Lambeth hatten Ophelia erschüttert. Daß sie jedoch bei Jem Bullet noch menschenunwürdigere Verhältnisse vorfinden würde, damit hatte sie nicht gerechnet.

      Der alte Jockey war dazu verdammt, in einer Hütte zu leben, in der ein anständiger Farmer nicht einmal seine Schweine untergebracht hätte. Der Fußboden war sauber - dafür hatte Jem Bullet gesorgt -, aber die Wände waren feucht und modrig, die Türangeln waren verrostet und in den Fenstern nicht eine Scheibe mehr.

      Ophelia besaß kein eigenes Geld, und das Taschengeld, das sie monatlich bekam, reichte knapp für die wenigen persönlichen Dinge, die sie brauchte.

      Selbst das wirklich knapp bemessene Taschengeld wurde ihr von der Stiefmutter mißgönnt. Sie sei zu anspruchsvoll und zu verwöhnt, hieß es immer wieder. Andere Mädchen müßten sich schließlich auch einschränken und Eitelkeit sei ohnehin ein Laster.

      Dabei war Ophelias Vater ein reicher Mann, und von Einschränken müssen konnte nicht die Rede sein. Als seine erste Frau noch am Leben gewesen war, hatte er sie mit Geschenken überschüttet, und sie hatte für sich und Ophelia einkaufen können, was das Herz begehrte.

      Ophelia hatte Jem Bullet alles Geld gegeben, das

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