Das Wunder der Liebe. Barbara Cartland

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Das Wunder der Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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gab sie Emily monatlich die Hälfte ihres Taschengeldes, und diese schickte es an ihren Vater.

      Ophelia hatte erst überlegt, ob sie ihren Vater um Geld für den alten Mann bitten sollte, doch dann hatte sie es nicht getan. Kurz nachdem sie aus dem Internat zurückgekommen war, hatte sie um etwas Kleidergeld gebeten, und ihre Stiefmutter hatte daraufhin ein solches Geschrei unternommen, daß sie sich geschworen hatte, nie wieder um Geld zu bitten.

      Seit Ophelia den alten Jem Bullet in Lambeth besucht hatte, hatte sie Graf Rochester gehaßt.

      Er war ihr natürlich ein Begriff.

      Selbst im Internat waren Geschichten über ihn erzählt worden. Die Mädchen waren nach den Wochenenden immer mit den letzten Neuigkeiten angekommen, die sie in ihren Elternhäusern bei Tisch oder im Salon gehört hatten.

      „Mama sagt, daß er der Teufel in Menschengestalt ist“, hieß es dann zum Beispiel. „Aber er soll ja so blendend aussehen, daß ich ihn gern einmal sehen würde.“

      „Aber sprechen darf man keinesfalls mit ihm“, hatte einmal ein Mädchen gesagt. „Wenn man als junges Mädchen bloß ein einziges Wort mit ihm redet, wird man von der Gesellschaft ausgestoßen, ehe man in sie eingeführt ist, und alle Leute schneiden einen.“

      Der Ruf des Grafen war miserabel, das wußte Ophelia, aber trotzdem war es ihr unvorstellbar, daß ein Mann, der so viel Geld für Pferde ausgab, einen Mann, der ihm treu gedient hatte und nicht aus eigenem Verschulden zum Invaliden geworden war, einfach fallenließ.

      Jem Bullet hatte ihr erzählt, wie es passiert war.

      „Er hätte die Hürde ohne Schwierigkeit genommen, Miß“, hatte der alte Jockey gesagt. „Aber genau in dem Moment, wo er zum Sprung ansetzt, genau in dem Moment fliegt ein Vogel aus der Hecke. Der Hengst scheut, macht einen falschen Schritt, knickt in den Vorderläufen ein, wirft mich ab und rollt über mich hinweg.“

      „Mein Gott, wie entsetzlich!“ hatte Ophelia gerufen.

      „Ein tolles Pferd war dieser Hengst. Ich bin wirklich gern auf ihm geritten. Das hat er nicht mit Absicht gemacht. Es war eben Pech.“

      Ophelia hatte es bewundernswert gefunden, daß Jem Bullet dem Pferd keine Schuld hatte geben wollen, aber das Verhalten des Grafen hatte sie alles andere als bewundernswert gefunden.

      Ophelia hatte nie damit gerechnet, Graf Rochester je zu Gesicht zu bekommen.

      Ihre Stiefmutter empfing außer ihm auch noch eine Reihe anderer Männer, aber sie waren es offensichtlich nicht wert, daß Extrablumen gekauft wurden.

      Als Ophelia an diesem Morgen plötzlich in das Schlafzimmer ihrer Stiefmutter bestellt worden war, hatte sie es mit der Angst zu tun bekommen.

      Was hatte sie jetzt wohl schon wieder angestellt?

      Zu ihrer Verwunderung war Circe erstaunlich gut aufgelegt gewesen.

      Sie im Bett ihrer Mutter sitzen zu sehen, tat Ophelia jedes Mal von neuem weh, doch mußte sie zugeben, daß diese Frau enorm attraktiv aussah.

      Die langen roten Haare, die ihr fast bis zur Taille gingen, umschmeichelten ihre Schultern. Die vielen kosmetischen Hilfsmittel, die in Töpfchen und Fläschchen auf dem Toilettentisch standen, waren noch nicht in Anwendung gebracht. Trotzdem war ihre Haut weiß und makellos, und ihre grünen Augen waren groß und strahlend.

      „Ich habe ein paar Blumen kommen lassen, Ophelia“, hatte Lady Langstone gesagt. „Ich muß dich bitten, sie etwas sorgfältiger zu arrangieren als letzte Woche.“

      Ophelia hatte geschwiegen.

      Sie wußte, daß an den Blumenarrangements nichts auszusetzen gewesen war, denn diese Kunst hatte sie von ihrer Mutter gelernt. Aber Circe Langstone war eben nicht fähig, auch nur einmal etwas Nettes zu ihr zu sagen.

      „Die Lilien, Freesien und Hyazinthen kommen in mein Boudoir“, hatte sie gesagt. „Ich wünsche, daß auf jedem Tisch eine Vase steht und der Kamin überquillt. Feuer braucht man ja zu dieser Jahreszeit keines.“

      „Gern“, hatte Ophelia erwidert.

      „Das will ich hoffen!“ Die Stimme ihrer Stiefmutter hatte einen gereizten Ton angenommen. „Du tust wenig genug und sitzt den ganzen Tag bloß herum.“

      Wieder hatte Ophelia geschwiegen.

      „Der Rest kommt in den Salon, verstanden?“ Sie hatte Ophelia angesehen, als sei diese schwer von Begriff. „Und streng dich wenigstens diesmal an. Das letzte Mal war der Kamin eine Katastrophe. Ich habe selten ein spärlicheres Arrangement gesehen.“

      „Ich hatte nicht genug Blumen“, hatte Ophelia leise gesagt.

      „Ausreden! Alles bloß Ausreden.“ Die gute Laune war wie verflogen gewesen. „Verlaß mein Zimmer! Allein schon dein Anblick fällt mir auf die Nerven.“

      Weil du eifersüchtig bist, hatte Ophelia gedacht, als sie aus dem Schlafzimmer gegangen war.

      Als ihr Vater Circe Drayton geheiratet hatte, war es Ophelia klar gewesen, daß diese immer auf die Frau eifersüchtig sein würde, mit der George Langstone achtzehn Jahre glücklich verheiratet gewesen war.

      Vom ersten Tag an hatte sie keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, sich abfällig über die erste Lady Langstone zu äußern - allerdings nicht im Beisein ihres Mannes, denn dazu war sie zu schlau.

      Aber ihre gehässigen Bemerkungen, ihr spöttisches Gelächter und die endlosen Sticheleien gegen die Frau, deren Platz sie eingenommen hatte, verletzten Ophelia zutiefst.

      Anfangs hatte sie sich dazu hinreißen lassen, entsprechende Gegenbemerkungen zu machen, doch dann war sie geschlagen worden. Nicht etwa mit der Hand, sondern mit der Reitpeitsche ihres Vaters. Und obendrein hatte sich ihre Stiefmutter bei ihrem Vater über sie beschwert.

      „Weißt du, mein Liebling, ich verstehe es ja“, hatte sie gesagt. „All diese blutjungen Dinger sind eifersüchtig, wenn es um ihre Väter geht, aber das impertinente Benehmen Ophelias macht mich manchmal schon sehr unglücklich, und ich weiß, daß dir das nicht recht ist.“

      Lord Langstone hatte sich seine Tochter vorgenommen.

      „Ich weiß, daß du deine Mutter vermißt. Auch ich vermisse sie, aber Circe ist jetzt meine Frau, und ich muß dich sehr dringlich bitten, ihr mit dem nötigen Respekt zu begegnen.“

      „Das versuche ich ja, Papa.“

      „Dann mußt du es eben noch angestrengter versuchen“, hatte ihr Vater gesagt. „Ich möchte, daß Circe glücklich ist. Sie klagt immer wieder darüber, daß du bockig und ausgesprochen patzig zu ihr bist.“

      Sie hatte ihrem Vater unmöglich sagen können, daß sie lediglich versucht hatte, ihre Mutter zu verteidigen.

      Ophelia hatte schnell gelernt, ihre Gefühle für sich zu behalten und die Worte, die ihr auf der Zunge brannten, hinunterzuschlucken.

      Was sie sich alles hatte anhören müssen, war unbeschreiblich.

      „Wer hat bloß diese abscheulichen Vorhänge ausgesucht?“ fragte Lady Langstone zum Beispiel. „Eine gräßliche Farbe! Wie kann man

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