Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 38
»Ist zu Hause was passiert?« fragte sie nun erschrocken, doch er winkte beschwichtigend ab.
»Gottlob nein, da ist alles wohlauf und munter. Nur – liebste Frau – es wird dir weh tun – wenn ich dir sagen muß, daß Egolf Dietsch vor einigen Monaten meine frühere Sekretärin, Fräulein Berken, geheiratet hat. Siehst du, schon wirst du traurig…«
»Nicht doch.« Sie strich ihm zärtlich über die angsterfüllten Augen. »Der junge Mann kann doch nicht ständig um Ebba trauern.«
»Nicht wahr«, atmete er erleichtert auf. »Er hat Ebba wirklich liebgehabt. Aber er ist jung.«
»Natürlich«, bestätigte sie ruhig. »Schau mal, Holger, ich habe im Sanatorium Zeit genug gehabt, über alles gründlich nachzudenken. Und ich habe, als die erste Verbitterung vorüber war, mir Mühe gegeben, alles gerecht zu beurteilen. Daher weiß ich, daß Ebba ganz allein an ihrem Tod die Schuld trug. Daß sie nicht so war – wie ich sie sehen wollte – und daß es so gut ist – wie alles kam für sie und auch für mich«, schloß sie leise, und da zog er sie fest an sein Herz.
»Mechthild – ich bin erschüttert.«
»Laß nur.« Sie machte sich sanft aus seinen Armen frei und küßte ihn fest auf den Mund. »Nun erleichtere dein Herz nur weiter.«
»Kleine Spötterin, was ich weiter zu sagen habe, ist nicht mehr ganz so schlimm. Doritt Wentruck hat sich verlobt.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie so trocken, daß er lachen mußte. »Das Mädchen kann doch schließlich, nur weil es Ebbas Freundin war, nicht Nonne werden.«
»O Mechthild, es ist wunderbar beglückend für mich, wie vernünftig du das alles auffaßt. Dann kann ich dir auch sagen, daß Professor Arles unser Hausfreund gewesen ist. Er hat jetzt so gute Unterstützung durch einen sehr tüchtigen jungen Arzt, daß er sich mehr Ruhe gönnen kann. Seine Freizeit bringt er fast ausschließlich in meinem Hause zu.«
»Das freut mich von Herzen, Holger«, sagte sie warm. »Denn ich bin dem prächtigen Mann zu großem Dank verpflichtet. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich sicher dem Irrsinn verfallen.«
»Mechthild, es wird mir immer leichter ums Herz«, lachte Holger fröhlich. »Nun kann ich dich ohne Angst nach Hause bringen – und damit ist mein Glück vollkommen.«
*
Am nächsten Tage trat das Ehepaar die Heimreise an, und am übernächsten hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie trafen gerade ein, als Frau Anne mit ihren Enkelkindern und dem Professor beim Nachmittagskaffee saß.
Das gab nun eine glückselige Freude. Die Kinder gebärdeten sich wie
toll, alles schmunzelte, und der Mutter liefen die hellen Tränen über die Wangen.
Der kleine Knabe wurde gebührend bewundert. Er wurde zur besseren Besichtigung mitten auf den Tisch gelegt. Um ihn ganz genau betrachten zu können, kletterte Ann-Magret sogar auf einen Stuhl.
»Ist das unser Brüderchen«, fragte sie aufgeregt.«
»Natürlich«, bestätigte Mechthild lächelnd.
»Dann – dann bist du auch – unsere liebe Mutti?«
»Von ganzem Herzen, mein Kind. Aber wie ich höre, sprichst du ja kein Kauderwelsch mehr.«
»Ich werde ja auch bald fünf Jahre alt.« Das Dirnlein schlug sich ordentlich in die Brust. »Aber Mutti, du wirst ja so blaß. Ist dir schlecht?«
Nein, schlecht war Mechthild nicht. Sie hatte jetzt erst das Ölgemälde erblickte, das Ebba in Lebensgröße zeigte. Als wolle das grazile Persönchen aus dem Rahmen steigen, so natürlich war es gemalt.
Eine recht bedrückende Stille herrschte plötzlich in dem Zimmer, das eben noch lauter Jubel durchdrang. Angstvoll hingen fünf Augenpaare an dem Antlitz der Frau, die in weher Trauer das Gemälde betrachtete, unter dem herrliche Blumen dufteten.
Ihr Kind – das nun weilte in unermeßliche Ferne. War es gut, daß es sein unruhiges Leben so rasch beenden mußte?
Wollten die Wunden, die das harte Schicksal ihrem Herzen geschlagen, sich wieder öffnen? Sollte sie sich etwa wieder in dem düsteren Dorngestrüpp verlieren und die andern, die das Schicksal ihr wiederum ans Herz gelegt, mit hineinziehen?
Nein, vergessen wollte sie ihr Kind gewiß nicht – niemals – doch den Lebenden mußte ihr glückvolles Recht werden.
Die krähende Stimme ihres Knaben riß Mechthild aus ihren schmerzlichen Betrachtungen. Da wandte sie sich um – und schaute in angstvolle Gesichter.
Und da ging ein liebes Lächeln über das ihre.
»Ich danke dir, Holger, daß du dem Bild einen Ehrenplatz gegeben«, sagte sie herzlich. »Oder war es unsere liebe Mutter?«
»Wir beide«, antwortete er gepreßt. »Wenn dir der Anblick des Bildes schmerzlich ist, dann wollen wir es entfernen.«
»Nicht doch«, wehrte sie ruhig ab. »Es ist gut so. Was mir das Schicksal in diesem Kinde nahm, das hat es mir in drei anderen wiedergegeben. Kommt her, ihr beiden Mägdlein, schaut nur nicht so ängstlich drein. Die Mutti lacht schon wieder.«
Glücklich schmiegten die Kinder sich an die Frau, die sie ganz fest an sich zog.
Lachend sah sie den Professor an. »Lassen Sie ab von Ihrem Tierbändigerblick! Mich bekommen sie niemals wieder. Sie haben mich genug gezwiebelt.«
»Und wie schön war das«, schmunzelte er. »Aber meine Macht hat auch ihre Grenzen. Der dornenumwucherten Mechthild war sie gewachsen, allein der auf sonniger Straße wandelnden nicht mehr. Potztausend, kleine Frau, haben Sie sich aber herausgemacht! Sie sind ja eine Schönheit geworden.«
»Danke für das plumpe Kompliment«, gab sie schlagfertig zurück. »Dafür will ich Sie auch zu unserem Hausfreund ernennen.«
»Oh, Mechthild!« lachte Frau Hadebrandt herzlich. »Du bist gar nicht wiederzuerkennen. Komm her, mein Kind! Ich möchte dir noch für den Enkel danken.«
Lächelnd schmiegte sich Mechthild in ihre Arme und trat so an ihren Jungen heran.
»Gefällt er dir, Muttchen?«
»Welch eine Frage, mein Kind! Ewig will ich es dir danken, daß du mir meinen Jungen so glücklich gemacht hast – und wohl selbst auch ein wenig gücklich bist?«
»Ein wenig ist nicht der richtige
Ausdruck, Muttchen. Sagen wir ruhig: sehr. Wie sollte ich mit Holger wohl anders als glücklich sein? – Und mit
euch anderen Lieben auch? Was war, ist überwunden. Das Schicksal hat mir wohl zwei Kinder genommen, doch
drei dafür wiedergegeben – und den besten Mann und die liebste Mutter noch dazu. Soll ich da etwa undankbar sein?«
»Liebste Frau«, sagte Holger bewegt, »daß du auch diese beiden Mädchen an dein gütiges Mutterherz nimmst – das bist ganz du.«
»Das ist