Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 73
Aufstöhnend drückte sie das Gesicht in die Kissen und merkte daher nicht, wie Frau Fröse das Zimmer betrat. Erst als diese sie anrief, hob sie den Kopf.
»Tante Marga –«, schluchzte sie so verzweifelt, daß sich diese zu ihr auf das Bett setzte und den zuckenden Körper in ihre Arme nahm.
»Weine nicht, mein Liebstes, es wird bestimmt noch alles gut«, versuchte sie zu trösten.
»Nichts – wird – gut –«, kam es unter heftigen Herzstößen. »Du weißt
ja nicht, was geschehen ist. Lies den Brief –«
Frau Marga überflog die Zeilen.
»Er wird wiederkommen, Sölve –«
»Und was wird dann? Ich habe schuld, Tante Marga – ich allein.«
»Rede dir das doch nicht ein, mein Kind. Es mußte einmal so kommen, das habe ich längst vorausgesehen.«
»Und jetzt – jetzt schenkt er mir Rosen – wie einer verabschiedeten Geliebten –«
»Pfui, Sölve, das war häßlich. Was meinst du wohl, mit welchen Gewissensbissen sich nun der arme Mann herum- plagt? Die machen ihm bestimmt das Leben zur Hölle. Deine Not ist winzig klein, gemessen an der seinen.«
»Tante Marga – ich muß fort –«
Nun nahm Frau Marga das heißgeweinte Gesicht in ihre Hände und hob es zu sich empor.
»Sölve, du willst dich feige den Konsequenzen entziehen?« fragte sie tiefernst. »Hast du nicht selbst gesagt, daß du die Hauptschuld trägst?«
»Das ja –«, gab sie niedergeschlagen zu. »Er wird aber erwarten, daß ich gehe.«
»Den Unsinn mußt du dir nicht einreden. Soweit ich ihn kenne, wird er es als seine einfachste Pflicht ansehen, dich unter allen Umständen zu halten. Außerdem hat er dich viel zu lieb, um dich noch von sich lassen zu können. Wir wollen daher gar nichts unternehmen, sondern geduldig warten, bis er wiederkommt. Er hat stets einen Ausweg gefunden, und es wird ihm jetzt wieder gelingen. Und du vergräme dir nicht deine Tage, sondern laß sie dir von den Rosen durchduften, wie er es im Brief verlangt. Bist du nun wieder mein liebes, tapferes Kind?«
»Wie gern möchte ich das sein. Wenn ich dich nicht hätte, du Gute, dann würde manche Dummheit gemacht werden.«
»Ist nur gut, daß du das einsiehst. Und nun hopp, aus den Federn. Unsere kleine Heike schaut sich schon nach ihrer Mami die Gucker aus. Außerdem hat Ricarda angerufen und erwartet uns im Schlößchen zur Nachfeier.«
»Ich gehe nicht hin.«
»Du gehst doch hin.«
»Tante Marga, du hast überhaupt keine Ehrfurcht vor meinem Leid.«
»Vor deinem nicht, mein Herzchen, weil es gar keines ist«, tat sie trocken ab.
So hatte die kluge, erfahrene Frau wieder einmal ein verfahrenes Schifflein flottgemacht. Das heißt, so einfach, wie sie es Sölve hingestellt, würde die Zukunft der ihr lieben Menschen nicht werden. Wer weiß, was ihnen noch alles bevorstand.
Und es kam tatsächlich noch mehr Kummer für Sölve.
Frau Fröse stürzte eines Tages so un glücklich eine Treppe hinab, daß sie sich den Oberschenkel brach.
Fassungslos vor Jammer stand Sölve diesem neuen Schlag gegenüber.
Jörn von Jührich, der herbeigerufen wurde, setzte sich mit einem Spezialarzt in Verbindung, und der verlangte Überführung der Verletzten in seine Klinik, wenn er für gute und schnelle Heilung garantieren sollte.
Sölve sträubte sich zuerst dagegen, die liebe Frau aus dem Hause zu geben, mußte sich dann aber fügen.
Stundenlang saß sie in der Klinik an dem Bett der Kranken, die ganz vergnügt war, weil sie verhältnismäßig wenig Schmerzen hatte. Sölve wußte kaum, was sie ihr zuliebe alles tun sollte. Sie schleppte immer wieder Leckereien herbei, so daß Tante Marga eines Tages lachend behauptet, nun ein Delikatessengeschäft eröffnen zu können.
Wenn Sölve dann nach Hause zurückkehrte, kam es ihr öde und traurig darin vor. Nun merkte man, daß die gütige, vornehme Frau wirklich der gute Geist des Hauses gewesen war.
Öfter als sonst fuhr Sölve nach Kalmucken, saß still bei Frau Fränze, die langsam zum Leben zurückzufinden schien. Es schien, als sähe sie die junge Frau gern.
Nur daß sich Jobst noch immer nicht gemeldet hatte, machte sie traurig.
»Wird schon wieder werden«, tröstete sie der Hausherr, als seine Frau mit ihm über Jobst beängstigendes Schweigen sprach. »So was überwindet sich nicht von heute auf morgen. Das braucht seine Zeit.«
Was jedoch Sölves trübe Tage erhellte, das waren die Fortschritte, die Heike machte. Als müsse die Natur auf schnellstem Wege nachholen, was sie so lange versäumt, so rasch ging sie nun vor. Es gab fast keinen Tag, der nicht etwas Neues brachte.
So verging ein Vierteljahr, da kam die erste Nachricht von Jobst. Und zwar zeigte er seine Ankunft in den nächsten Tagen telegraphisch an.
»Ich muß fort – sobald als möglich fort –«, begann Sölve wieder ihr altes Lied, und da niemand da war, der sie zurückhielt, nahm ihr Plan feste Formen an. Tante Marga konnte sie jetzt mit ihrer Not nicht kommen, die durfte nicht erregt werden, also vertraute sie sich der Kinderschwester an.
»Ich bin Ihrer Meinung, Frau Baronin«, sagte das kluge ernste Mädchen einfach. »Ich würde an Ihrer Stelle genauso handeln.«
Da atmete Sölve auf. An diesem Mädchen würde sie eine starke Stütze haben.
Nun mußte ein neuer Wohnort gesucht werden, und Sölve fiel ein kleiner romantisch gelegener Badeort ein, den sie einmal mit ihren Eltern besucht hatte. Sicherlich würden sie da leicht eine Wohnung finden, vielleicht ein kleines Haus mieten können.
Während sie eifrig mit der Schwester sprach, legten sich zwei Hundeköpfe rechts und links auf ihre Knie, und zwei Paar Hundeaugen sahen sie traurig an.
»Natürlich, ihr Kerle, ihr kommt mit«, lachte Sölve. »Erstens mal seid ihr ein Stück Heimat, und außerdem noch ein zuverlässiger Schutz. Die kleinen Strolche nebst Schneeweißchen werden ja unglücklich sein, daß sie hierbleiben müssen, aber die würden doch zu viel Unruhe bringen.«
So kam es denn, daß schon einige Stunden später das große vollgepackte Auto Uhlen verließ.
Sölve hätte aufschreien mögen vor Schmerz, als ihr tränenumflorter Blick die Fassade des Schlosses streifte. Da legte sich eine Hand leise auf die ihre, zwei treue Augen sahen sie tröstend an.
»Nicht traurig sein, Frau Baronin. So weh der Abschied jetzt tut, so groß wird die Freude des Wiederkehrens sein.«
*