Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Nun war es still, ganz still. Und doch war es dem Mann, als höhnte die Stimme immer weiter. Er packte ihre Hände und drückte seine Augen darauf.
»Tante Marga, dieses Lied hat sie gesungen, am letzten Abend noch– so glücklich, so voll süßseliger Schelmerei. Und nun – wo mag sie sein? Warum meldet sie sich nicht? Tante Marga, ich halte dieses entsetzliche Warten nicht mehr aus.«
»Das sollst du auch nicht, mein Junge. Und daher werden wir auch nicht länger warten, sondern handeln. Wenn sie sich zwei Tage vor Weihnachten immer noch nicht gemeldet hat, dann hole ich sie. Und dann wirst du nicht mehr grübeln und klügeln, sondern wirst sie an dein Herz nehmen und glücklich sein.«
»Und wenn sie nichts mehr von mir wissen will?«
»Da kennst du Sölve schlecht! Sicherlich wartet sie darauf, daß du sie, trotz ihres Verbotes, holst. Zerquält sich ihr Herz dort, wie du dir das deine hier.«
»Wir wissen ja gar nicht, wo sie sich auflhält.«
»Das kriege ich schon heraus. Du hast weiter nichts zu tun, als vernünftig zu sein und dich und sie mit deinen Hirngespinsten nicht so unerhört zu quälen. Sonst mache ich nämlich nicht mit.«
Der Fernsprecher schlug an, hell und schmetternd wie eine Fanfare.
Frau Marga nahm das Gespräch entgegen.
»Was, Fräulein«, hörte er sie ungläubig fragen. »Wiederholen Sie, bitte –«
»Also wirklich«, lachte sie fröhlich.
»Jetzt wiederhole ich: Ein Telegramm an den Herrn Baron. Aufgegeben in Seehausen. Inhalt: Komm, dein Weihnachtsgeschenk wartet. Sölve.«
Da war er schon bei ihr, nahm ihr den Hörer aus der Hand
»Fräulein, das muß ein Irrtum
sein –!«
Aber sein Ohr vernahm genau dasselbe. Sie sahen sich beide an. Ihre Augen lachten ebenso wie ihre Herzen.
»Wann fahren wir, Tante Marga?«
»Doch nicht womöglich jetzt, am späten Abend? Wenn du sieben Monate warten konntest, dann schaffst du es auch noch ein paar Stunden.«
*
Komm, bei mir wartet das Glück,
du sorgenkranker Gesell.
Komm, bei mir wartet die Liebe,
komm schnell.
Leise summend glitt der schnittige Wagen über den festgefahrenen Schnee. Wie ein Traumland erschien der Wald
in seiner Winterherrlichkeit. Der Rauhreif glitzerte und blitzte, als hätte man die Tannen mit Christbaumschnee bestreut. Aber so kunstvoll konnte das
keine Menschenhand. Das konnte nur der große Künstler Winter zuwege bringen.
Entzückt schauten Frau Marga und Jobst in dieses Märchenland hinaus. Sie konnten sich mit Behagen dem Genuß hingeben; denn im Auto war es mollig warm, da spürte man nichts von der klirrenden Kälte da draußen.
Aber in ihren Herzen war es noch wärmer. Ging es doch nun endlich zu ihrer Bernsteinhexe, zu ihrer weißen Möwe.
Als man dem Chauffeur gesagt hatte, wohin er fahren sollte, war ein Lachen über sein Gesicht gegangen.
»Zur Frau Baronin? Das wird aber eine frohe Fahrt.«
»Wissen Sie denn, wo sie sich aufhält, Walter?«
»Jawohl, Herr Baron. Ich habe die Frau Baronin doch vor sieben Monaten nach Seehausen gefahren.«
War das die Möglichkeit! Da hatte man sich das Hirn zergrübelt, wo Sölve wohl weilen könnte, während dieser Mann, den man täglich sprach, es ganz genau wußte. Doch der treue Mensch hielt es für seine selbstverständliche Ehrenpflicht, zu schweigen.
Nach einer guten Stunde hielt man vor einem kleinen Haus, das wie in Watte versenkt stand. Zuerst kamen ihnen die beiden Hunde entgegen, die vor Freude laut jaulten. Und was tapste da durch die kleine, wohlig durchwärmte Diele? Heike, das kleine Tausendschönchen, mit einem Riesenstrauß in den dicken Patschen.
»Mädchen, du Süßes, du –!« rief der Mann überwältigt und hob sein Kind an sein Herz.
»Papi – die Oma aber auch –«
Sie sprach, wenn auch noch etwas unbeholfen, aber sie sprach. Mit dem dicken Ärmchen den Hals des Papis umfassend, reichte sie den Strauß Frau Marga hin.
»Da, Oma – weil du so lieb bist –«, sagte sie einfach, und das zweite Ärmchen umfaßte ihren Hals.
»Oh, bitte sehr, hier wohnen auch noch Leute – und was für welche –«, klang eine zu bekannte Stimme hinter ihnen. Die Köpfe fuhren herum. – Da stand Sölve lachend, strahlend – schöner denn je.
»Sölve –!« schrie der Mann auf, doch sie winkte ab.
»Später, mein Lieber, erst kommt dein Weihnachtsgeschenk.«
Sie betraten ein Zimmer, das mit Möbeln ausgestattet war, wie es in einem bewohnten Hause üblich ist. Aber davon sahen sie nichts. Sie sahen nur das spitzenverhangene Babybettchen. Und darin –.
»Dein Sohn –«, erklärte Sölve mit dunkler Stimme – und der Mann starrte gebannt auf das kleine rosige Wesen, das da so friedlich schlief.
Aber dann hatte er begriffen.
»Sölve, du gibst mir das Leben wieder«, stöhnte er, und dann wurde es ganz still in dem Raum.
Sölve unterbrach dann das Schweigen nach einer Weile.
»Sieh dir den Bengel nur an, ein kleiner Staatskerl ist’s.«
Ja, das war er, und der beglückte Vater konnte sich nicht sattsehen an dem kleinen Wunder. Sein Sohn – sein Erbe, nicht anders, als ein gesundes, gutgepflegtes Kind von drei Wochen sein kann. Doch dem Mann, der schon vor zwei anderen Kindern gestanden hatte, erschien dieses wie ein kleines Wunderwesen. Dazu war es ein Götterun durch und durch. Die Ähnlichkeit war bei dem winzigen Geschöpfchen frappierend.
Und das kleine Mädchen war auch sein Kind, das er schon aufgegeben oder durchs Leben vegetierend geglaubt hatte. Nun stand es neben ihm, zart und rosig und hielt seine Hand.
Nein, das alles mußte erst sehr langsam begriffen werden, daß er plötzlich ein glücklicher Mensch sein sollte, wie viele andere Menschen auch. Das faßte er nicht so schnell in seiner schwerfälligen Art.
Während er noch immer dastand und weltvergessen auf seine Kinder schaute, umfaßte Sölve die glückliche Frau Marga.
»Nun, Oma, wie gefallen dir deine Enkelkinder?«
»O du Heimtückerin, so was Ähnliches habe ich geahnt. Und wenn der Junge anders