Gesammelte Werke. Джек Лондон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 221

Gesammelte Werke - Джек Лондон

Скачать книгу

war eine ausgezeichnet eingerichtete kleine Dampfwäscherei, in der die modernsten Maschinen alles taten, was irgendwie durch Maschinen getan werden konnte. Nachdem er Martin Anweisungen erteilt hatte, begann Joe an der Waschmaschine zu arbeiten und bereitete einen neuen Seifenaufguß aus ätzenden Chemikalien, die ihn zwangen, Mund, Nase und Augen mit Handtüchern zu umwickeln, daß er einer Mumie glich. Als Martin das Zeug sortiert hatte, half er ihm beim Auswringen, was selbstverständlich auch mit Hilfe schnell arbeitender Maschinen geschah, und dann wandte er seine Aufmerksamkeit der Trockenmaschine zu. Am Nachmittag ließen sie Socken und Strümpfe durch die Rolle gehen, der eine schob nach, und der andere legte die Wäsche zusammen, und unterdessen wurden die Eisen warm. Dann wurde bis sechs Uhr Unterzeug geplättet, und da schüttelte Joe den Kopf und sagte:

      »Wir sind zu weit zurück. Wir müssen heute abend Überschicht machen.«

      Und nach dem Abendessen arbeiteten sie bei dem starken elektrischen Licht, bis es zehn war und das letzte Stück Unterzeug geplättet und im Ausgaberaum zusammengelegt war. Es war eine heiße kalifornische Nacht, und obwohl die Fenster offen standen, war die Stube mit ihren glühenden Plätteisen ein Schmelzofen. Martin und Joe, nur im Hemd und bloßarmig, schwitzten und schnappten nach Luft.

      »Das ist wie Trimmen in den Tropen«, sagte Martin, als sie nach oben gingen.

      »Du schaffst es«, antwortete Joe. »Du packst tüchtig zu. Wenn du weiter so machst, bleibst du nur den einen Monat bei den dreißig Dollar. Im zweiten Monat kriegst du deine vierzig. Aber erzähle mir nicht, daß du noch nie geplättet hast. Das weiß ich besser.«

      »Ich habe noch nie im Leben einen Fetzen geplättet, wahrhaftig«, protestierte Martin.

      Als er in sein Zimmer trat, war er selbst über seine Müdigkeit erstaunt, denn er hatte vergessen, daß er vierzehn Stunden lang auf den Beinen war und ununterbrochen gearbeitet hatte. Er stellte den Wecker auf sechs Uhr und rechnete aus, daß es bis ein Uhr noch fünf Stunden waren. Solange konnte er lesen. Seiner geschwollenen Füße wegen zog er die Schuhe aus und setzte sich an den Tisch zu seinen Büchern. Er schlug die Stelle im Fiske auf, bis zu der er vor zwei Tagen gelangt war, und begann zu lesen. Aber er hatte Mühe mit dem ersten Absatz und begann ihn ein zweites Mal zu lesen. Dann erwachte er durch das Schmerzen seiner erstarrten Muskeln und den eisigen Wind, der von den Bergen zum Fenster herein wehte. Er sah auf die Uhr. Es war zwei – er hatte also vier Stunden geschlafen. Er entkleidete sich schnell, warf sich aufs Bett und war im selben Augenblick, als sein Kopf das Kissen berührte, eingeschlafen.

      Am Dienstag gab es dieselbe unablässige Arbeit. Martin mußte die Schnelligkeit bewundern, mit der Joe schaffte. Joe war von der Arbeit besessen. Er arbeitete unter beständigem Hochdruck, und den langen lieben Tag hörte er nicht einen Augenblick auf. Jede Sekunde war ihm wertvoll. Er konzentrierte sich und seine ganze Aufmerksamkeit auf Arbeit und Zeitersparnis und machte Martin darauf aufmerksam, daß der immer fünf Bewegungen brauchte, wo er selbst mit dreien auskam, oder drei, wo er nur eine brauchte. »Bewegung sparen« nannte Martin es, während er dem andern zusah und es ihm nachmachte. Er war selbst ein guter Arbeiter, schnell und gewandt, und er hatte immer seinen Stolz darein gesetzt, daß niemand ihm half oder schneller arbeitete als er selbst. Das Ergebnis war, daß er sich mit demselben Eifer wie Joe in die Arbeit stürzte und gierig jeden Wink und jede Andeutung aufnahm, die sein Kamerad ihm machte. Er wusch Kragen und Manschetten, verrieb die Stärke zwischen den beiden Leinwandlagen, damit nicht etwa Blasen entständen, wenn das Plätteisen über die Stellen fuhr, und tat es mit einer Schnelligkeit, die Joes Bewunderung erregte.

      Nicht einen Augenblick stockte die Arbeit. Joe wartete auf nichts, ließ sich von nichts aufhalten und stürzte sich von einer Arbeit in die andere. Sie stärkten zweihundert weiße Hemden, ergriffen jedes mit einer einzigen raffenden Bewegung, so daß Manschetten, Halsstreifen und Brust zur rechten Hand, die sie herumschwang, herausstaken; im selben Augenblick hob die Linke den übrigen Teil des Hemdes empor, damit er nicht in die Stärke kam. Diese war so warm, daß sie die Hände, wenn sie das Zeug auswrangen, immer wieder in einen Eimer mit kaltem Wasser stecken mußten. Und am Abend stärkten sie bis halb elf »Feinwäsche« – all die leichten und luftigen feinen Dinge, wie Damen sie tragen.

      »Da bin ich mehr für die Tropen und keine Kleider«, lachte Martin.

      »Daß ich arbeitslos würde«, antwortete Joe ernsthaft. »Ich kann nichts als waschen.«

      »Aber das auch gründlich.«

      »Das wollte ich meinen. Mit elf Jahren fing ich in der Contra-Costa-Wäscherei in Oakland an. Das ist achtzehn Jahre her, und seitdem habe ich nie etwas anderes getan. Aber das hier ist die schlimmste Schinderei, die ich je erlebt habe. Wir müssen mindestens noch einen Mann dazu haben. Morgen abend wird auch gearbeitet. Am Mittwochabend mangele ich stets – Kragen und Manschetten.«

      Martin stellte seinen Wecker, setzte sich an den Tisch und schlug den Fiske auf. Er wurde nicht einmal mit dem ersten Abschnitt fertig. Die Buchstaben verwischten sich, die Zeilen liefen vor seinen Augen zusammen, und er begann einzunicken. Er ging auf und ab, schlug sich wütend mit den Fäusten den Kopf, konnte aber seine Schläfrigkeit nicht überwinden. Er stellte das Buch vor sich hin und sperrte die Augen mit den Fingern auf, schlief aber mit weit offenen Augen ein. Dann gab er es auf und warf sich, ohne sich dessen recht bewußt zu sein, angekleidet aufs Bett. Er schlief sieben Stunden, einen schweren, traumlosen, tierischen Schlaf, aus dem ihn der Wecker riß, obwohl er das Gefühl hatte, nicht annähernd Schlaf genug bekommen zu haben.

      »Liest du viel?« fragte Joe.

      Martin schüttelte den Kopf.

      »Schadet nichts. Heute abend müssen wir mangeln. Aber Donnerstag hören wir um sechs auf. Dann kommst du vielleicht dazu.«

      Martin wusch diesen Abend Wollsachen mit einer scharfen Seifenlösung in einem großen Zuber. Er benutzte dazu eine Radnabe an einer Stange, die mit einer über ihren Köpfen angebrachten Kurbelwelle verbunden war.

      »Meine Erfindung«, sagte Joe stolz. »Besser als ein Waschbrett, schont die Knöchel und erspart außerdem mindestens fünfzehn Minuten wöchentlich, und fünfzehn Minuten sind nicht zu verachten.«

      Daß sie Kragen und Manschetten durch die Rolle gehen ließen, war auch Joes Idee. Als sie am Abend unter den elektrischen Lampen bügelten, erklärte er Martin die Sache.

      »Das tut keine Wäscherei außer dieser hier. Und ich muß es tun, wenn ich Sonnabends um drei frei sein will. Aber ich weiß auch, wie man's machen muß, und das ist der Unterschied. Es kommt nur auf die richtige Wärme und den richtigen Druck an, und man muß sie dreimal durchlaufen lassen. Sieh mal!« Er hielt eine Manschette hoch. »Das könnte mit der Hand nicht besser gemacht werden.«

      Am Donnerstag wütete Joe. Ein Posten extra »Feinwäsche« war eingeliefert worden.

      »Jetzt mach' ich bald nicht mehr mit«, verkündete er. »Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich brenne durch. Was hab' ich davon, daß ich die ganze Woche wie ein Sklave schufte und an den Minuten spare, wenn sie mich dann noch mit extra »Feinwäsche« überschütten? Wir leben in einem freien Land, und ich werde dem dicken Holländer erzählen, wie ich über ihn denke. Ich werde deutsch mit ihm reden. Mir stehen die ganzen Vereinigten Staaten offen. Was denkt er sich, daß er mit dieser extra ›Feinwäsche‹ kommt.«

      »Wir müssen heut abend arbeiten«, sagte er im nächsten Augenblick; er hatte sich bedacht und ergab sich in sein Geschick.

      Und auch an diesem Abend las Martin nicht. Er hatte die ganze Woche nicht eine Zeitung gesehen, und, was am allermerkwürdigsten war, er sehnte sich auch gar nicht danach. Er interessierte sich nicht dafür, was in der Welt vorging.

Скачать книгу