Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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es ihm geht.«

      »Gewiß,« antwortete der Hundetreiber. »Aber hören Sie das bloß an!«

      Beide blieben stehen. Wolfsblut heulte, wie es Hunde tun, wenn ihre Herren gestorben sind. Es war eine herzzerreißende Wehklage, sie erhob sich zu lauten Jammertönen und erstarb in zitterndem Weh, dann brach sie von neuem in ein lautes, kummervolles Geheul aus.

      Die Aurora war das erste Dampfboot des Jahres, das hinausfuhr, und das Verdeck war dicht gedrängt voller Abenteurer und Goldsucher, von denen manch einer Glück, manch anderer Unglück gehabt hatte, die aber alle ebenso begierig waren, wegzukommen, als sie es einst gewesen waren, anzukommen. Gleich bei der Landebrücke stand Scott und schüttelte Matt die Hand, der im Begriff war, ans Ufer zurückzukehren. Aber Matts Hand wurde plötzlich schlaff in der des andern, und sein Auge heftete sich auf etwas hinter Scotts Rücken. Scott drehte sich um. Da saß in geringer Entfernung von ihnen Wolfsblut auf dem Verdeck und blickte sie unverwandt an. Der Hundetreiber fluchte leise vor Schreck, und Scott stand starr vor Staunen.

      »Hatten Sie auch die Vordertür verschlossen?« fragte Matt. Der andere nickte und fragte dagegen: »Und Sie die Hintertür?«

      »Darauf können Sie Gift nehmen,« kam die kräftige Erwiderung.

      Wolfsblut legte schmeichelnd die Ohren zurück, blieb aber, wo er war.

      »Ich werde ihn nun ans Land bringen müssen,« und Matt machte ein paar Schritte auf ihn zu, aber Wolfsblut glitt hinweg. Der Hundetreiber lief ihm nach, aber Wolfsblut wich ihm zwischen den Menschengruppen aus und machte sich duckend, drehend und wendend die Anstrengungen zunichte, womit jener ihn fangen wollte. Als jedoch der Gebieter ihn rief, kam er rasch und gehorsam zu ihm.

      »Er will nicht zu mir kommen, der ich ihn doch all die Monate hindurch gefüttert habe,« brummte der Hundetreiber tief verletzt. »Und Sie haben ihn nach den ersten paar Tagen der Bekanntschaft doch nie gefüttert. Da möchte ich doch wirklich wissen, wie er sich das zurechtlegt, daß Sie von uns beiden der Herr sind.«

      Scott beugte sich plötzlich tief über Wolfsblut, den er gestreichelt hatte, und zeigte auf einige frische Wunden an der Schnauze und einen Schlitz zwischen den Augen. Auch Matt beugte sich herab und fuhr mit der Hand über Wolfsbluts Unterleib.

      »Wir hatten das Fenster vergessen. Er ist unten ganz zerschlitzt und zerrissen. Er muß mit einem Satz durchgesaust sein, zum Donnerwetter!«

      Allein Scott hörte nicht auf ihn. Er überlegte rasch, denn die Pfeife der Aurora gab das letzte Signal zur Abfahrt. Die Leute rannten über die Laufbrücke ans Ufer zurück. Matt löste ein Tuch vom Halse, um es Wolfsblut umzubinden.

      »Leben Sie wohl, Matt, und was Wolfsblut betrifft, mein Alter, so brauchen Sie nicht über den zu schreiben. Sie sehen, ich –«

      »Was!« schrie der Hundetreiber, Sie wollen doch nicht –«

      »Ja, ja, ich will. Hier ist Ihr Tuch. Ich werde über ihn an Sie schreiben.«

      Matt blieb auf halbem Wege auf der Laufbrücke stehen.

      »Er wird das Klima nie und nimmer vertragen!« schrie er zurück, »wenn Sie ihn nicht im warmen Wetter scheeren lassen.«

      Das Laufbrett wurde ans Ufer gezogen und die Aurora schwang sich in weitem Bogen zur Abfahrt herum. Weedon Scott winkte ein letztes Lebewohl hinüber. Dann drehte er sich um und beugte sich über Wolfsblut, der neben ihm stand.

      »Nun grolle, du verdammter Wolf, grolle,« sagte er und streichelte den sich anschmiegenden Kopf und kraulte ihm die Ohren.

      2. Kapitel. Das Südland

       Inhaltsverzeichnis

      Wolfsblut ging in San Franzisko an Land. Er war starr vor Staunen. Tief im Innern, ohne durch Nachdenken dessen bewußt zu werden, hatte er den Menschen die Macht von Göttern zuerkannt, allein nie waren sie ihm so mächtig erschienen, als jetzt, wo er auf dem schmutzigen Pflaster von San Franzisko einhertrabte. Statt der Blockhütten, die er bisher gekannt hatte, erhoben sich himmelhohe Häuser. Gefahren aller Art lauerten in den Straßen: Wagen, Karren, Autos, ungeheure Lastfuhrwerke, von großen Pferden mühsam gezogen, während elektrische Wagen, tutend und rasselnd, in der Mitte wie Ungeheuer hin- und herschossen und immerfort drohend wie die Luchse kreischten, die er in den Wäldern des Nordens gekannt hatte. All dieses bekundete Macht, und dahinter stand der Mensch, beherrschte es und lenkte es und zwang die Dinge, seinen Willen zu tun. Es war ungeheuerlich, wunderbar, und Wolfsblut war wie betäubt. Er hatte Angst. Wie ihm einst in seiner Kindheit, als er zum erstenmal aus der Wildnis ins Dorf des Grauen Biber gekommen war, seine Kleinheit und Unbedeutsamkeit zu Gemüte geführt worden war, so fühlte er sich jetzt, erwachsen und im vollen Besitz seiner Kraft, winzig und unbedeutend. Und wie viele Menschen gab es nicht! Ihn schwindelte, die ewig wechselnde Menge um sich zu sehen. Das Getöse in den Straßen betäubte sein Ohr, die unaufhörliche Bewegung der Dinge verwirrte ihn. Niemals zuvor hatte er die Abhängigkeit von dem Gebieter zu sehr gefühlt, dem er dicht auf den Fersen folgte, und den er um keinen Preis aus den Augen verloren hätte.

      Doch nur einen traumhaften Eindruck sollte Wolfsblut von der großen Stadt erhalten, eine Art Vision, die späterhin ihn in seinen Träumen wie ein Alpdruck verfolgen sollte, denn der Herr brachte ihn in einen Gepäckwagen der Eisenbahn, und dort blieb er angekettet in einer Ecke mitten unter den aufgehäuften Koffern und Handtaschen. Ein untersetzter, kräftiger Mann führte sehr lärmend hier das Regiment, warf Koffer und Kisten durcheinander, schleppte sie zur Tür hinein, türmte sie übereinander auf oder warf sie mit großem Gekrach zur Tür hinaus und den Leuten zu, die darauf warteten.

      Hier in dem schrecklichen Durcheinander von Gepäckstücken hatte der Herr ihn verlassen, so dachte wenigstens Wolfsblut, bis er die Reisetaschen des Herrn neben sich ausgewittert hatte und sogleich die Wache darüber übernahm.

      »Es ist Zeit, daß Sie kommen,« brummte der Mann im Packwagen eine Stunde später, als Weedon Scott an der Tür erschien. »Ihr Hund ließ mich Ihre Siebensachen nicht anrühren.«

      Wolfsblut sprang hinaus. Die traumhafte Großstadt war verschwunden. Der Gepäckwagen, der, als er ihn betreten hatte, ihm wie ein Zimmer in einem Hause erschienen war, befand sich nicht mehr darin. Kein lärmendes Getöse traf sein Ohr, und vor ihm lag eine lachende Gegend in träger Ruhe im Sonnenschein. Aber er brauchte nur wenig Zeit, um sich über die Verwandlung zu wundern. Er nahm es wie all die unbegreiflichen Kundgebungen der Menschen, seiner Götter, hin; das war nun einmal ihre Weise.

      Ein Wagen wartete draußen. Ein Mann und eine Frau kamen auf den Herrn zu. Die Frau streckte die Arme aus und schlang sie fest um den Nacken des Herrn – nach Wolfsbluts Meinung eine feindliche Gebärde! – und im nächsten Augenblick hatte sich Weedon Scott losgemacht und Wolfsblut gepackt, der sich wie ein Rasender gebärdete.

      »Beruhige dich, Mutter,« sagte Scott, indem er Wolfsblut festhielt und ihn besänftigte. »Er hat geglaubt, du wolltest mir ein Leid antun, und das duldet er nicht. Es ist gut. Er soll es bald lernen.«

      »So darf ich meinen Sohn wohl nur umarmen, wenn sein Hund nicht in der Nähe ist,« sagte die Mutter lachend, aber sie war blaß geworden und zitterte noch vor Schreck. Dann blickte sie auf Wolfsblut, der mit gesträubtem Haar knurrend und böse dreinschaute.

      »Er wird es lernen müssen,« erwiderte Scott, »und er soll sogleich damit anfangen.«

      Er

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