Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Larsen murmeln, als ob sie ihn hätten hören können. „Ihr wollt an Bord, was? Na schön, dann versucht's doch. Hart Steuerbord!" befahl er Oofty- Oofty, dem Kanaken, der unterdessen Louis am Rad abgelöst hatte. Ein Befehl folgte dem andern. Der Schoner ging in den Wind, und Fockschot und Großschot wurden gelockert. Und vor dem Winde liefen wir und hüpften über die Wogen, während Johnson unter Lebensgefahr seine Schot nachließ und, dreißig Meter hinter uns, unser Kielwasser kreuzte. Wieder lachte Wolf Larsen, und diesmal machte er ihnen Zeichen, uns zu folgen. Er hatte offenbar die Absicht, mit ihnen zu spielen, ihnen statt der Prügel, wie ich annahm, eine Lehre zu erteilen, allerdings eine gefährliche Lehre. Denn das leichte Fahrzeug konnte jeden Augenblick kentern. Johnson braßte sofort wieder vierkant und folgte uns. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Wohin sie sich auch wandten, sie sahen sich dem Tode preisgegeben, und es war nur eine Frage der Zeit, daß eine der ungeheuren Sturzseen das Boot treffen, darüber hinweg- und weiterrollen würde.

      „Der Tod sitzt ihnen im Nacken", murmelte Louis mir ins Ohr, als ich nach vorn ging, um dafür zu sorgen, daß Außenklüver und Stagsegel eingeholt wurden.

      „Ach, er wird wohl bald beidrehen und sie aufnehmen", ermunterte ich ihn, „er will ihnen nur eine Lehre erteilen, das ist alles."

      Louis sah mich von der Seite an. „Glauben Sie das wirklich?" fragte er.

      „Natürlich", erwiderte ich. „Du nicht?"

      „Ich denke nur an meine eigene Haut", lautete seine Antwort. „Und ich bin gespannt, wie alles ausläuft. Eine schöne Bescherung hat der Whiskey angerichtet, den ich in Frisko trank, und das Mädchen achtern wird noch eine schöne Bescherung für Sie anrichten. Aber eins weiß ich: Sie sind ein echter Narr!"

      „Wie meinst du das?" fragte ich Louis, der sich, nachdem er seinen Pfeil abgeschossen hatte, abwandte.

      „Wie ich das meine?" rief er. „Das fragen Sie noch? Auf meine Meinung kommt es nicht an, nur auf die vom Wolf. Vom Wolf, sage ich, vom Wolf!" „Würdest du mir beistehen, wenn es not täte?" fragte ich unwillkürlich, denn er hatte nur meiner eigenen Besorgnis Ausdruck verliehen.

      „Ihnen beistehen? Ich stehe nur dem alten dicken Louis bei, und damit hab ich schon genug zu tun. Wir sind erst am Anfang, sage ich Ihnen, ganz am Anfang."

      „Ich hätte dich nicht für einen solchen Feigling gehalten", höhnte ich.

      Er warf mir einen geringschätzigen Blick zu. „Ich hab nie einen Finger für die armen Narren da draußen gerührt", er wies auf das winzige Segel achtern, „und da meinen Sie, ich sei verrückt genug, mir den Hals für eine Frau zu brechen, die ich bis zum heutigen Tage noch nie gesehen habe?"

      Verächtlich wandte ich mich ab und ging nach achtern.

      „Es ist am besten, wenn Sie das Toppsegel einholen lassen, Herr van Weyden", sagte Wolf Larsen, als ich auf das Hüttendeck kam.

      Ich spürte eine Erleichterung, wenigstens bezüglich der beiden Männer. Es war klar, daß er ihnen nicht zu weit weglaufen wollte. Bei diesem Gedanken schöpfte ich wieder Hoffnung und führte den Befehl rasch aus. Ich hatte kaum den Mund geöffnet, als die Leute auch schon eifrig in die Takelung sprangen. Wolf Larsen sah ihren Eifer und lächelte grimmig.

      Das Boot kam immer näher und wurde wie ein lebendes Wesen durch die wallende grüne Masse gewirbelt. Es hob und senkte sich, erschien auf den ungeheuren Rücken der Wogen und verschwand hinter ihnen, um kurz darauf wieder zum Vorschein zu kommen und himmelan zu schießen. Es schien unmöglich, durchkommen zu können, aber immer wieder vollbrachte es das Unmögliche mit schwindelerregender Fahrt. Ein Regenschauer trieb vorbei, und aus dem Dunkel tauchte das Boot dicht neben uns auf.

      „Hart Steuerbord!" rief Wolf Larsen und sprang selbst ans Rad, um es herumzuwerfen. Wieder jagte die Ghost mit dem Wind um die

      Wette dahin, und zwei Stunden lang folgten Johnson und Leach uns. Wir drehten bei und liefen fort, drehten bei und liefen fort, und immer noch stieg das kämpfende Segel himmelwärts und stürzte in die vorbeischießenden Täler.

      Eine Viertelmeile von uns entzog eine dichte Regenbö das Boot unseren Blicken. Es kam nie wieder zum Vorschein. Der Wind verwehte den Regen, aber kein Segel zeigte sich auf der bewegten Fläche. Einen Augenblick glaubte ich, den schwarzen Boden des Bootes sich von dem Gischt einer brechenden Welle abheben zu sehen. Das war alles. Für Johnson und Leach war der Kampf ums Dasein beendet.

      Die Mannschaft blieb in einer Gruppe mittschiffs stehen. Keiner ging nach unten, und keiner sprach ein Wort. Nicht einmal Blicke wurden getauscht. Alle schienen wie betäubt - sie standen in Betrachtungen versunken da und versuchten, sich das Geschehene klarzumachen.

      Wolf Larsen ließ ihnen indessen nicht viel Zeit zum Nachdenken. Er brachte die Ghost wieder auf Kurs - einen Kurs auf die Robbenherden und nicht nach Yokohama. Aber die Leute hatten ihren Eifer beim Holen und Fieren verloren, und ich hörte manchen Fluch, der ihren Lippen entschlüpfte, schwer und dumpf wie sie selbst. Nicht so die Jäger. Smoke, der Unbezähmbare, erzählte eine Geschichte, und unter schallendem Gelächter begaben sie sich ins Zwischendeck.

      Als ich auf der Leeseite nach achtern ging, näherte sich mir der Maschinist, den wir gerettet hatten. Sein Gesicht war weiß, und seine Lippen zitterten.

      „Großer Gott, was war das für ein Boot?" rief er.

      „Sie haben ja selbst Augen im Kopf", antwortete ich fast brutal, so sehr schnürten Schmerz und Furcht mir das Herz zusammen.

      „Ihr Versprechen?" fragte ich Wolf Larsen.

      „Ich dachte gar nicht daran, sie an Bord zu nehmen, als ich es gab", erwiderte er. „Und was auch geschehen ist, so werden Sie mir jedenfalls zugeben, daß ich nicht Hand an sie gelegt habe... Im Gegenteil, im Gegenteil", lachte er einen Augenblick später. Ich antwortete nicht. Ich war unfähig zu sprechen, mein Geist war verwirrt. Ich wußte, daß ich Zeit brauchte, um über das Geschehene nachzudenken. Die Frau, die jetzt unten in der Kajüte schlief, bürdete mir eine Verantwortung auf, die mir schwer aufs Herz fiel, und der einzige vernünftige Gedanke, der mir durchs Hirn flackerte, war, daß ich nichts übereilen durfte, wenn ich ihr überhaupt eine Hilfe sein wollte.

      Siebtes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Der Rest des Tages verging, ohne daß sich etwas ereignet hätte. Der frische Wind mit seinen Regenschauern legte sich. Der vierte Maschinist und die drei Heizer wurden nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Wolf Larsen neu eingekleidet, erhielten ihre Plätze unter den Jägern in verschiedenen Booten und in den Schiffswachen angewiesen und wurden dann in die Back geschickt. Sie wagten nicht zu protestieren. Was sie von Wolf Larsen gesehen, hatte sie eingeschüchtert, und was sie in der Back über ihn hörten, nahm ihnen die letzte Lust zur Auflehnung. Fräulein Brewster - ich hatte ihren Namen von dem Maschinisten erfahren - schlief immer noch.

      Aber ihr Erscheinen bei Tisch am nächsten Morgen hatte eine seltsame Wirkung. Die Jäger wurden stumm wie die Fische. Nur Homer und Smoke ließen sich nicht einschüchtern, warfen verstohlene Blicke auf sie und beteiligten sich selbst an der Unterhaltung. Die vier andern hoben nicht die Augen von ihren Tellern. Auch Wolf Larsen sagte anfangs nicht viel; er antwortete nur, wenn man sich an ihn wandte. Nicht etwa, daß er verlegen gewesen wäre. Weit entfernt!

      Diese Frau war für ihn nur ein neuer Typ, völlig verschieden von dem Schlag, den er bisher kennengelernt

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