Ãœberrascht von Freude. C. S. Lewis

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Ãœberrascht von Freude - C. S. Lewis

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Runde gemacht hatte, weil der Fahrer Analphabet war und „die Bücher“ nicht führen konnte. Ich beneidete ihn sehr um diese angenehme Beschäftigung, und er, der arme Kerl, blickte darauf zurück wie auf ein goldenes Zeitalter. „Vor einem Monat, Lewis“, sagte er immer, „hätte ich um diese Zeit keine Aufgaben machen müssen. Ich wäre gerade von meiner Runde zurückgekommen und ein Eckchen am Tisch wäre zum Tee für mich gedeckt gewesen und es hätte Würstchen zum Tee gegeben.“

      Für mich als Historiker ist es stets ein Gewinn gewesen, dass ich Campbell kennengelernt habe, denn ich glaube, es war ganz ähnlich wie die großen englischen Schulen vor Arnolds Zeiten. Es gab richtige Kämpfe dort, mit Sekundanten und (glaube ich) auch Wetten und hundert brüllenden Zuschauern. Schikanen gab es auch, obwohl ich davon nicht ernsthaft betroffen wurde, und von der starren Hierarchie, die moderne englische Schulen beherrscht, war dort keine Spur zu finden. Jeder Junge nahm genau den Platz ein, den er sich durch seine Fäuste und seine Gewitztheit erringen konnte.

      Aus meiner Sicht war der größte Nachteil dort, dass man sozusagen kein Zuhause hatte. Nur einige der ältesten Schüler hatten eigene Arbeitszimmer. Wir anderen gehörten nirgendwohin, außer wenn wir bei den Mahlzeiten am Tisch saßen oder abends in einem riesigen „Aufgabensaal“ unsere Aufgaben machten. Die Freistunden verbrachte man damit, sich all den unerklärlichen Bewegungen entweder zu entziehen oder anzupassen, die eine Menschenmenge vollführt, wenn sie hier mal dünner und dort mal dichter wird, in einem Moment ihren Schritt verlangsamt und im nächsten wie eine Flut in eine bestimmte Richtung strömt, mal sich zu zerstreuen scheint und dann wieder zusammenklumpt. In den kahlen Ziegelsteingängen hallte ein ständiges Getrampel von Füßen wider, in das sich Pfiffe, Balgereien und stürmisches Gelächter mischten. Entweder war man in Bewegung oder man „hing herum“ – in Toiletten, in Lagerräumen, in der großen Eingangshalle. Es war fast so, als hätte man sein Domizil auf einem Bahnhof aufgeschlagen.

      Die Schikanen hatten den zweifelhaften Vorzug, dass es ehrliche Schikanen waren, im Gegensatz zu Schikanen, die durch das Präfektensystem gerechtfertigt und sanktioniert waren. Meistens gingen sie von Banden aus, Gruppen von acht oder zehn Jungen, die diese unendlichen Flure auf der Suche nach Beute durchstreiften. Ihre Angriffe, obwohl sie stürmisch waren, bemerkte das Opfer immer erst zu spät; wahrscheinlich gingen sie in dem allgemeinen, endlosen Durcheinander und Lärm unter. Wurde man gefangen genommen, so konnte das ernste Folgen haben; zwei Jungen, die ich kannte, wurden an einen verschwiegenen Ort verschleppt und vertrimmt – übrigens ohne jede Leidenschaft, denn ihre Entführer kannten sie nicht einmal persönlich; Vartpour Vart.

      Doch als ich das einzige Mal selbst erwischt wurde, war mein Schicksal viel milder und vielleicht eigenartig genug, um berichtet zu werden. Als ich wieder einigermaßen zu mir gekommen war, nachdem man mich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch ein Labyrinth von Gängen geschleppt hatte, fand ich mich als einer von mehreren Gefangenen in einem niedrigen, kahlen Raum wieder, der (glaube ich) von einer einzigen Gasflamme spärlich beleuchtet wurde. Nach einer Pause zum Atemholen führten zwei der Wegelagerer den ersten Gefangenen hinaus.

      Ich bemerkte jetzt, dass entlang der gegenüberliegenden Wand ungefähr einen Meter über dem Boden mehrere Rohre waagerecht verliefen. Mit Beunruhigung, aber ohne Überraschung sah ich, wie der Gefangene gezwungen wurde, sich zu bücken und den Kopf unter das unterste Rohr zu stecken, sodass er genau die richtige Stellung für eine Abstrafung einnahm.

      Doch die Überraschung folgte auf dem Fuße. Sie erinnern sich, dass der Raum im Halbdunkel lag. Die beiden Banditen gaben ihrem Opfer einen Schubs, und im nächsten Augenblick war kein Opfer mehr da. Es war verschwunden; spurlos und ohne einen Laut. Es sah aus wie die reinste schwarze Magie.

      Ein weiteres Opfer wurde hinausgeführt; wieder musste es die Stellung für eine Abreibung einnehmen; und wieder kam statt der Abreibung – Auflösung, Atomisierung, Vernichtung.

      Endlich war ich selbst an der Reihe. Auch ich bekam den Schubs von hinten und – fiel durch ein Loch oder eine Luke in der Wand in einen finsteren Raum, der sich als Kohlenkeller erwies. Ein weiterer kleiner Junge kam mir hinterhergepurzelt, die Tür wurde hinter uns zugeschlagen und verriegelt und mit einem Freudengeheul stürmten unsere Entführer davon, um neue Opfer zu finden. Zweifellos befanden sie sich in einem Wettkampf mit einer rivalisierenden Bande, mit der sie am Ende ihre „Beute“ messen würden. Wir wurden bald wieder freigelassen, sehr schmutzig und mit ein wenig steifen Gliedern, aber sonst unbeschadet.

      Bei Weitem das Wichtigste, das mir in Campbell widerfuhr, war, dass ich dort Sohrab and Rustum im Unterricht bei einem exzellenten Lehrer las, den wir Octie nannten. Ich liebte das Gedicht auf den ersten Blick und habe es seither immer geliebt. Wie der feuchte Nebel, der in der ersten Zeile aus dem Fluss Oxus aufsteigt, so stieg mir aus dem ganzen Gedicht eine erlesene silbrige Kühle entgegen und umhüllte mich, eine köstliche Ferne und Stille, eine ernste Melancholie. Die zentrale Tragödie, die ich inzwischen schätzen gelernt habe, nahm ich damals kaum wahr; was mich bezauberte, war der Künstler in Peking mit seiner elfenbeinernen Stirn und seinen blassen Händen, die Zypresse im Garten der Königin, der Rückblick auf Rustums Jugend, die Trödler aus Kabul, die Stille der chorasanischen Wüste. Arnold vermittelte mir sofort (und in seinen besten Werken tut er das heute noch) ein Gefühl nicht eigentlich einer leidenschaftslosen Vision, sondern eines leidenschaftlichen, stillen Schauens von Dingen in weiter Ferne.

      Und hier lässt sich beobachten, wie Literatur tatsächlich wirkt. Papageienkritiker sagen, Sohrab sei ein Gedicht für Klassizisten, das nur der würdigen könne, der die homerischen Anklänge wahrnehme. Doch als ich in Octies Klassenzimmer saß (Octie sei dafür gesegnet), da wusste ich nichts von Homer. Für mich funktionierte die Beziehung zwischen Arnold und Homer umgekehrt: Als ich Jahre später die Ilias las, lag ihr Reiz für mich teilweise darin, dass sie mich an Sohrab erinnerte. Es spielt also offensichtlich keine Rolle, an welcher Stelle man in das Gefüge der europäischen Dichtung eindringt. Man muss nur die Ohren offen und den Mund geschlossen halten und man wird schließlich von jedem Punkt aus an alle anderen Punkte gelangen – ogni parte ad ogni parte splende.

      Als mein erstes und einziges Trimester in Campbell etwa zur Hälfte verstrichen war, wurde ich krank, und man brachte mich nach Hause. Aus Gründen, die mir nicht vollständig bekannt sind, war mein Vater nicht mehr zufrieden mit der Schule. Zudem erschienen ihm Berichte über eine Preparatory School in der Stadt Wyvern, die allerdings mit dem Wyvern College nichts zu tun hatte, verlockend; besonders der praktische Umstand, dass mein Bruder und ich die Reise wieder gemeinsam machen könnten, wenn ich dorthin ging. Also verbrachte ich sechs selige Wochen zu Hause, mit der Aussicht auf die Weihnachtsferien am Ende und auf ein neues Abenteuer danach.

      In einem erhalten gebliebenen Brief schreibt mein Vater an meinen Bruder, dass ich mich glücklich schätze, er aber fürchte, ich werde mich „sehr einsam fühlen, bevor die Woche um ist“. Es ist merkwürdig, dass er, der mich mein ganzes Leben lang kannte, so wenig über mich wusste. In jenen Wochen schlief ich in seinem Zimmer und war so während der meisten jener dunklen Stunden, in denen allein die Einsamkeit für mich schrecklich war, von der Einsamkeit befreit. Da mein Bruder nicht da war, konnten wir uns nicht gegenseitig zu Unfug anstiften; deshalb gab es auch keine Reibereien zwischen meinem Vater und mir. Ich erinnere mich an keine andere Zeit in meinem Leben, in der unsere gegenseitige Zuneigung so ungetrübt war; wir hatten es herrlich behaglich zusammen. Und wenn er tagsüber außer Haus war, zog ich mich mit völliger Zufriedenheit zurück in eine tiefere Einsamkeit, als ich sie je gekannt hatte. Das leere Haus, die leeren, stillen Zimmer waren nach dem lärmenden Gedränge in Campbell wie ein erfrischendes Bad für mich. Ich konnte nach Herzenslust lesen, schreiben und zeichnen.

      Eigenartigerweise ist mir hauptsächlich aus dieser Zeit, nicht aus der frühen Kindheit, die Freude an Märchen in Erinnerung. Ich verfiel völlig dem Zauber der Zwerge – der alten Zwerge mit ihren leuchtenden Kapuzen und schneeweißen Bärten, die wir in jenen Tagen hatten, bevor Arthur Rackham die Erdleute veredelte oder Walt Disney sie vulgarisierte. Ich stellte sie mir so intensiv

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