Ãœberrascht von Freude. C. S. Lewis

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ãœberrascht von Freude - C. S. Lewis страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Ãœberrascht von Freude - C. S. Lewis

Скачать книгу

– war ich denn nicht ein Protestant aus Ulster und waren diese fremden Rituale nicht ein wesentlicher Bestandteil der verhassten englischen Atmosphäre?

      Doch im Unbewussten übten wohl, wie ich vermute, die Kerzen und der Weihrauch, die Roben und die auf den Knien gesungenen Choräle eine beträchtliche Wirkung in der anderen Richtung auf mich aus.

      Doch ich glaube nicht, dass sie das Entscheidende waren. Was wirklich zählte, war, dass ich hier die Lehren des Christentums (nicht zu verwechseln mit allgemeiner „Auferbauung“) hörte, vorgetragen von Männern, die offensichtlich daran glaubten. Da keine Skepsis in mir war, erweckte das in mir die Dinge zum Leben, von denen ich schon vorher gesagt hätte, dass ich sie glaubte.

      Bei dieser Erfahrung spielte Furcht eine große Rolle. Ich glaube nicht, dass ich mehr Furcht empfand, als gut und notwendig war; doch falls ich in meinen Büchern zu viel über die Hölle gesagt haben sollte und falls die Kritiker nach einer historischen Erklärung für diese Tatsache suchen, dann sollten sie diese nicht in dem angeblichen Puritanismus meiner Kindheit in Ulster suchen, sondern in dem Anglo-Katholizismus der Kirche von Belsen. Ich fürchtete um meine Seele; besonders in gewissen mondhellen Nächten in jenem gardinenlosen Schlafsaal – wie mir das Atmen der schlafenden Jungen wieder im Ohr klingt!

      Soweit ich es beurteilen kann, war es eine ausschließlich heilsame Wirkung. Ich fing an, ernsthaft zu beten, meine Bibel zu lesen und, so gut ich konnte, meinem Gewissen zu gehorchen. Religion gehörte zu den Themen, über die wir oft diskutierten; und zwar, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, auf durchaus gesunde und nützliche Weise, mit großem Ernst, ohne Hysterie und ohne die Schamhaftigkeit älterer Jungen. Wie ich von diesem beginnenden Glauben wieder abfiel, werden Sie später erfahren.

      Für meine intellektuelle Entwicklung war die Zeit bei Oldie fast völlig vergeudet; wäre die Schule nicht eingegangen und ich hätte zwei weitere Jahre dort zubringen müssen, mein Schicksal als Gelehrter wäre endgültig besiegelt gewesen. Die Geometrie und ein paar Seiten aus Wests English Grammar (und selbst die, glaube ich, fand ich alleine) sind die einzigen Posten auf der Habenseite. Ansonsten ragt aus dem Ozean der Arithmetik nichts hervor als ein Dschungel von Geschichtsdaten, Schlachten, Exporten, Importen und dergleichen, die ich vergaß, sobald ich sie gelernt hatte, und die, hätte ich sie behalten, vollkommen nutzlos gewesen wären.

      Auch mein imaginatives Leben befand sich im Niedergang. Für viele Jahre war die Freude (so, wie ich sie definiert habe) nicht nur abwesend, sondern gar vergessen. Meine Lektüre bestand nun hauptsächlich aus Schund, aber da es in der Schule keine Bücherei gab, dürfen wir Oldie nicht dafür verantwortlich machen. Ich las törichte Schulgeschichten im Captain. Das Vergnügen, das sie mir verschafften, bestand aus nichts als Wunscherfüllung und Tagträumerei; man genoss die stellvertretenden Triumphe des Helden.

      Wenn ein Junge von Kinderliteratur zu Schulgeschichten übergeht, ist das ein Abstieg, kein Aufstieg. Peter Rabbit befriedigt eine selbstlose Imagination, denn das Kind will ja nicht ein Kaninchen sein, auch wenn es vielleicht gern Kaninchen spielt, wie es später vielleicht gern Hamlet spielt; doch die Geschichte von dem aussichtslosen Jungen, der zum Kapitän der Ersten Mannschaft aufsteigt, existiert zu keinem anderen Zweck, als dem wirklichen Ehrgeiz des Lesers entgegenzukommen.

      Ich entwickelte auch eine große Vorliebe für alle Erzählungen über die Antike, die ich finden konnte: Quo Vadis, Darkness and Dawn, The Gladiators, Ben Hur. Man könnte annehmen, dass dies meinem neuen Interesse an meiner Religion entsprang, aber ich glaube es nicht. Die frühen Christen kamen zwar in vielen dieser Geschichten vor, aber sie waren es nicht, worauf ich aus war. Mir ging es einfach um Sandalen, Togen, Sklaven, Kaiser, Galeeren, Amphitheater; was mich daran anzog, war, wie ich heute erkenne, die Erotik, und zwar Erotik in einem ziemlich morbiden Sinne. Außerdem waren es, vom literarischen Standpunkt aus gesehen, größtenteils ziemlich schlechte Bücher.

      Etwas, das ich in dieser Zeit entdeckte und das mir besser anstand, war das Werk von Rider Haggard; und ebenso die „Scientifiction“ von H. G. Wells. Der Gedanke an andere Planeten übte auf mich damals eine eigentümliche, berauschende Anziehungskraft aus, die sich von all meinen anderen literarischen Interessen völlig unterschied. Vor allem möchte ich betonen, dass sie nichts mit dem romantischen Zauber des Fernen zu tun hatte. Die Freude (in meinem Sinne) traf mich nie vom Mars oder vom Mond aus. Dies war etwas Derberes und Stärkeres. Das Interesse war, wenn es über mich kam, wie ein Heißhunger oder eine Begierde. Inzwischen sehe ich diese derbe Stärke als ein Zeichen, dass das Interesse dahinter psychisch bedingt ist, nicht geistig oder geistlich; dahinter lauert vermutlich eine psychoanalytische Erklärung.

      Ich darf vielleicht hinzufügen, dass meine eigenen Planetenromane nicht so sehr eine Befriedigung dieser wilden Neugier waren als vielmehr deren Austreibung. Die Austreibung geschah, indem diese Neugier mit jenem anderen, weniger greifbaren und eigentlich imaginativen Impuls versöhnt oder ihm unterworfen wurde.

      Dass das gewöhnliche Interesse an Science Fiction eine Angelegenheit für die Psychoanalytiker ist, wird durch die Tatsache erhärtet, dass diejenigen, die sie mögen, sie auf diese heißhungrige Art mögen, und gleichermaßen durch die Tatsache, dass diejenigen, die sie nicht mögen, oft geradezu angewidert davon sind. Der Ekel der einen ist von derselben derben Stärke wie das faszinierte Interesse der anderen und ist ebenso verräterisch.

      So viel zu Oldie; doch das Jahr bestand nicht nur aus den Trimestern. Das Leben in einem abscheulichen Internat ist insofern eine gute Vorbereitung auf das christliche Leben, als es einen lehrt, durch die Hoffnung zu leben. Ja, in einem gewissen Sinn sogar durch den Glauben; denn zu Beginn eines jeden Trimesters scheinen das Zuhause und die Ferien so weit entfernt zu sein, dass man sie sich ebenso schwer vergegenwärtigen kann wie den Himmel. Sie haben dieselbe erbärmliche Unwirklichkeit an sich, wenn man sie den unmittelbar begegnenden Schrecken gegenüberstellt. Die morgige Geometriestunde kann das ferne Trimesterende ebenso aus dem Blick verdrängen wie die morgige Operation die Hoffnung aufs Paradies. Und doch geschah Trimester für Trimester das Unglaubliche. Fantastische und astronomische Zahlen wie „heute in sechs Wochen“ schrumpften zu vorstellbaren Größenordnungen zusammen wie „heute in einer Woche“, dann gar „morgen um diese Zeit“, und pünktlich kam die beinahe übernatürliche Seligkeit des Jüngsten Tages.

      Es war eine Wonne, die geradezu danach verlangte, sie mit der Flasche zu dämpfen und sich mit Äpfeln zu trösten; eine Wonne, die einem Schauder die Wirbelsäule hinabjagte, für Unruhe im Bauch sorgte und einem manchmal beinahe den Atem stocken ließ.

      Natürlich hatte all dies eine schreckliche und ebenso bedeutsame Kehrseite. In der ersten Ferienwoche waren wir uns zwar im Klaren darüber, dass ein neues Trimester kommen würde – so wie ein junger Mann von guter Gesundheit in Friedenszeiten sich darüber im Klaren ist, dass er eines Tages sterben wird. Doch wie er konnten wir auch durch das grimmigste Memento mori nicht dazu gebracht werden, uns das zu vergegenwärtigen.

      Und auch hier passierte jedes Mal das Unglaubliche. Schließlich lugte der grinsende Totenschädel doch durch alle Masken; die letzte Stunde, die wir uns mit allen Mitteln unseres Willens und unserer Vorstellungskraft vom Leib gehalten hatten, kam am Ende doch; und wieder einmal hieß es den steifen Hut und die Knickerbocker anlegen und (klop-klop-klop-klop) ging es wieder auf die abendliche Fahrt zum Kai.

      Ich glaube allen Ernstes, dass mir durch diese Erinnerungen das Glaubensleben leichter fällt. In Zeiten des Sonnenscheins und der Zuversicht daran zu denken, dass ich sterben und verwesen werde, oder daran, dass eines Tages dieses ganze Universum nur noch Erinnerung sein wird (wie auch Oldie dreimal im Jahr zur Erinnerung wurde) – dergleichen fällt uns leichter, wenn wir genau so etwas schon einmal erlebt haben. Wir haben gelernt, die gegenwärtigen Dinge nicht für bare Münze zu nehmen.

      Bei dem Versuch, von unserem Familienleben zu dieser Zeit zu berichten, gerate ich in Zweifel über die Chronologie. Schulangelegenheiten lassen sich bis zu einem gewissen Grad durch

Скачать книгу