Ãœberrascht von Freude. C. S. Lewis
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All diese Hilfslehrer (mit Ausnahme desjenigen, der weniger als eine Woche blieb) hatten offensichtlich ebenso viel Ehrfurcht vor Oldie wie wir. Doch nach einiger Zeit gab es keine Hilfslehrer mehr und die jüngeren Schüler wurden von Oldies jüngster Tochter unterrichtet. Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Internen auf fünf gesunken, und schließlich gab Oldie seine Schule auf und bewarb sich um eine Stelle als Seelenhirte. Ich war einer der letzten Überlebenden und verließ das Schiff erst, als es unter uns sank.
Oldie herrschte mit unumschränkter Macht wie ein Seekapitän in den Tagen der Segelschifffahrt. Kein Mann und keine Frau in jenem Haus konnte mit ihm auf gleicher Ebene verkehren. Niemand außer Wee Wee durfte es überhaupt wagen, unaufgefordert das Wort an ihn zu richten.
Bei den Mahlzeiten bekamen wir Jungen einen kleinen Einblick in sein Familienleben. Sein Sohn saß zu seiner Rechten; die beiden bekamen besonderes Essen gereicht. Seine Frau und die drei erwachsenen Töchter (welche schwiegen), der Hilfslehrer (welcher schwieg) und die Jungen (welche schwiegen) mümmelten unterdessen ihr minderwertiges Essen. Seine Frau hatte, wenn sie auch, glaube ich, Oldie niemals von sich aus ansprach, die Erlaubnis, ihm so etwas wie eine Antwort zu geben; die Mädchen dagegen – drei traurige Gestalten, die sommers wie winters in das gleiche schäbige Schwarz gehüllt gingen – wagten, wenn einmal das Wort an sie gerichtet wurde, was selten vorkam, niemals mehr als ein fast geflüstertes „Ja, Papa“ oder „Nein, Papa“. Besucher kamen ohnehin nur selten ins Haus.
Das Bier, das Oldie und Wee Wee regelmäßig zum Essen tranken, wurde dem Hilfslehrer zwar angeboten, aber man erwartete von ihm, dass er es ablehnte. Der Einzige, der es dennoch annahm, bekam zwar sein Glas, wurde aber wenige Augenblicke später auf seinen Platz verwiesen, indem Oldie ihn mit beißender Ironie in der Stimme fragte: „Vielleicht hätten Sie gern noch etwas mehr Bier, Mr N.?“
Mr N., ein Mann von unbeugsamem Geist, antwortete gelassen: „Vielen Dank, Mr C., sehr gern.“
Er war derjenige, der nicht einmal bis zum Ende seiner ersten Woche blieb, und der Rest jenes Tages war für uns Jungen eine Katastrophe.
Ich selbst war so etwas wie ein Schoßhündchen oder Maskottchen für Oldie – eine Position, um die ich mich, ich schwöre es, nie bemühte und deren Vorzüge ausschließlich negativer Art waren. Auch mein Bruder war keines seiner bevorzugten Opfer. Denn er hatte seine bevorzugten Opfer; Jungen, die ihm nichts recht machen konnten. Ich habe erlebt, wie Oldie nach dem Frühstück das Klassenzimmer betrat, seine Augen umherschweifen ließ und sagte: „Ah, da bist du ja, Rees, du schrecklicher Junge. Wenn ich nicht zu müde bin, werde ich dir heute Nachmittag eine ordentliche Abreibung verpassen.“
Das sagte er weder im Zorn noch aus Spaß.
Er war ein großer, bärtiger Mann mit vollen Lippen wie ein assyrischer König auf einem Denkmal, unglaublich stark und schmutzig. Heutzutage hört man allerorts von Sadismus, aber ich zweifle, ob seine Grausamkeit ein erotisches Element enthielt. Halb ahnte ich schon damals, und heute erscheint es mir klar, was all seine Prügelknaben gemeinsam hatten. Es waren die Jungen, die unterhalb eines gewissen sozialen Status standen, Jungen mit vulgären Akzenten. Der arme P. – der liebe, ehrliche, fleißige, freundliche, aufrichtig fromme P. – wurde unausgesetzt verdroschen, und zwar, wie ich heute glaube, wegen eines einzigen Vergehens: Er war der Sohn eines Dentisten.
Ich habe erlebt, wie Oldie dieses Kind zwang, sich am einen Ende des Klassenzimmers zu bücken und dann bei jedem Schlag einmal durch den Raum und zurück zu sprinten. Doch P. hatte schon zahllose Prügelstrafen hinter sich und war im Leiden geübt und es kam keine Klage von seinen Lippen, bis er gegen Ende der Folter ein Geräusch von sich gab, das nichts mehr mit einem menschlichen Laut zu tun hatte. Jenes eigentümliche Krächzen oder rasselnde Schreien, die grauen Gesichter aller anderen Jungen und die Totenstille, die sich unter ihnen ausbreitete, gehören zu den Erinnerungen, auf die ich bereitwillig verzichten könnte.2
Das Unerklärliche ist, dass wir trotz all dieser Grausamkeit erstaunlich wenig lernten. Das mag teilweise daran gelegen haben, dass die Grausamkeit völlig irrational und unberechenbar war; teilweise aber sicherlich auch an den eigenartigen Unterrichtsmethoden. Außer in der Geometrie (an der er wirklich Gefallen hatte) könnte man sagen, dass Oldie eigentlich überhaupt nicht lehrte. Er rief seine Schüler auf und stellte ihnen Fragen. Waren die Antworten nicht zufriedenstellend, sagte er mit leiser, ruhiger Stimme: „Bring mir meinen Rohrstock. Ich sehe, dass ich ihn brauchen werde.“
Wenn dies einen Jungen verwirrte, schlug Oldie mit dem Stock auf sein Pult ein und schrie dabei in einem Crescendo: „Denk nach – denk nach – DENK NACH!“
Dann, als Vorspiel für die Bestrafung, murmelte er: „Komm raus, komm raus, komm raus.“
War er wirklich wütend, machte er noch allerlei alberne Späße; er bohrte mit dem Finger nach dem Schmalz in seinen Ohren und jaulte dabei: „Aye, aye, aye, aye, ...“
Ich habe erlebt, wie er in die Höhe sprang und sich im Kreis drehte wie ein Tanzbär. Inzwischen befragten Wee Wee oder der Hilfslehrer oder (später) Oldies jüngste Tochter uns Jüngere an einem anderen Tisch.
Nun nahmen „Lektionen“ dieser Art nicht viel Zeit in Anspruch; was aber sollte er während der restlichen Zeit mit den Jungen anfangen? Oldie war zu dem Schluss gekommen, dass es für ihn selbst die geringste Mühe bedeutete, sie Rechenaufgaben lösen zu lassen. Infolgedessen nahm man also, wenn man um neun Uhr das Klassenzimmer betrat, seine Tafel und fing an zu rechnen. Irgendwann wurde man dann plötzlich aufgerufen, um „eine Lektion aufzusagen“. War man damit fertig, kehrte man an seinen Platz zurück und wandte sich wieder seinen Rechenaufgaben zu – und so ging es ewig weiter.
So erschienen all die anderen Künste und Wissenschaften wie Inseln (und zwar meistens gefährliche und felsige Inseln) im uferlosen Ozean der Arithmetik. Am Ende des Vormittags musste man dann sagen, wie viele Rechenaufgaben man gelöst hatte; und Lügen war hier nicht ganz ungefährlich. Aber man wurde dabei nur nachlässig beaufsichtigt und kaum betreut. Mein Bruder – wie ich bereits sagte, war er schon damals ein Mann von Welt – hatte bald die richtige Lösung gefunden. Er verkündete jeden Vormittag völlig wahrheitsgemäß, er habe fünf Aufgaben gelöst; was er nicht hinzufügte, war, dass es sich jeden Tag um dieselben fünf Aufgaben handelte. Es wäre interessant, zu erfahren, wie viele Tausend Male er sie berechnete.
Ich muss mich zügeln. Ich könnte mich noch viele Seiten lang über Oldie auslassen; so manches vom Schlimmsten habe ich noch nicht gesagt. Doch vielleicht wäre es bösartig, das zu tun; ganz sicher ist es nicht obligatorisch.
Etwas Gutes kann ich von ihm berichten. Einmal bekannte ihm ein Junge, von seinem Gewissen getrieben, eine Lüge, die sonst niemals entdeckt worden wäre. Der Unhold war gerührt; er klopfte dem verschreckten Jungen lediglich auf den Rücken und sagte: „Bleib immer bei der Wahrheit.“
Ebenso kann ich ihm zugutehalten, dass er die Geometrie zwar grausam, aber gut unterrichtete. Er zwang uns zu logischem Denken und jene Geometriestunden sind mir mein ganzes Leben lang von Nutzen gewesen.
Was das andere angeht, so gibt es eine mögliche