Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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ihrer Schwester, und ich habe alle Hände voll zu tun. Die Kinder wollen Fasching feiern … Das mit der Suppe und Schoko-Creme holen wir nach, wenn Wilma wieder da ist.«

      »Nein, nein! Wenn Wilma da ist, gibt es wieder nur Hausmannskost.«

      »Ja, aber die schmeckt auch, und dafür musst du nicht in der Küche stehen!«

      »Aber ich tu’s doch für dich, mein Liebster. Nur für dich! Ich nehme mir Zeit für dich, mein Stefan-Schätzchen!«

      »Hm.«

      In der letzten Zeit überhäufte sie ihn mit Kosenamen und wiederholte dreimal am Tag, wie sehr sie ihn liebe und wie unendlich glücklich sie mit ihm sei. Natürlich gefiel ihm das. Aber doch nicht, wenn Frau Hämmerle das Büro für einige Fischsorten verlassen musste!

      Was war nur mit ihr los? Hatte er sich nicht nur von ihrem Liebreiz einfangen lassen, sondern auch, weil sie ihm als eine bodenständige und natürliche Bauerntochter begegnet war? Hatte er nicht geglaubt, sie würde mit ihm durch dick und dünn gehen und trotzdem eine stilvolle und edle Baronin werden? Und nun studierte sie mit einem Mal Kochbücher! Taten das nicht nur unterbeschäftigte Hausfrauen? Und wie kam sie nur darauf, die einzige Sekretärin zum ­Fischeinkaufen nach München zu schicken? Konnte es sein, dass er doch nicht immer wusste, woran er bei ihr war?

      Das Klingeln des Büro-Telefons drang bis hierher. Er erhob sich, um Dany wieder auf Maries Schoß zu setzen und wollte hinüber. Da stürmte Reserl herein. Fast wäre sie über den viel zu langen Rock gestolpert.

      »Mami, du willst ihn doch umsäumen! Und die Perücke mit dem Hut musst du mir aufsetzen. Und das Faschingszeug für Jossi …«

      »Wo ist Jossi überhaupt?«, wollte er wissen.

      »Draußen auf meinem Fahrrad.«

      »Aber du weißt doch, dass sie damit stürzen kann, Reserl!«, fuhr er auf.

      »Ich hab’s ihr nur erlaubt, weil sie dachte, sie darf nicht mit zu Lucia, Papi!«

      »Und wenn ihr was zustößt? Du weißt, dass wir immer noch keinen Landarzt haben! Soll ich dann mit ihr nach Rosenheim oder Traunstein?«, polterte er los, als sei ihm wirklich eine dicke Laus über die Leber gelaufen. Marie sah ihn vorwurfsvoll an.

      »Ich säume deinen Rock, sowie ich weiß, dass Frau Hämmerle den richtigen Fisch angebracht hat, Reserl«, versprach sie dann schnell.

      »Und wenn es dann viel zu spät ist?«, sorgte die sich.

      »Ich …, ich werde dich und Jossi zu Lucia nach Altendorf fahren, Reserl«, entschied Stefan plötzlich. »Ruf sie an. Ihre Mutter muss nicht herkommen. Die Fahrt nehme ich ihr gern ab.« Er konnte danach schnell bei Anette vorbeischauen. Wenn sie und der Münchner Arzt ein Paar geworden und an eine gemeinsame Zukunft glaubten, musste er sich endlich nicht mehr an sein Versprechen halten, konnte alles Unvorhergesehene auf die leichte Schulter nehmen und, ja …, würde auch Maries Fischsuppe mit mehr Gelassenheit entgegensehen.

      »Und was wird aus der Fischsuppe nur für uns beide?« Marie zwinkerte ihm zu, als könnte sie den Abend mit ihm kaum erwarten.

      »Ich kann’s kaum erwarten, mein Schatz.«

      »Ich mag aber keinen Fisch!«, meldete Dany sich und wischte unter der Nase entlang, weil die schon wieder lief.

      »Du bekommst vorher Griesbei!«, tröstete Marie und sandte Stefan dabei noch einen zwinkernden Blick zu.

      Nachdem Frau Hämmerle mit den passenden Fischsorten angekommen und der Rock von Reserl umgesäumt war, fuhr Stefan mit seinen lustig verkleideten Töchtern nach Altendorf. Lucias Eltern waren Italiener und betrieben die einzige Pizzeria in der Stadt. Sie waren temperamentvolle Leute, und Lucias Mutter, Signora Locetty, überfiel Stefan mit einer jammernden Klage über den fehlenden Landarzt im Kreis. Mit rollenden Augen schwärmte sie von dem leider dahingegangenen Doktor Huber, der ihre fünf Kinder so gut mit Hausmittelchen versorgt und für dessen Praxis sich immer noch kein Nachfolger gefunden habe.

      Stefan war froh, als er ihrem Lamento entkommen konnte. Minuten später klingelte er bei Anette. Sie empfing ihn in sportlich lässiger Kleidung und mit erhobenen Armen, umschlang ihn und busselte ihn ab.

      »Frank sieht’s ja nicht!«, meinte sie verschmitzt. »Aber du hast es verdient. Ohne dich hätte ich meinen Traummann nie gefunden.«

      »Du bist also wirklich rundherum glücklich?«

      »Ja, wie im siebten Himmel. Endlich habe ich den Mut, dem Leben und meinem Glück zu vertrauen. Er rief gerade an, weil er diese Woche zu viel zu tun und wir uns nicht sehen können. Aber nächste Woche fahr ich nach München. Und dann besorge ich Theaterkarten für Marie und dich … und dazu eine Nacht im besten Hotel. Das bin ich euch schuldig …«

      Er musterte sie nachdenklich. Ja, das Glück war ihr anzusehen. »Und auch, mich von meinen gegebenen Versprechen zu erlösen!«

      Anette legte den Kopf schief. »Erst, wenn ich hundertprozentig sicher bin, dass ich mich nicht wieder in einem Menschen getäuscht habe.«

      Stefan bemerkte einen üppigen Rosenstrauß auf dem Biedermeiertisch. »Von ihm?«

      »Jaa! Ich bekam ihn nach unserer ersten Nacht!«

      »Hm. Das sieht nach einem Glück mit Zukunft aus. Warum muss ich dann noch schweigen? Vor Marie Geheimnisse zu hüten, Anette, das ist wirklich nicht mein Ding!«

      »Ich weiß. Aber gedulde dich noch. Wenn ich bei ihm war und seine Wohnung über seiner Praxis kenne, dann …«

      »Hast du immer noch Angst, enttäuscht zu werden?!«

      Sie nickte mit einem scheuen Lächeln.«

      »Ach, Anette!« Er war heute nicht so gut gestimmt und geduldig wie sonst. »Vor einer Enttäuschung ist man nie ganz sicher«, stellte er trocken fest und dachte dabei an Marie, die ihm sogar Fischsuppe kochte, und ihm doch ein Rätsel nach dem anderen aufgab.

      Als er Anettes Wohnung verließ und von Apothekerhaus über die Straße zu seinem Wagen eilte, lächelte er schon wieder. Diese Fischsuppe war ja ein Liebesbeweis. Ja, Marie liebte ihn von ganzem Herzen. Und dann fiel es ihm auch nicht so schwer, Anettes Liebesglück vor ihr geheim zu halten.

      *

      »Biegen Sie nach zweihundert Metern links in die Lasalle-Straße ab. Fünfzig Meter weiter rechts sind Sie am Ziel Ihrer Fahrt«, sagte die Stimme von Anettes Navigations-System.

      »Danke, danke, danke, Navi-Tante!«, kicherte Anette und ordnete sich wie befohlen links ein. Seit drei Stunden war sie schon in München. Sie hatte Theaterkarten für Marie und Stefan besorgt und in einer feinen Boutique nach einem Oberhemd für Frank ausgeschaut.

      Aber gekauft hatte sie nichts. Es war noch zu früh für persönliche Geschenke. Frank konnte sich unter Druck gesetzt fühlen und denken, sie erwarte schon heute seinen Heiratsantrag. Wenn es dazu kam, war es wunderbar. Dann konnte sie mit ihm bei Marie und Stefan vorbeischauen, und alle Heimlichkeiten hatten ein Ende. Aber drängen wollte sie ihn nicht. Nicht mit einem teuren Oberhemd aus einer feinen Herren-Boutique. Darum brachte sie nur zwei Flaschen besten Rotweins mit.

      Vor der Villa stieg sie aus, betrachtete das Messingschild mit der Aufschrift ›Dr.

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