Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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      »Anette!«, stieß sie aus. »Das war Anette!«

      Hatte sie es nicht geahnt. Ihre beste Freundin schämte sich nicht einmal, Stefan abends anzurufen! Und er tat so, als sei nichts geschehen! Ausgerechnet an diesem Abend, an dem sie herausfinden wollte, was und wie viel er noch für sie empfand.

      Ihre olivfarbenen Augen wurden dunkler, und eine ungewöhnliche Wachsamkeit blitzte darin auf. Das entging Stefan nicht. Nun gut, entschied er, ich war noch nie der Typ für Heimlichkeiten. Anette hatte ihren Traummann getroffen und erobert. Warum soll ich mich noch an mein Ehrenwort gebunden fühlen, um Marie, meiner wunderbaren und schönen Frau, etwas zu verheimlichen, was sie sowieso in den nächsten Tagen erfahren und mit Freude erfüllen wird?

      »Warum sprichst du denn nicht mit ihr?«, wollte Marie da schon wissen. Das klang richtig angriffslustig. Hatte er es nicht geahnt?

      »Ich habe ihr etwas versprochen«, begann er. »Ja, und mein Ehrenwort gegeben, es für mich zu behalten.«

      »Das ist ja …, also, Stefan! Ich dachte, wir sind ein Ehepaar. In guten und in schlechten Zeiten!«

      »Das sind wir, und es macht mich sehr glücklich.«

      »Aber es hat sich trotzdem … etwas zwischen Anette und dir … angebahnt?«

      »Wie?« Er schaut an die Decke und schüttelte den Kopf. »So ein Unsinn! Mehr, als für einen Freundschaftsdienst nötig ist, bestimmt nicht.«

      »So nennst du das!« Mit starrem Blick griff sie zum Weinglas und trank es in einem Zug leer.

      Da hielt ihn nichts mehr auf. Er begann zu erzählen. Von dem Abend, als er auf dem Weg zum Stammtisch war und Anette ihn um Hilfe gebeten hatte. Von ihrer Verzweiflung und seinem Versuch, ihr Mut zu machen. Und von seinem Vorschlag, eine Annonce aufzugeben, die dazu führte, dass er nach München fuhr und in einem Münchner Café ihre erste Begegnung mit einem der Bewerber beobachtet hatte.

      »Von dem allem durfte ich nichts erfahren!«, flüsterte Marie. In ihrer Erregung vergaß sie ganz, wie erleichtert sie sein konnte. »Ich, als deine Frau und ihre beste Freundin, wurde ausgeschlossen! Warum, Stefan?«

      »Weil Anette dich da raushalten wollte. Tut mir leid, Marie. Aber nun hast du doch keinen Grund mehr, dich ausgeschlossen zu fühlen! Ich nehme an, Anette wollte mich eben erreichen, um uns ihren Besuch mit ihrem neuen Freund oder … Liebhaber anzukündigen.«

      »Liebhaber? Mit diesem … Bewerber?«

      »Ja, sie hat sich in ihn verliebt. Sie schwebt im siebten Himmel und will uns ihr Glück vorführen.« Maries Blick zweifelte immer noch. Stefan umschloss ihre Hand mit einem liebevollen Streicheln. »Er ist Arzt und Witwer. Sie nennt ihn ihren Traummann, Marie. Um es klar auszusprechen – ohne meine Hilfe hätte sie ihr Glück nicht gefunden.«

      »Du bist also noch stolz darauf, mit ihr unter einer Decke zu stecken! Das versteh ich wirklich nicht! Weil sie so wunderhübsch, hingebungsvoll und kultiviert ist? Weil sie viel von Musik versteht, während ich nicht mal die dritte Stimme hinkriege?!«

      Das war neu. Sie hatte ihn doch immer verstanden. »Wieso wunderhübsch und hingebungsvoll?«

      »Weil du alles, was du an ihr anziehend findest, auf einen Zettel geschrieben und in deinem Arbeitstisch versteckt hast. Als ich ihn fand, brach meine Welt zusammen.«

      »Also, Marie!«, stieß Stefan aus, denn nun fiel ihm der längst vergessene Zettel wieder ein. Ausgerechnet dieser dumme Wisch hatte ihre Welt zusammenbrechen lassen? Hatte der vielleicht auch frischen Wind in ihre Ehe gebracht? Fast hätte er gelacht! »Das war ein Scherz! Ich habe das alles nur notiert, um ihr Mut zu machen. Sie hatte gerade mal wieder so eine Liebeskrise hinter sich. Du kennst sie doch!«

      »Ich … soll Anette kennen? Aber wohl nicht gut genug! Warum hat sie mehr Vertrauen zu dir als zu mir? Ich bin …, ich war ihre beste Freundin! Das ist doch Verrat an unserer Freundschaft! Die ist nun endgültig kaputt! Das hast du ja prima hingekriegt!«

      »Nein, nein, Marie! Ich war doch nur für sie da, weil’s ihr erbärmlich ging und sie an sich zweifelte.«

      Maries Blick wanderte wie abwesend durch den prächtigen Raum und an den anderen Gästen vorbei.

      »Aber wie ich an deiner Liebe zweifelte – das interessiert dich nicht?«

      »Nein, Marie! Warum auch? Du hast doch keinen Grund dazu! Du bist das Wertvollste auf der Welt für mich. Wäre ich dir sonst hierher in diesen Feinschmecker-Tempel gefolgt?«, flüsterte er ihr neckend zu.

      »Da gibt’s nichts zu lachen, Stefan. Wenn du jetzt Anettes Freund und Schutzherr sein willst – bitte schön! Aber ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben!«

      »Hm, na ja.« Er glaubte ihr nicht. Sowie Anette mit ihrem Traummann anrückte, war alles wieder in Ordnung. Davon ging er mal aus. Eine so enge Freundschaft wie zwischen den beiden war doch nicht kaputt zu kriegen. »Denk an ihren Sopran in deinem Chor!«, gab er zu bedenken.

      »Bestimmt nicht. Und die dritte Stimme kriege ich auch ohne sie hin. Morgen bin ich bei Irma Osterloh. Sie hat einen Neffen zu Besuch. Er studiert in München Musik und wird mir helfen. Anette kann trällern, wo sie will. Aber nicht in meinem Chor.«

      Ihnen wurden die feinen Gerichte gebracht, und nachdem Maries Zorn ein wenig verraucht war, stellte sie fest, dass das Gemüse essbar, aber nicht so lecker wie das vom Weißenberg-Hof war, und obwohl Stefan mit dem Salat zufrieden sein konnte, stimmte er ihr natürlich zu. Sie sahen sich voller Zufriedenheit über das einzigartig gute Gemüse vom Weißenberg-Hof an, und so wurde der Abend noch ein Erfolg, auch, weil Marie nun wenigstens nicht mehr an seiner Liebe zweifelte.

      *

      Schon in aller Frühe am Morgen spürte sie Stefans Lippen auf ihrer Wange. Sie schlug die Augen auf.

      »Bleib liegen, mein Schatz!«, flüsterte er. »Ich bringe die Kinder. Danach habe ich einen Termin beim Landratsamt.«

      Mit ihrem noch vom Schlaf getrübten Blick sah sie ihn an. »Wenn du mich liebst, wie du behauptest, holst du die Kinder auch ab. Dann bin ich diesmal wenigstens pünktlich bei Irma.«

      »Gern, mein Schatz.«

      Er half Jossi und Dany beim Ankleiden und musste Reserl zur Eile antreiben, weil die sich für keine ihrer Haarspangen entscheiden konnte. Dann rannte er hinunter ins Büro, zog die Lade seines Schreibtisches auf, zerknüllte den albernen Zettel mit seinen Notizen und warf ihn weg.

      Wilma schloss schon die Brotzeitschächtelchen, als Reserl endlich erschien. Sie hielt ein Knäuel bunter Seidenbänder in ihrer Hand und wollte die in ihren Ranzen stopfen.

      »Was soll das denn?«, wollte Wilma sofort wissen.

      »Die schenk ich Julia. Ich bin jetzt zu groß dafür.«

      Stefan und Wilma tauschten einen Blick.

      »Zu groß?«, fragte Stefan. Das wurde ja immer ärger mit seinen Frauen. Marie verbrachte fast den ganzen Tag bei Irma Osterloh, und Reserl fühlte sich zu erwachsen für bunte Haarbänder!

      »Ich bin vier Monate älter als Julia, Papi. Ich nehme nur noch Spangen ins Haar.«

      Alle schwiegen

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