Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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über den Mund wischen, als sie sich an die Lektion von vorhin erinnert. Sie zog die zerknüllte Serviette unter dem Tellerrand hervor. »Meine Mutter hatte vor ein paar Monaten die Schnauze voll vom Muttersein und ist mit einem Kerl durchgebrannt. Mein Erzeuger ist ein Alki. Den hat es noch nie gekümmert, was mit mir los ist«, erklärte April lakonisch, während ihre hungrigen Augen über Käseteller, Brötchenkorb, Obstplatte und Joghurt wanderten und schließlich den Marmorkuchen vom Vortag ins Visier nahmen. Wieder streckte sie ihre Hand aus und zog zielstrebig das größte Stück heraus. Gierig biss sie hinein, während Mutter und Sohn noch mit ihrer Bestürzung kämpften. Unwillkürlich musste Felix wieder an seine Unterstellung vom vergangenen Abend denken, als er April eine Alkoholikerin genannt hatte. Jetzt wusste er, dass ein paar Schlucke Sekt auf nüchternen Magen schon genügt hatten, um sie betrunken zu machen. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. »Dieser Kuchen ist der Hammer!«, seufzte sie glücklich in die Stille hinein.

      »Dann bist du ganz allein unterwegs?«, fragte Felix schließlich.

      Mit übertriebenen Bewegungen sah April von links nach rechts. Sie bückte sich sogar, um einen Blick unter ihren Stuhl zu werfen.

      »Klar. Oder siehst du hier noch jemanden?« Sein Gesicht brachte sie zum Lachen. Es klang klang wie ein Wiehern und Schnauben, und um ein Haar wäre sie vom Stuhl gefallen.

      »Vorsicht.« In letzter Sekunde hielt Fee sie fest. »Warum bist du überhaupt zu Felix ins Auto gestiegen, wenn er doch so eine Spaßbremse war, wie du sagst?«, fragte sie, als sich das Mädchen erholt und die Lachtränen aus den Augen gewischt hatte.

      »Ich wollte unbedingt rausfinden, ob seine tolle Familie genauso banane ist wie er.«

      »Banane?« Verständnislos zog Fee eine Augenbraue hoch.

      »Daneben, bescheuert, verrückt, fehlgeleitet«, fand April schnell ein paar Synonyme. »Ein Typ, der von den Mädels so angehimmelt wird und dann so ein Versager ist … Ich wollte einfach wissen, was dahintersteckt.«

      »Aber das ist hoffentlich nicht der einzige Grund, warum du hier bist«, tat Felix seine Hoffnung kund. Allmählich erholte er sich von dem Schock. »Ich bin nämlich wirklich so toll, wie die Mädels in der Tram erzählt haben. Meine Familie übrigens auch. Aber das hast du ja schon festgestellt.« Er zwinkerte ihr zu. »Gestern hatte ich nur einen schlechten Tag. Silvester ist nicht so mein Ding. Da werde ich immer sentimental.«

      »Kein Wunder«, erwiderte April. Sie machte ihrem selbstgewählten Namen alle Ehre und wurde plötzlich ernst. »Das Leben gleicht einer Reise, Silvester einem Meilenstein.«

      Wieder einmal gelang es ihr, ihre Umwelt zu überraschen.

      »Das ist von Fontane.« Felix durchbohrte sie mit Blicken. April verwirrte ihn. Ihr schlechtes Benehmen und ihre mitunter schreckliche Ausdrucksweise standen in krassem Gegensatz zu der verletzlichen Zartheit und der Bildung ihres Geistes. »Heute Nacht hast du auch so einen Spruch losgelassen.«

      April schürzte trotzig die Lippen. Sie wusste, was er dachte.

      »Na und? Nur weil ich heimatlos bin, heißt das noch lange nicht, dass ich keine Bildung habe«, wies sie ihn so scharf zurecht, dass Fee beschloss, dazwischen zu gehen.

      »Darf ich dich noch was fragen, bevor du ihm den Kopf abreißt?«

      Mit dieser Bemerkung nahm sie April den Wind aus den Segeln. Ehe Fee es sich versah, fand sie sich in einer innigen Umarmung wieder. Ein klebriger Kuss landete auf ihrer Wange.

      »Du darfst alles, Frau Mama-Doktor. Dich mag ich.« Sie legte den Kopf schief und wirkte plötzlich wie ein kleines Mädchen.

      »Bist du wirklich nur wegen der Spaßbremse Felix in seinen Wagen gestiegen oder gibt es noch einen anderen Grund, warum du ausgerechnet in München gelandet bist?«, versuchte Fee, ihr Geheimnis zu ergründen.

      »Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise. Ne Cousine von mir hat ein Hotel in Österreich. Da kann ich arbeiten.« Aprils Ehrlichkeit war entwaffnend. »Aber wenn ich darf, bleib ich erst noch ein bisschen hier. Hier gefällts’s mir.« Sie drehte sich zu Felix um und zwinkerte ihm zu. »Außerdem muss ich unbedingt noch deine Schwester kennenlernen. Die, die statt Kleidern Gardinen trägt.«

      »Wie bitte?« Diese Bemerkung war auch für Fee zu viel.

      Felix hingegen verdrehte nur die Augen und lachte.

      *

      »Habe ich was vergessen?« Dr. Jenny Behnisch stand vor dem Schreibtisch ihrer Assistentin und dachte nach.

      Andrea Sander ging die Liste noch einmal durch.

      »Sämtliche Termine habe ich Dr. Norden in den Online-Kalender kopiert. Ihre Teilnahme am Kongress habe ich abgesagt, Ihr Vortrag ist verschoben. Die Kollegen Wimmer und Kühn von der Ambrosius-Klinik kommen erst, wenn Sie wieder da sind«, zählte sie einen Stichpunkt nach dem anderen auf. »Ihre Fälle und die anstehenden Operationen haben Sie ja selbst an den Kollegen übergeben. Den Namen des Hotels habe ich. Aber ich verspreche hoch und heilig, Sie in Ruhe zu lassen und Ihnen die Mitarbeiter vom Leib zu halten. In den paar Tagen wird ja wohl nicht viel passieren.«

      Jenny nickte, während sie in ihrer Handtasche nach Handy und Autoschlüsseln suchte.

      »Ach ja, halten Sie bitte in der Akte fest, dass Frau Lohmeier auf keinen Fall operiert werden darf. Das hab ich über der Diskussion mit Daniel völlig vergessen.«

      Andrea machte sich eine entsprechende Notiz am Ende der langen Liste und hob den Kopf.

      »Fertig! Dann können Sie jetzt in den wohlverdienten Urlaub aufbrechen.« Noch immer war sie ganz begeistert von der romantischen Idee, die Roman gehabt hatte.

      »Wenn ich meine Schlüssel finde, schon.« Jenny schnitt eine unglückliche Grimasse.

      »Nehmen Sie inzwischen doch die hier!« Andrea nahm den Bund vom Schreibtisch und klimperte damit.

      Jenny Behnisch schüttelte den Kopf.

      »Wie kommt der denn da hin?«

      »Den haben Sie heute morgen hier liegen gelassen.«

      »Unglaublich.« Sie bedankte sich bei ihrer Assistentin und wünschte eine gute Zeit. »Jetzt muss ich aber wirklich los. Sonst macht Roman seine Drohung wahr und schleppt mich über der Schulter aus der Klinik.«

      Andrea Sanders Lachen verfolgte sie bis hinaus auf den Flur. Auch auf Jennys Gesicht spielte ein Lächeln, als sie durch die Tür in den kühlen, aber sonnigen Januartag trat. Allmählich machte sich die Vorfreude auf ein paar entspannte Tage breit. Sie hätte es niemals eingestanden, aber insgeheim war sie Romand, dankbar für seine Hartnäckigkeit. Seit dem letzten Urlaub war schon wieder viel zu viel Zeit ins Land gezogen. Wenn Jenny ehrlich war, fühlte sie sich ausgelaugt und erschöpft, wie ihr Lebensgefährte wenig später selbst feststellte.

      »Früher haben mich meine Freundinnen vom Beifahrersitz aus angehimmelt, wenn wir gemeinsam in den Urlaub gefahren sind«, beschwerte er sich und setzte den Blinker, um in die Hoteleinfahrt abzubiegen.

      »Sind wir schon da?« Verschlafen blinzelte Jenny in die Welt.

      »Schon ist gut!« Roman lachte. »Wir sind eine geschlagene Stunde im Stau gestanden. Aber ich freue mich, dass du dich ausruhen konntest.« Er stieg aus und ging um den Wagen herum,

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