Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Als Daniel zu Schwester Alice zurückkehrte, war ein Chirurg bei ihr. Erleichtert atmete er auf.
»Sie schickt der Himmel, Kollege Voss.« Er nickte ihm zu. »Die Patientin leidet an einem Darmkarzinom. Der Tumor liegt so ungünstig, dass ich fürchte, dass er die Darmwand perforiert hat. Sie wissen, was das heißt. Wenn das tatsächlich geschehen ist, wird ihr Körper innerhalb weniger Stunden vergiftet. Dann stirbt sie vor unseren Augen. Das kann ich nicht verantworten.«
Heribert Voss hatte aufmerksam zugehört.
»Sie wissen aber schon, dass die Chefin einen Eingriff verboten hat, oder?«, stellte er eine berechtigte Frage.
Einen Moment lang starrte Daniel ihn an, Fassungslosigkeit im Blick.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, stöhnte er und verdrehte die Augen. Gleichzeitig dachte er fieberhaft nach. »Haben Sie sich wenigstens mal Ricardas Werte angesehen? Möglich, dass die Herz-Medikamente inzwischen angeschlagen haben und das Verbot der Chefin hinfällig ist.«
Dr. Voss versenkte die Hände in den Kitteltaschen.
»Das habe ich getan«, gestand er. »Der Zustand ihres Herzens scheint sich tatsächlich verbessert zu haben …«
»Dann ist ein Eingriff also möglich?«, unterbrach Daniel Norden ihn hoffnungsvoll.
Der Kollege haderte mit sich.
»Es gibt eine winzige Chance …« Weiter kam er nicht.
»Das genügt mir!«, triumphierte Daniel. »Eine winzige Chance ist besser als gar keine. Besser als zuzusehen, wie Frau Lohmeier vor unseren Augen stirbt.« Er war so enthusiastisch, dass er das Zögern des Kollegen nicht bemerkte. »Dann mal los!«, forderte er ihn auf und wollte schon zur Tat schreiten, als er Voss‘ Zögern bemerkte. »Was ist? Worauf warten Sie noch?«
Der Chirurg wagte es kaum, ihm ins Gesicht zu sehen.
»Tut mir leid. Aber ich kann nicht. Sie wissen doch, wie die Chefin dazu steht. Und ich will nicht wegen dieser Sache meinen Kopf riskieren.«
Dr. Norden fuhr zu ihm herum. Er konnte nicht glauben, was er gehört hatte.
»Aber Sie waren doch eben erst selbst bei der Patientin. Sie haben mit eigenen Augen gesehen, dass sich ihr Zustand dramatisch verschlechtert hat. Das konnte auch Jenny Behnisch nicht voraussehen. Ich bin sicher, sie würde jetzt genauso entscheiden wie ich.«
»Das glaube ich nicht. In diesem Fall hätte sie kein Operationsverbot ausgesprochen«, blieb der Kollege bei seiner Meinung.
Es fehlte nicht viel, und der sonst so beherrschte Daniel Norden wäre ihm an die Gurgel gegangen.
»Sie können doch nicht ernsthaft wollen, dass Ricarda Lohmeier stirbt?«
Zu seiner großen Verwunderung stahl sich ein feines Lächeln auf Heribert Voss‘ Lippen.
»Denken Sie an das, was die Chefin gesagt hat. Die Patientin würde auch eine Operation nicht überleben. Also lassen Sie es. Mehr als diesen Rat kann ich Ihnen nicht geben.«
Daniel Norden schluckte.
»Das heißt, dass Sie nicht dabei sind? Sie werden mich nicht unterstützen?«
»Richtig!« Der Chirurg nickte ihm zu und machte Anstalten zu gehen.
Diesmal konnte sich Dr. Norden nicht mehr beherrschen.
»Dann hauen Sie doch ab! Aber glauben Sie ja nicht, dass ich mich noch einmal wegen einer Beförderung für Sie einsetzen werde. Ein Arzt, der noch nicht mal drüber nachdenkt, ein Menschenleben zu retten, hat den falschen Beruf gewählt!«, rief er dem Chirurgen nach.
Der war schon auf halbem Weg zur Tür, als er sich noch einmal umdrehte.
»Vergessen Sie nicht, wer hier der Chef ist.« Voss‘ Stimme war schneidend. »Sie jedenfalls nicht.« Gleich darauf fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Schwer atmend blieb Daniel zurück. Sein Kopf dröhnte wie nach einer Ohrfeige.
Schwester Alice, die unfreiwillige Zeugin der Szene geworden war, stand schüchtern in der Ecke.
»Und was machen wir jetzt?«, stellte sie eine berechtigte Frage. »Viele Kollegen sind heute nicht im Haus.«
Mit hängenden Schultern stand Daniel Norden vor ihr. Doch wenn sie dachte, dass er sich in sein Schicksal fügte, täuschte sie sich. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren.
»Informieren Sie jeden verfügbaren Arzt in der Klinik«, verlangte er schließlich. »Irgendeiner wird sich schon finden, der mir zur Seite steht. Ich muss kurz telefonieren. Wir sehen uns dann im OP.«
Bevor Schwester Alice noch etwas sagen konnte, lief er aus dem Zimmer. Die Zeit drängte. Jede Minute war kostbar, wenn Ricarda Lohmeier das neue Jahr noch länger erleben sollte.
*
Während sich Kinder und Freunde über dies und das unterhielten und auch April in ein munteres Gespräch verwickelten, saß Fee schweigsam in ihrem Sessel und machte sich ihre ganz eigenen Gedanken. Auf der einen Seite verstand sie Felix und dessen Gefühle. Wie oft hatte sie sich einsam und verlassen gefühlt, wenn ihr Mann wieder einmal viel zu spät nach Hause gekommen war. Für ihren Zweitältesten musste es noch viel schlimmer sein, hatte er doch zum ersten Mal mit großen Veränderungen in seinem Leben zu kämpfen. Das war nicht leicht, auch wenn er es selbst so gewollt hatte.
In ihre Gedanken hinein klingelte das Telefon. Sofort war sie auf den Beinen und eilte hinaus in den Flur, wo der Apparat auf der Kommode lag.
»Endlich!«, überfiel sie ihren Mann. »Wo steckst du denn? Felix ist todtraurig, dass du keine Zeit hast für ihn. Dabei ist er nur noch heute Abend bei uns. Wir werden ihn lange nicht wiedersehen«, hielt sie mit ihren Gedanken nicht hinter dem Berg.
Daniel hatte mit dieser Reaktion gerechnet.
»Es tut mir wahnsinnig leid«, zögerte er nicht, die Schuld auf sich zu nehmen. »Ich war auf dem Weg zu euch, als mich eine Schwester aufgehalten hat. Frau Lohmeiers Zustand hat sich gravierend verschlechtert. Deshalb wird es noch ein paar Stunden dauern, bis ich zu euch kommen kann. Ich muss operieren.«
»Frau Lohmeier?« Felicitas dachte fieberhaft nach. Der Name kam ihr bekannt vor, und sie erinnere sich an das Gespräch, das sie vor ein paar Stunden mit ihrem Mann geführt hatte. »Moment mal, ist das nicht die Patientin, bei der Jenny eine Operation für nicht vertretbar hält?« Sie war so konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie Felix hinter sie trat.
»Du hast mich nicht verstanden!«, rief Daniel ungeduldig. »Sie stirbt, wenn wir nichts unternehmen. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.«
Fee erschrak.
»Was kann ich da tun?«
»Du musst in die Klinik kommen. Keiner der Kollegen hat genug Schneid, um mir zu assistieren. Ich brauch dich im OP.«
»Du kannst die Operation nicht machen, Dan!« Eine eiskalte