Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 33
»Echt?« Es war ihr anzusehen, dass sie es nicht glauben konnte. »Und du schießt mich auch wirklich nicht hoch?«
Wortlos schüttelte Felix den Kopf.
»O Mann, tut mir echt leid«, entschuldigte sich April. Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Tatjana wollte eben ein paar tröstende Worte sagen, als der Ofen klingelte.
»Abendessen ist fertig, Kinder!«, rief Felicitas erleichtert und klatschte in die Hände. »Setzt euch an den Tisch, ich bin sofort bei euch. Wenn ich nur wüsste, wo euer Vater schon wieder steckt …« Ihre Stimme verhallte im Flur.
Als alle Familienmitglieder aufsprangen, drehte sich April zu Felix um.
»Kann ich irgendwas helfen?«
»Lieber nicht!«, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen. »Du musst mir nur einen einzigen Gefallen tun. Oder sagen wir zwei.«
»Und welche?«
»Wirf den Kaugummi weg«, verlangte er. »Und sag bitte kein einziges Wort beim Essen. Sei einfach still.« Er durchbohrte sie mit Blicken, ehe er sich umdrehte und sie einfach stehen ließ.
Ratlos sah April ihm nach. Sie wollte ihm schon folgen, als ihr der Kaugummi wieder einfiel.
»Wo soll ich …«, setzte sie zu einer Frage an. Aber da war niemand mehr, der sie beantworten konnte.
»April, wo steckst du denn?«, hallte Felix‘ Stimme durchs Erdgeschoß.
»Ich bin gleich da.« Sie nahm den Kaugummi aus dem Mund, sah sich suchend um. Schließlich klebte sie ihn unter den Couchtisch, ehe sie sich verlegen lächelnd zum Rest der Familie setzte, bedacht darauf, nicht schon wieder etwas falsch zu machen.
*
»Herr Dr. Norden, was machen Sie denn noch hier?« Andrea Sander steckte den Kopf zur Bürotür herein, wo er noch am Schreibtisch saß, einen Stapel Bücher vor sich. »Ich dachte, Sie wären längst zu Hause.«
Daniel fuhr zusammen. Erst jetzt bemerkte er, dass es draußen inzwischen stockdunkel war. Nur die Schreibtischlampe spendete Licht.
»Das ist gefährlich, was Sie da machen, Frau Sander«, mahnte er die Assistentin und fuhr sich mit der Hand über die geröteten Augen. »Sie dürfen einen alten Mann nicht so erschrecken.«
»Ich sehe keinen alten Mann!« Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt nach Hause. Und wenn Sie mir einen Rat erlauben: Dasselbe sollten Sie auch tun.«
»Wie spät ist es denn?«
»Halb sieben durch.«
Dr. Norden erschrak.
»Unmöglich. Ich hab doch erst vor zehn Minuten mit meiner Frau …«, erwiderte er. Gleichzeitig sah er auf die Uhr und unterbrach sich selbst. »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wo ist denn die Zeit geblieben? Ich wollte nur noch kurz was nachschauen …« Abrupt klappte er das Buch zu, in dem er gelesen hatte. »Den Rest räume ich morgen auf.« Plötzlich hatte er es eilig und schaltete die Schreibtischlampe aus. »Mein Sohn Felix ist heute das letzte Mal zu Hause, bevor er für vier Monate nach Amerika geht. Meine Frau hat extra die ganze Familie zusammengetrommelt.« Er war zur Garderobe gelaufen und schlüpfte in Windeseile in seinen Mantel.
»Der Abend ist ja noch jung. Noch ist nichts verloren«, versuchte Andrea, ihn zu trösten.
»Hoffentlich sehen meine Frau und Felix das genauso.« Daniel bückte sich nach seiner Aktentasche. Er sah sich noch einmal im Büro um, während er den Schlüssel aus der Manteltasche zog. »Ich glaub, ich hab alles. Einen wunderschönen guten Abend, Frau Sander. Wir sehen uns morgen in alter Frische.« Er winkte der Assistentin und verließ das Büro.
Weit kam er allerdings nicht.
»Herr Dr. Norden, halt! Bitte warten Sie!« Die Stimme gehörte einer Schwester, die ihn auf dem Flur entdeckt hatte und ihm nachlief. »Frau Lohmeier … Es geht ihr nicht gut.«
Daniel blieb stehen und drehte sich zum. Wenn ein Patient seine Hilfe brauchte, gab es kein Zögern, musste alles andere hinten anstehen. Das galt auch für seine Familie. Schließlich hatte er nicht irgendeinen Beruf. Er war Arzt! Er schickte eine stumme Entschuldigung zu Fee in der Gewissheit, dass sie ihn verstand. Gleich darauf blieb die Krankenschwester vor ihm stehen. Ihr Atem ging schnell. Es war ihr anzusehen, dass sie sich Sorgen machte. »Können Sie bitte nach ihr sehen?«
»Ich komme.«
»Ein Glück, dass Sie noch hier sind. Ich hatte schon Angst, Sie könnten zu Hause sein.«
»Das wäre ich normalerweise auch. Welche Symptome hat Frau Lohmeier?«, erkundigte sich Dr. Norden, um den Weg zu Ricarda nicht ungenutzt zu lassen.
»Sie war schon den ganzen Nachmittag so unruhig. Als ihr Mann gegen Abend gegangen ist, wurde es noch schlimmer.« Im Laufschritt erreichten sie das Zimmer der Patientin. »Sie hat sich sogar zwei Mal erbrochen«, erklärte Schwester Alice noch, ehe sie die Tür öffnete und dem Arzt den Vortritt ließ.
Ricarda lag im Bett und stöhnte. Ihre Augen waren geschlossen, hektische rote Flecken waren auf ihren bleichen Wangen. Rasch stellte Daniel die Aktentasche in eine Ecke und beugte sich über Ricky. Er wusste um die Gefahr, in der sich seine Patientin befand. Trotzdem blieb er äußerlich ruhig.
»Hallo, Ricarda, ich bin’s, Dr. Norden«, redete er auf sie ein. »Ich werde Sie jetzt untersuchen.« Er schob das Nachthemd hoch und betastete ihren heißen Leib. Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich.
»Rufen Sie Dr. Weigand«, wies er die Schwester an, die neben ihm stand.
»Der ist nicht mehr hier.«
»Dann eben jemand anderen. Ich brauche einen OP und ein Team, das mir assistiert. In fünf Minuten bin ich wieder hier. Dann kann es losgehen.«
Ehe die Schwester auch nur ein Wort sagen konnte, war er auf dem Weg Richtung Ausgang. Er hatte Glück und erwischte Andrea Sander auf dem Parkplatz. Unterwegs war sie Fee Nordens Stellvertreter Volker Lammers begegnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen verstand sie sich prächtig mit ihm. Zu ihr war er stets freundlich. Die Vorwürfe, er sei eine menschliche Niete, tat sie daher als Neid ab.
Auch an diesem Abend auf dem Parkplatz hatten sie wieder Späße zusammen gemacht, ehe er sich verabschiedet hatte und zu seinem Wagen weitergegangen war.
Davon ahnte Dr. Norden nichts, als er Andrea zu seiner Erleichterung noch antraf.
»Warten Sie, Frau Sander!«, rief er über den Hof.
Als er auf sie zulief, tanzte sein Atem als weiße Wolke vor dem Mund.
Überrascht drehte sie sich um.
»Herr Dr. Norden! Ich dachte, Sie sitzen längst mit Ihrer Familie beim Abendessen.«
»Das dachte ich auch!« Keuchend blieb er vor ihr stehen. Er presste die Hände in die schmerzenden Flanken. Ein paar Meter weiter und verdeckt von einem Geländewagen lauschte Lammers interessiert dem Gespräch. »Wo kann ich Jenny erreichen?«
»Gar nicht.