Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Ein geheimnisvoller Unbekannter schien sie geistig verwirren zu wollen. Er rief Hank Braddock von »Eldoo« an, ließ Harry Baxter eine gefälschte Nachricht zukommen, betrat das Haus hier, wann immer er wollte, verstellte Gegenstände, ließ Johnny verschwinden, vergrub diesen blöden Zettel … Warum das alles? Was bezweckte er damit? Molly erkannte keinen Sinn hinter diesem mysteriösen Treiben. Aber den musste es geben.
Niemand ließ sich grundlos all diese Verrücktheiten einfallen. Oder etwa doch? Wenn er nicht ganz sauber im Oberstübchen war? Habe ich es mit einem Geistesgestörten zu tun?, überlegte Molly. Hat er sich mich als Opfer ausgesucht? Warum? Warum ausgerechnet mich? War es Zufall? Was wird ihm als nächstes in den kranken Sinn kommen? Soll ich genauso irre werden wie er? Möchte er das? Legt er es darauf an? Sie versuchte sich mit einer CD abzulenken, schob die glänzende Scheibe in den Player und ließ sie laufen … Filmmusik von anno dazumal bis heute.
»Vom Winde verweht«, »Kampfstern Galactica«, »Die glorreichen Sieben«, »James Bond« … Molly hatte nicht lange Freude daran, stoppte die Wiedergabe verdrossen, war aber dann auch mit der abrupten Stille nicht zufrieden, die ausbrach, nachdem sie auf den Ausschaltknopf gedrückt hatte. Weißt du eigentlich, was du willst?, fragte sie sich ärgerlich. Obgleich sie befürchtete, nicht einschlafen zu können, beschloss sie, zu Bett zu gehen. Doch daraus wurde nichts, weil unten plötzlich jemand hart gegen die Haustür schlug. Molly zog die Luft geräuschvoll ein und zuckte heftig zusammen. Es wurde nicht geklopft, sondern gehämmert. Kräftig, laut, fordernd. Drei Schläge. Dann Stille. Dann wieder drei Schläge.
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
Unheimlich hörte sich das an. Auf Wirkung bedacht.
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
Und wieder:
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
Molly schlich zum Fenster. Sie wagte kaum, hinauszusehen. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Sie nagte nervös an ihrer Unterlippe. Ein kleines Vordach verhinderte, dass sie sehen konnte, wer an der Haustür stand. Sie öffnete nervös das Fenster.
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
»Ja?«, rief sie mit belegter Stimme hinunter.
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
»Wer ist da?«
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
»Wer ist da?«, rief Molly lauter. Stand Harry dort unten? Wollte er sich mit ihr versöhnen? »Harry?«, rief Molly. »Bist du das?«
Die Antwort war: Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch! Molly schloss das Fenster. Wer begehrte da so energisch Einlass? Sie trat vom Fenster zurück, verließ ihr Zimmer und stieg zaghaft die Treppe hinunter, doch unbewaffnet wollte sie die Haustür auf keinen Fall öffnen, deshalb ging sie ins Wohnzimmer und griff nach dem handlichen Feuerhaken, der neben dem offenen Kamin an der Wand lehnte.
Ich schlage zu, dachte sie entschlossen. Wenn du dich mit mir spielst, haue ich dir dieses Eisen so fest auf den Kopf, dass dir Hören und Sehen vergeht. Ich tu’s. Verflucht noch mal, ich tu es wirklich.
Eins, zwei, drei. Toch! Toch! Toch!
Gott, wie das nervte. Sie trat mit erhobenem Feuerhaken aus dem Wohnzimmer und näherte sich mit kleinen Schritten der Haustür.
Ihre Nervenstränge strafften sich immer mehr. Sie atmete ganz flach. In ihrem Inneren kribbelte und prickelte es überall.
Es muss schnell gehen, sagte sie sich. Ich muss ihn überraschen. Tür auf und… Wenn aber nur jemand draußen steht, der ganz dringend Hilfe benötigt? Was dann? Ich kann den doch nicht mit dem Feuerhaken attackieren.
Das hieß, Molly würde sich in Sekundenschnelle entscheiden müssen – ob und wie und ob überhaupt. Sie erreichte die Tür, schloss kurz die Augen, sammelte sich, atmete einmal tief durch und auch noch ein zweites Mal und befahl sich dann: Jetzt!
Gleichzeitig riss sie die Haustür auf und sprang mutig vorwärts. Bereit, zuzuschlagen, falls dies nötig sein sollte, doch das war es nicht.
Es war nämlich überhaupt niemand da. Weder jemand, der Hilfe brauchte, noch jemand, der ihr Böses wollte. Sie stand mit erhobenem Feuerhaken mutterseelenallein vor dem Haus und kam sich begreiflicherweise reichlich albern vor. Wie viel kann der Mensch sich einbilden?, fragte sie sich ziemlich durcheinander, während sie den Feuerhaken langsam sinken ließ. Gibt es diesbezüglich eine Grenze? Wenn der Geist nicht ganz in Ordnung ist, kann man die abstrusesten Dinge sehen und hören. Die Irrenanstalten sind weltweit überfüllt mit lebenden Beispielen.
Molly kehrte ins Haus zurück, schloss die Tür, stellte den Feuerhaken neben dem offenen Kamin an seinen Platz und begab sich nach oben.
Da sie nach dieser Aufregung mit Sicherheit nicht hätte einschlafen können, warf sie ausnahmsweise eine Tablette ein und ging wenig später zu Bett. Sie schlief sehr tief und wachte am nächsten Morgen nicht auf, sondern »kam zu sich«, als der Radiowecker sich mit den neuesten Katastrophennachrichten meldete. Ukraine. Gaza. Irak … Krisenherde, wohin man schaut, dachte Molly seufzend. Es ist zum Heulen. Wieso können die Menschen sich nie vertragen? Ich begreife das nicht.
Im Büro schwebte die dralle Hetty Page heran und stellte ihr unaufgefordert einen Becher Kaffee auf den Schreibtisch. »Du siehst aus, als würdest du ihn brauchen«, sagte sie.
Schon wieder?, dachte Molly. »Wieso?«, erwiderte sie. »Ich habe gut geschlafen.«
»Ach ja?« Das klang so, als würde Hetty an dieser Behauptung zweifeln. Sie trug mal wieder die falsche Konfektionsgröße.
»Ja«, sagte Molly Stone bestimmt, nahm den Kaffee aber dennoch an.
»Gibt’s was Neues?«, erkundigte sich Hetty.
»Wieso fragst du?«
Hetty Page zuckte mit den Achseln und schürzte die Lippen. »Nur so.« Sie spielte mit einer roten Locke. »Ich bin ein neugieriges Mädchen.« Sie schmunzelte. »Das weißt du doch.«
Neuigkeiten hätte es genug gegeben, aber Molly wollte nicht über alles reden, was in der jüngsten Vergangenheit passiert war. Sie erzählte nur – eher beiläufig -, dass sie Knatsch mit Harry Baxter gehabt hatte, nannte jedoch den Grund nicht.
Hetty machte große Augen. »Bei Romeo und Julia hängt der Haussegen schief?«, staunte sie. »Das ist ja ’n Ding. Ich hätte nicht gedacht, dass es dazu jemals kommen könnte.«
Molly Stone wechselte ziemlich abrupt das Thema, und Hetty Page machte den Schwenk bereitwillig mit, wofür ihr Molly sehr dankbar war.
Sie hatte wenig später kurz mit Jonah Daglow zu tun, und er behandelte sie, wie immer (abgesehen von gestern), freundlich und respektvoll.
Das Gespräch vom Vortag war ganz offensichtlich vom Tisch, und Molly hatte nicht die Absicht, die leidige Angelegenheit noch einmal anzuschneiden.
Während des Vormittags recherchierte sie dann mit ihrem Kollegen Christopher Murphy aus der EDV-Abteilung und fand mit dessen