Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600) Box

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nie gegeben. Ihr hatte es nur weh getan, wie Janine von ihrer Mutter behandelt wurde und Ellen Binder nicht ein freundliches Wort für sie selbst gehabt hatte, obgleich sie doch nun schon so viele Jahre unzertrennlich mit Janine verbunden war.

      Dieser Abschiedsauftritt war Beate unter die Haut gegangen, hatte sie nachhaltiger getroffen als Janine selbst. Jetzt, da Inge sich so vorteilhaft wandelte, wurde es ihr doppelt bewußt, wie bedeutungsvoll eine innige Bindung an die Eltern sein konnte. Wahrscheinlich hatte Janine Andy so schnell ihr ganzes Herz geschenkt, weil er ihr diese Art von Liebe schenkte, die sie immer vermißt hatte. Freundschaft und Liebe waren eben doch ein Unterschied, obgleich sich Beate durchaus bewußt war, daß Freundschaft auch zwischen Mann und Frau manchmal beständiger sein konnte als Liebe.

      Nach dem langen Klinikaufenthalt freute sie sich nun wieder darauf, frische Luft atmen zu können. Sie war schon neugierig, was es mit dieser ganz besonderen Therapie auf sich hatte.

      Helmut Hendriks wollte die Mädchen selbst hinbringen. Er hatte wieder einen großen bequemen Wagen. Ganz schüchtern hatte Inge angefragt, ob sie auch mitkommen könne. Niemand hatte etwas dagegen, aber Janine wollte vorn sitzen, weil da mehr Platz war und sie besser hineingehoben werden konnte.

      Alle hatten Sorge, daß sie Angst hatte, sich wieder in ein Auto zu setzen, aber sie verzog keine Miene. Es war bewundernswert, wie sie ihren derzeitigen Zustand hinnahm.

      Daß sie so umsorgt wurde, war besonders beglückend für sie, da sie es ja nie zuvor erlebt hatte.

      Sie sollte auch du zu Inge und Helmut sagen. Sie fragte, wie sie sie denn nennen dürfe.

      »Mit dem Vornamen, wenn wir dir nicht zu alt sind«, sagte Helmut. »Tante und Onkel können wir uns wohl sparen.«

      Beide waren sie tief gerührt, als Janine sagte: »Das Unglück hat mir eigentlich Glück gebracht. Ich habe eine Familie, und Andy ist mir treu geblieben.«

      Niemand versuchte, ihr Andy auszureden, auch ihr Vater nicht, der heilfroh war über diese Entwicklung, die sein Gewissen doch beruhigte. Natürlich kam er für alle Kosten auf, und Janine bekam auch ihre großzügigen monatlichen Geldüberweisungen weiterhin. Daß Ellen ihre Dachterrassenwohnung heimlich verkauft hatte, erfuhr er erst später. Janines persönliche Sachen standen beim Hausverwalter zur Abholung bereit, das hatte dieser Rainer Binder mitgeteilt, der noch einmal eine Mordswut auf Ellen bekam, weil sie sich so aus dem Staub gemacht hatte.

      Janine machte das alles nichts aus. Bei ihr hatte der Unfall bewirkt, daß sie ein völlig neues Leben beginnen wollte. Sie hatte einen Strich unter die negativen Erlebnisse mit ihrer Mutter gemacht und sprach auch nicht mehr darüber. Das war für sie erledigt. Sie hatte ein zweites Leben geschenkt bekommen, das wollte sie so gestalten, wie es ihr richtig erschien.

      Als sie die Behnisch-Klinik verließen, standen die Schwestern Spalier. Manch eine hatte Tränen in den Augen, denn Janine und Beate, diese beiden tapferen Mädchen, waren ihnen ans Herz gewachsen.

      »Die größte Freude würdet ihr uns machen, wenn ihr in nicht zu ferner Zeit fröhlich angesprungen kämet«, sagte Jenny Behnisch. »Unsere guten Wünsche begleiten euch.« Und auch Inge wurde jetzt mit einem festen Händedruck bedacht.

      Vorsichtig wurde Janine auf den Beifahrersitz gesetzt und angeschnallt. Alles war so für sie vorbereitet worden, daß sie es ganz bequem hatte.

      Auf dem Rücksitz hatten Inge und Beate Platz genommen. Beate hatte noch einen Stützverband am gebrochenen Bein, das aber recht gut verheilt war. Der Arm machte ihr gar nicht mehr zu schaffen. Sie hätte sehr gute Knochen und Gelenke, hatte ihr Dr. Behnisch bestätigt.

      Weit war die Fahrt nicht. Nach knapp zwei Stunden erreichten sie Gut Neuenwied, einen wunderschönen Bau inmitten einer Parklandschaft. Der erste Laut, den Beate vernahm, war das Wiehern eines Pferdes. Ein freudiges Lächeln glitt gleich über ihr Gesicht.

      Helmut war ausgestiegen, um ihr Kommen anzumelden, aber schon erschien ein hochgewachsener weißhaariger Mann mit elastischen Schritten und stellte sich als Dr. Albrecht vor. Er wirkte jung und sportlich, trotz der weißen Haare. Gleich wurde auch ein Rollstuhl für Janine gebracht.

      Die Begrüßung war herzlich, Dr. Albrechts warme dunkle Stimme gab ihnen gleich das Gefühl der Geborgenheit. Es war eine familiäre Atmosphäre in dem schönen Haus, das gar nichts von einem Sanatorium oder gar einer Klinik an sich hatte. Ein großes helles Zimmer mit Naturholz war für Beate und Janine hergerichtet.

      Die übrigen Räume des Hauses, Eßsaal und Aufenthaltsraum, der Wintergarten und die überdachte Terrasse, ein Lesezimmer und ein Fernsehraum extra, so daß jeder seine eigene Freizeit gestalten konnte. Es gab auch Fitnessräume, und die Schwimmhalle, von der Andy schon gesprochen hatte, war lichtdurchflutet mit einem weiten Blick in den herrlichen Park. Einzig die Therapieräume verrieten, daß hier Kranke behandelt wurden. Janine konnte gleich sehen, daß sie nicht die einzige war, die im Rollstuhl gefahren wurde.

      Beate brannte darauf, die Pferde zu sehen. Das konnte sie wenigstens aus der Entfernung, denn es war gerade Reiten als Therapie angesagt. Fünf Patienten saßen auf den Pferden, die langsam geführt wurden. Da durfte nicht gestört werden. Dr. Albrecht erklärte, daß es für diese Patienten nicht einfach sei, ruhig auf den Pferden zu sitzen, aber sie lernten dadurch, Angst zu überwinden und Sicherheit zu erlangen.

      »Ich freue mich schon darauf, reiten zu dürfen«, sagte Beate mit strahlenden Augen. Ich würde mich auch gern mit ihnen beschäftigen.«

      »Wir werden sehen, alles hübsch der Reihe nach«, sagte Dr. Albrecht nachsichtig.

      Helmut war beruhigt, einem so sympathischen Mann seinen Liebling anvertrauen zu können, Inge war geradezu begeistert von ihm.

      »Wenn es dir so gut gefällt, kannst du ja auch eine Zeit hierbleiben«, schlug Helmut vor.

      »Willst du mich schon wieder loswerden?« schmollte sie.

      »Ich wollte nur herausfinden, ob du mich wieder allein lassen willst«, scherzte er.

      »Ich bin froh, daß du mich erträgst, aber es ist auch beruhigend, die beiden so gut aufgehoben zu wissen.«

      Zwei Dutzend Patienten waren im Haus. Mehr nahm Dr. Albrecht auch nicht auf, denn er wollte für jeden genügend Zeit haben. Bei der gemeinsamen Teestunde, zu der auch Inge und Helmut noch blieben, erzählte er, daß er sich zehn Jahre in China aufgehalten hatte, um dort die chinesische Heilkunst zu studieren.

      »Es war so faszinierend, daß ich gar nicht merkte, wie die Jahre vergingen. Allerdings hatte ich inzwischen auch meine Frau kennengelernt, die auch als Ärztin tätig war. Ich konnte sie aber leider nicht dazu bewegen, mit mir nach Deutschland zu kommen. So mußte ich es leider auch in Kauf nehmen, daß mein Sohn erst zu mir kam, als seine Mutter gestorben war. Aber ich war immer entschlossen gewesen, Gut Neuenwied, das Familienbesitz ist, zu einem Sanatorium zu machen. Das ist mir anscheinend recht gut gelungen.«

      »Es ist wunderschön«, sagten sie alle fast gleichzeitig. Dr. Albrecht bot ein Bild völliger Ausgeglichenheit und innerer Zufriedenheit. Er wirkte sehr jugendlich, wenn er so locker plauderte, aber alles, was er sagte, hatte Sinn und regte zum Nachdenken an.

      Er war ein Mann, der tat, was er für richtig empfand, der wohl auch zu Kompromissen bereit war, aber seinen Weg doch gehen wollte mit einem ganz bestimmten Ziel vor Augen. Sein Blick hatte hypnotische Kraft, und seine Ruhe teilte sich allen mit, die ihm zuhörten.

      »Bei mir kribbelt es richtig, wenn er mich anschaut«, sagte Janine

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