Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dämmerung der Liebe - Barbara Cartland страница 2
Perry war intelligent, wenn es darauf ankam. Er merkte, daß der Herzog nicht scherzte, daß dies keine leeren Sprüche waren, sondern daß er mit einem ungewöhnlichen Gedanken spielte,
»Als wir gestern abend miteinander Karten spielten«, fuhr der Herzog fort, »kam mir der Gedanke, daß wir uns eigentlich viel zu gut kennen, als daß wir uns beim Spiel noch wirklich amüsieren könnten. Ich weiß sofort, wenn Archie ein gutes Blatt hat, weil er dann mit den Augen zwinkert, und Charles preßt die Lippen zusammen, wenn er ein schlechtes hat, und du schnippst mit den Fingern, ehe du einen Trumpf ausspielst.«
»Verdammt, Alstone, das grenzt ja an Betrug!« protestierte Perry.
»Nein, ganz im Gegenteil, das ist einfach Beobachtung; so weiß man immer, was geschehen wird — was übrigens, wie ich hinzufügen möchte, auch für meine anderen Interessen gilt.»
»Ich vermute, damit spielst du auf Daisy an«, sagte Perry. »Ich habe schon seit einiger Zeit den Eindruck, daß sie dir langsam auf die Nerven geht.«
Einen Augenblick lang dachte Perry, er sei zu weit gegangen. Der Herzog war immer sehr zurückhaltend, wenn jemand auf seine Liebesaffären zu sprechen kam.
Aber an diesem Abend war er in einer vertrauensseligen Stimmung.
»Daisy ist ohne Zweifel die schönste Frau in ganz London«, sagte er. »Aber auch Schönheit kann etwas Eintöniges an sich haben.«
»Da hast du recht«, stimmte Perry zu. Es wunderte ihn nicht, daß die Gräfin von Hellingford den Herzog allmählich langweilte.
An ihrer atemberaubenden Schönheit bestand tatsächlich kein Zweifel, wenn man sie zum ersten Mal sah, aber sie neigte auch dazu, sehr anspruchsvoll und manchmal herrisch zu sein, und Perry wunderte sich ohnehin, daß der Herzog es schon so lange mit ihr aushielt.
»Wie wäre es mit einer Auslandsreise?«
»Wohin sollte ich denn fahren?« fragte der Herzog. »Ich habe gestern abend darüber nachgedacht, daß ich fast alle sehenswerten Orte der Welt schon besucht habe. Wenn ich also nicht gerade die Wüste Gobi durchqueren oder den Mount Everest besteigen will, bleibt nicht viel übrig.«
Perry lachte.
»Wirklich — der ‘arme kleine reiche Junge’!«
»Genau!« stimmte der Herzog zu. »Und deshalb bitte ich dich um irgendwelche Vorschläge.«
»Frage um Gottes willen nur mich um Rat«, sagte Perry. »Du weißt, was für einen Aufruhr es gäbe, wenn du so etwas der Bande gegenüber verlauten lassen würdest. Sie sind voll und ganz damit zufrieden, wie es jetzt ist.«
Der Herzog verzog die Lippen zu einem zynischen Lächeln.
Er wußte sehr wohl, daß Perry mit ‘Bande’ seine Freunde meinte, die hinsichtlich Pferderennen, Angeln, Segeln, Jagen und allen anderen Vergnügungen, die auf den Besitztümern des Herzogs und in seinen vielen Häusern stattfanden, ganz von seiner Gunst abhängig waren.
Es war fast schon eine Gewohnheit des Herzogs, jedes Wochenende in Mere, seinem großen und außerordentlich komfortablen Haus in Surrey, immer die gleichen Leute zu empfangen.
Seine engeren Freunde hielten dies so sehr für eine Selbstverständlichkeit, daß immer die gleichen Zimmer für sie bereitgehalten wurden, und sie ließen dort sogar einen Teil ihrer persönlichen Habe zurück, damit sie nicht jedes Mal alles mit nach London zurück nehmen mußten.
Wenn also der Herzog tatsächlich seinen Lebensstil ändern sollte, dann würde es bestimmt unter seinen Freunden Heulen und Wehklagen geben. Er nannte sie im Stillen die ‘Schmarotzer‘ und er hatte nicht vor, sich ihr Gejammer anzuhören.
»Wohin willst du denn fahren?« fragte Perry.
»Ich fahre überhaupt nirgendwohin«, antwortete der Herzog. »Ich frage dich nur, was ich tun soll, das ich vielleicht interessant finden könnte, anstatt hier zu sitzen und Däumchen zu drehen, so wie ich es jetzt mache. Langsam bekomme ich das Gefühl, ich werde ein Fossil.«
»Das ist das letzte, was du je sein wirst!« rief Perry. »Aber ich begreife, was du damit sagen willst, und ich werde versuchen, mir etwas auszudenken.«
»Ich möchte etwas Neues erleben, etwas, das sich vom üblichen Trott unterscheidet, der mein Leben im Augenblick so langweilig macht wie einen Ententeich.«
»Wie wär's, wenn wir einfach die Rollen tauschen?« fragte Perry. »Ich kann dir versichern, du würdest genug Aufregendes erleben, wenn du dir anhören müßtest, wie sich mein Vater über Verantwortung, Verschwendungssucht und mein zielloses Leben ausläßt und mir beweist, daß ich nichts weiter bin als ein Tunichtgut.«
Der Herzog lachte.
»Dein Vater war immer dagegen, daß wir beide befreundet sind. Er glaubt, daß ich meine Verantwortung nicht ernst genug nehme; das hat er meinem Vater erklärt, fast noch ehe ich alt genug war, um lange Hosen zu tragen.«
»Wenn er dich im Augenblick hören könnte, würde er feststellen, daß du im Gegenteil alles viel zu ernst nimmst«, erklärte Perry. »Amüsiere dich, Alstone! Oder warum versuchst du es nicht mit einer Heirat? Das wäre eine interessante Abwechslung.«
Einen Augenblick herrschte unheilvolles Schweigen.
Dann sagte der Herzog: »Du kennst meine Antwort darauf. Nie wieder! Niemals!«
»Das ist die lächerlichste Bemerkung, die du je gemacht hast«, sagte Perry. »Natürlich mußt du eines Tages heiraten. Du brauchst einen Erben.«
»Mein Bruder Thomas hat schließlich drei Söhne.«
»Das ist nicht das gleiche, wie selbst Kinder zu haben. Es würde dir bestimmt Freude machen, deinem Sohn das Reiten und Schießen beizubringen und zu wissen, daß er die Familientradition weiterführt.«
»Das reizt mich nicht im mindesten«, erwiderte der Herzog barsch. »Als Elaine ums Leben kam, empfand ich keinerlei Trauer, und ich kann dir versichern, daß ich, einmal dem Joch der Ehe entronnen, durchaus keine Lust habe, mich ein zweites Mal an die Kette legen zu lassen.«
Perry sagte nichts.
Er erinnerte sich sehr wohl daran, daß der Herzog noch sehr jung gewesen war, als sein Vater für ihn die Ehe mit der Tochter eines anderen Herzogs arrangiert hatte.
Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus war es eine phantastische Verbindung gewesen, aber die beiden hatten sich von dem Augenblick an gestritten, in dem sie die Kirche verließen; als dann Alstones Frau bei einem Jagdunfall ums Leben kam, erwartete eigentlich jedermann, daß er wieder heiraten würde.
Aber von diesem Augenblick an machte er ganz deutlich, daß seine Absichten, was Frauen anbetraf, nicht die ehrenhaftesten waren.
Umgeben und regelrecht verfolgt von den schönsten und gebildetsten Damen der Gesellschaft, amüsierte sich der Herzog ausschließlich mit Frauen, die verheiratet waren und selbstzufriedene Gatten hatten, von denen die meisten wesentlich älter waren als er selbst.
Der Herzog war jetzt dreiunddreißig Jahre alt, und er hatte sich als Gefährtinnen Schönheiten erkoren, die fast so alt waren wie er oder nur wenig jünger,