Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland
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Sobald eine schöne Frau einmal einige Jahre verheiratet war und ihrem Gatten einen Erben geschenkt hatte, erwartete man mehr oder weniger von ihr, daß sie eine Liaison hatte, vorausgesetzt, diese war diskret und führte niemals auch nur zum geringsten Skandal.
König Edwards Liebschaften, die er bis zum Tage seines Todes hatte, waren seinen nahen Freunden natürlich bekannt, aber außerhalb der Hofkreise bewahrte ihn das Auftreten der schönen Königin Alexandra bei allen öffentlichen Anlässen vor jeglicher Kompromittierung, sogar bei der Presse.
Perry wußte, daß sein herzoglicher Freund, der unter seinen Vertrauten als Frauenheld galt, für die übrige Welt ein Muster an Tugend war.
»Wenn du schon keine Lust hast, dich zu verheiraten«, sagte Perry, »dann werden wir uns eben nach jemandem umsehen, der dein Gefallen findet.«
»Ich zweifle daran, daß du jemanden finden könntest«, erwiderte der Herzog mürrisch. »Allmählich glaube ich nämlich, daß sie alle gleich sind, aus welcher Gesellschaftsschicht sie auch kommen mögen.«
Er stand auf, ging durchs Zimmer und schenkte sich noch ein Glas Champagner ein. Dabei sagte er: »Wenn du glaubst, Molly sei anspruchsvoll, dann hast du keine Ahnung davon, was von mir erwartet wird.«
»Du kannst es dir schließlich leisten.«
»Das schon, aber es ist ausgesprochen ärgerlich, wenn man weiß, daß das eigentliche Interesse einer Frau an deiner Person darin besteht, daß sie in dir einen Dukatenesel sieht«, erklärte er verbittert.
Perry lachte.
»Ich erinnere mich an einen Onkel von mir, der einmal sagte: ‘In meinem Alter erwartet man von mir, daß ich bezahle.‘ Wenn ich den Text ein wenig ändere, kann ich dir erklären, daß du als Herzog eben nichts ohne Gegenleistung erwarten kannst.«
Der Herzog antwortete nicht und Perry fuhr fort: »Hör auf, romantisch zu sein und um deiner selbst willen geliebt werden zu wollen. Nimm, was die Götter dir schenken und sei dankbar dafür! Wenn einer von der Bande zufällig unser Gespräch mitanhören könnte, würde er seinen Ohren nicht trauen.«
Der Herzog lachte.
»Ich gebe ja zu, daß du recht hast«, sagte er. »Ich mache mich zum Narren. Es ist am besten, wir gehen zu den anderen. Sie sind inzwischen sicher schon eingetroffen.«
Der Herzog sah auf die Uhr über dem Kamin und stellte fest, daß es schon dreiviertel acht Uhr war.
»Wie wäre es, wenn wir nach dem Essen ausgehen?« fragte Perry. »Wir könnten uns den letzten Akt im ‘Gaiety’ ansehen.«
»Den habe ich schon dreimal gesehen«, sagte der Herzog.
»Es gibt schließlich auch noch andere Theater.«
»Dafür essen wir zu spät. Wenn du willst, könnten wir später zu Romano hinübergehen und schauen, was dort los ist.«
»Gut, aber erwähne es nicht vor Archie und den anderen, sonst kommen sie alle mit.«
»Wir gehen allein«, versprach der Herzog.
Er stellte sein leeres Glas hin, und sie gingen in den Blauen Salon, in dem sich die Freunde des Herzogs vor dem Essen eingefunden hatten.
An diesem Abend war es eine reine Männergesellschaft, denn einige Gäste waren bei den Rennen gewesen und wollten darüber sprechen, was das weibliche Geschlecht unweigerlich gelangweilt hätte.
Sie waren zu sechst im Blauen Salon, und alle hatten sie Gläser in der Hand, als der Herzog und Perry eintraten.
»Hallo, Alstone!« sagte jemand. »Wir dachten schon, du hättest uns vergessen.«
»Na, wie war's?« fragte der Herzog freundlich.
Alle auf einmal antworteten ihm. Er erfuhr, daß es ein Desaster gewesen war und die Favoriten von Außenseitern geschlagen worden waren.
»Ich habe vor, meinen Kummer zu ertränken«, erklärte Lord Carnforth, »Aber ehe ich das tue, möchte ich deine Ansicht über eine kleine Meinungsverschiedenheit hören, die ich mit Hugo hatte, ehe du hereinkamst, Alstone.«
Der Herzog nahm ein Glas Champagner, setzte sich und sagte: »Ich bin bereit zu richten. Worum handelt es sich?«
»Wir sprachen über dieses neue Stück von George Bernard Shaw«, erklärte Sir Hugo Benson. »Es heißt Pygmalion, hast du es schon gesehen?«
»Nein, um was geht es denn da?« fragte der Herzog.
»Um einen Phonetiker, der ein Blumenmädchen von Covent Garden so meisterlich unterrichtet, daß er sie, sobald sie korrekt sprechen kann, in die Gesellschaft einführt, ohne daß jemand mißtrauisch wird.«
»Etwas Lächerlicheres habe ich noch nie gehört«, rief Lord Carnforth. »Ich habe Shaw früher sehr bewundert, weil er originelle Ideen hat, aber dieses Stück ist eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand!«
»Das glaubst du«, erwiderte Hugo Benson. »Ich sage, daß ein Mädchen, das jung und intelligent ist und von einem ausgezeichneten Lehrer unterrichtet wird, sehr viele Leute hinters Licht führen könnte.«
»Sie müßten ja alle schwachsinnig sein«, ereiferte sich Archie Carnforth. »Bildest du dir etwa ein, daß einer von uns sich von einer Außenseiterin täuschen lassen würde? Natürlich nicht!«
»Ich glaube, es hängt davon ab, ob das Mädchen gut aussieht und wie es gekleidet ist«, warf Perry ein.
»Wir sprechen schließlich nicht von Prostituierten«, konterte Archie Carnforth, »wir sprechen davon, ob man intelligente Leute glauben machen kann, ein einfaches junges Mädchen sei eine Dame, denn darum geht es in Shaws Stück. Ich halte das für lächerlich.«
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte einer der Gäste. »Man kann die Gesellschaft leicht täuschen, aber genau das ist für die Eingeweihten unter Umständen außerordentlich aufschlußreich.«
»Was meinst du damit?« fragte jemand.
»Nun, nimm zum Beispiel uns«, sagte Archie Carnforth. »Angenommen, jemand versuchte, uns ein einfaches Mädchen unterzuschieben. Wir würden doch sofort merken, ob sie echt ist oder nicht. Es wäre so, als ob man behaupten würde eine unechte Halskette sei von Cartier. Wir würden sie sofort als Imitation erkennen. Was meinst du, Alstone?«
»Ich bin geneigt, dir zuzustimmen«, sagte der Herzog. »Aber ich kann mir gut denken, daß Shaws Stück recht interessant ist. Ich werde es mir ansehen.«
»Ich würde dafür keinen Penny ausgeben«, sagte Archie Carnforth. »Das Ganze ist von Anfang bis zum Ende Schwindel.«
»Da bin ich nicht deiner Meinung«, erklärte Sir Hugo Benson. »Außerdem glaube ich, daß Frauen so anpassungsfähig sind wie ein Chamäleon, das je nach Bedarf die Farbe wechseln kann.«
»Das ist doch der reinste Unfug«, sagte Lord Carnforth aggressiv. »Frauen müssen in ihrer Gesellschaftsschicht bleiben, andernfalls sind sie hilflos oder fallen auf wie